Wittelsbach
,
altes berühmtes Dynastengeschlecht, aus dem das jetzige bayrische Königsgeschlecht entsprossen ist. Sein Ahnherr war Markgraf Liutpold von Bayern [* 3] (gest. 907), dessen Sohn Arnulf der Böse 919 die Hand [* 4] nach der deutschen Kaiserkrone ausstreckte, sich aber mit dem Herzogtum Bayern begnügen mußte. Nach dessen Tod 937 verlieh Otto I. das Herzogtum dem Oheim des Verstorbenen, Berthold, um es, als dieser 945 starb, dem eignen Bruder Heinrich, den er mit Arnulfs Tochter Judith vermählte, zu geben.
Arnulfs ältester Sohn,
Eberhard, war 938 vom Herzogtum
Bayern ausgeschlossen worden; der jüngere,
Arnulf (II.), wurde
Pfalzgraf
in
Bayern, erbaute 940 die
Burg
Scheyern, und seine Nachkommen benannten sich nach dieser
Burg.
Otto V. verlegte 1124 die
Residenz der
Pfalzgrafen nach der
Burg Wittelsbach
bei
Aichach.
Otto VI., der sich auf
Friedrichs I.
Römerzügen ausgezeichnet
hatte, erhielt 1180 das Herzogtum
Bayern, wozu sein Sohn
Ludwig I. 1214 die
Pfalz erwarb.
Sein
Vetter,
Pfalzgraf
Otto VIII. von
Wittelsbach
, ist durch die Ermordung
Philipps von
Schwaben 1208 berüchtigt geworden; er wurde geächtet, 1209 erschlagen, die Stammburg
Wittelsbach
von
Herzog
Ludwig I. selbst zerstört.
Ihre Stätte bezeigen gegenwärtig eine
Kirche und ein 50
Fuß hoher
Obelisk. Das
Haus Wittelsbach
teilte sich nach dem
Tod
Ludwigs II. des
Strengen 1294 in die ältere
Linie
Pfalz und die jüngere
Bayern.
Letztere bestieg zweimal, mit
Ludwig dem
Bayern (1314-46) und
Karl VII. (1742-45), den Kaiserthron, erlangte 1623 die Kurwürde, erlosch aber 1777 mit
Maximilian
Joseph.
Die pfälzische
Linie (näheres s.
Pfalz) erhielt schon 1356 die Kurwürde, bestieg mit
Ruprecht von der
Pfalz
(1400-1410) den Kaiserthron und teilte sich nach dessen
Tod in die vier
Linien: Kurpfalz,
Oberpfalz,
Simmern und
Mosbach, von
denen
Oberpfalz 1443 und
Mosbach 1499 erloschen.
Die Kurlinie (Heidelberger Linie) starb 1559 mit Otto Heinrich aus, worauf die reformierte Linie Pfalz-Simmern folgte, die 1623 die Kur verlor, aber 1648 die achte erhielt. Sie erlosch 1685 mit Karl Ludwig. Nun folgte die Linie Pfalz-Neuburg, die sich 1569 von der Linie Zweibrücken [* 5] losgelöst und 1614 Jülich und Berg erworben hatte; dieser die seit 1614 selbständige Linie Pfalz-Sulzbach, die 1777 mit Karl Theodor auch Bayern erbte, aber schon 1799 ausstarb. Die noch übrige Linie Pfalz-Zweibrücken, welche 1569 die Erstgeburt an Neuburg [* 6] verlor, und seitdem den zweiten Namen Birkenfeld annahm, hatte 1654-1718 den schwedischen Thron [* 7] inne, erbte 1799 Pfalz und Bayern und nahm 1806 den Königstitel an. Sie blüht noch jetzt in Bayern als königliche Linie (König Otto) und als herzogliche (Herzog Karl Theodor).
Vgl.
Böhmer, Wittelsbac
hische
Regesten bis 1340 (Stuttg. 1854);
Wittmann,
Monumenta Wittelsbac
ensia (Urkundenbuch,
Münch. 1857-61, 2
Tle.);
Heigel, Die Wittelsbacher
(das. 1880);