Wörth
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Wörth,
Wörth,
1) Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Obernburg, am Main und an der Linie Aschaffenburg-Amorbach der Bayrischen Staatsbahn, 135 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Rettungs- und Waisenhaus, Holzwarenfabrikation, Schiffbau und Schiffahrt und (1885) 1566 meist kath. Einwohner. -
2) Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Regensburg, [* 2] unweit der Donau, hat eine kath. Kirche, ein Schloß des Fürsten von Thurn und Taxis (ehemals häufig Residenz der Bischöfe von Regensburg), eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, ein Amtsgericht, ein Forstamt und (1885) 1183 fast nur kath. Einwohner. -
3) Stadt und Kantonshauptort im deutschen
Bezirk
Unterelsaß,
Kreis
[* 3]
Weißenburg,
[* 4] an der
Sauer, hat eine evangelische und eine
kath.
Kirche, ein schönes Denkmal der dort gefallenen
Bayern
[* 5] auf dem Militärfriedhof, ein
Amtsgericht,
Rotgerberei, Wollspinnerei,
eine
Ölmühle, Holzhandel u. (1885) 1064 Einw.
Wörth
gehörte früher zur
Grafschaft
Hanau-Lichtenberg und ist durch die
Schlacht vom (bei den
Franzosen gewöhnlich
Schlacht von
Reichshofen genannt) denkwürdig.
Dieselbe wurde dadurch herbeigeführt, daß Mac Mahon nach dem Gefecht von Weißenburg der dritten deutschen Armee das Vordringen durch die Vogesen verwehren wollte. Der Marschall, der sein 1. Korps und eine Division des 7. Korps zur Verfügung hatte, benutzte eine sehr günstige u. in der französischen Armee wohlbekannte Defensivposition längs des Sauerbachs, deren Flügelanlehnungen die Dörfer Neuweiler im Norden, [* 6] Morsbronn und Eberbach im Süden waren, während das Dorf Fröschweiler und das Dorf Elsaßhausen starke Stützpunkte für das Zentrum bildeten.
Der
Kronprinz von
Preußen
[* 7] war mit der dritten deutschen
Armee (vom rechten
Flügel ab gerechnet das 2. und 1. bayrische, das 5. und 11.
Korps
und die
Württemberger umfassend) 5. Aug. an die
Linie der
Selz vorgerückt und hatte für den 6. Aug. nur eine engere
Konzentration nach vorwärts angeordnet. Mit Tagesanbruch jedoch entspannen sich mehrere
Gefechte der
Vortruppen (der
Bayern
unter
General v.
Hartmann und der preußischen 20. und 19.
Brigade) mit den
Franzosen, die dem ursprünglichen
Plan gemäß wieder
abgebrochen wurden, schließlich aber doch zu einer größern
Schlacht führten, da besonders das 5.
Korps unter
General v.
Kirchbach mit so bedeutenden Streitkräften Wörth
besetzt und einen zunächst vergeblichen
Angriff auf die
Höhen westlich
der Stadt unternommen hatte, daß ein
Rückzug den
Eindruck einer
Niederlage gemacht haben würde, den man vermeiden mußte.
Der
Kommandeur des 11.
Korps, v.
Bose, versprach dem 5.
Korps seine Mitwirkung, und auch von dem 2. bayrischen
Korps war die
Wiederaufnahme des
Angriffs gegen den linken
Flügel zu erwarten. Um diese Zeit (1
Uhr
[* 8] mittags) traf der
Kronprinz
auf dem Schlachtfeld ein und übernahm fortan die Leitung. Der
Angriff des 5.
Korps im
Zentrum führte, allerdings unter Aufbietung
aller
Kräfte und unter großen Verlusten, zur Erstürmung und Behauptung des Höhenrandes über Wörth
gegen
Fröschweiler zu. Freilich waren die
Truppen dabei ganz zersplittert worden und durcheinander geraten, aber auch die
Franzosen
hatten bei ihren wiederholten Offensivstößen große Verluste erlitten.
Währenddessen war es zwischen 12 und 1 Uhr dem 11. Korps gelungen, den Albrechtshäuser Hof [* 9] und Morsbronn den Franzosen zu entreißen. Als dasselbe dann eine Rechtsschwenkung vornahm, um gegen den Niederwald vorzugehen, wurde die aus Morsbronn sich entwickelnde Infanterie (32. und 94. Regiment) von der Kürassierbrigade Michel und einem Lancierregiment, welche General Lartigue zur Erleichterung seines Flügels vorgeschickt, angegriffen; aber das preußische Fußvolk, das ruhig in seinen augenblicklichen Stellungen und Formationen verblieb, empfing die französische
[* 1]
^[Abb.:
Karte zur
Schlacht bei Wörth
(6. Aug. 1870).]
¶
Reiterei mit so wirksamem Schnellfeuer, daß sie fast vernichtet wurde. Auch ein heftiger Vorstoß französischer Infanterie auf den Albrechtshäuser Hof ward abgewiesen und der rechte französische Flügel ganz in den Niederwald zurückgeworfen. Auch dieser wurde nach heftigem Kampf genommen und in raschem Anlauf, [* 11] unterstützt durch den linken Flügel des 5. Korps, das wichtige Dorf Elsaßhausen erstürmt. So war der rechte französische Flügel völlig eingedrückt und die Verbindung mit dem 5. Korps hergestellt.
Die Franzosen versuchten, Elsaßhausen wiederzuerobern, wurden aber zurückgeschlagen; der Kavallerieangriff der französischen Kürassierdivision Bonnemain scheiterte gänzlich. Zur Unterstützung des 11. Korps trafen jetzt (nach 3 Uhr) bei Elsaßhausen die Württemberger ein. Auf dem rechten Flügel des 5. Korps waren die Bayern unter heftigen Kämpfen vorgedrungen u. auf Fröschweiler vorgerückt. Dieses Dorf, der beherrschende Punkt der französischen Stellung, ward um 4 Uhr nach erbitterter, hartnäckiger Verteidigung durch die von allen Seiten heranstürmenden Truppenteile des 11. und 5. Korps, der Bayern und Württemberger erstürmt.
Was nicht im Dorf gefangen wurde, eilte in fast regelloser Flucht auf den Straßen nach Reichshofen und Niederbronn, wo die Division Lespart vom französischen 5. Korps die Flüchtigen aufnahm, von denen aber ein großer Teil vorher von den verfolgenden Truppen der beiden deutschen Flügelkorps gefangen genommen wurde. Die Dunkelheit machte der Verfolgung ein Ende, auf welcher bereits Reichshofen und Niederbronn in deutsche Hände gefallen waren. Die Franzosen setzten ihren Rückzug auf Zabern [* 12] und durch die Vogesen in größter Eile die Nacht hindurch fort und legten so große Strecken zurück, daß die mehr gegen Bitsch zu verfolgende deutsche Kavallerie die Fühlung mit ihnen verlor. So wurde das Gros der französischen Armee gerettet.
Die französische Armee verlor 8000 Mann an Toten und Verwundeten, 9000 Gefangene, 1 Adler [* 13] und 33 Geschütze. [* 14] Auf deutscher Seite war der Sieg mit einem Verlust von 489 Offizieren und 10,153 Mann (davon das 5. Korps allein 5440 Mann) teuer erkauft.
Vgl. »Der deutsch-französische Krieg 1870/71«, Heft 3 (Generalstabsbericht, Berl. 1873);
Klein (Pfarrer zu Fröschweiler),
Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahr 1870 (8. Aufl., Nördling. 1889);
»Relation de la bataille de Froschwiller« (hrsg. von der »Revue générale de l'État-Major«, Par. 1889).