Titel
Witte
,
München

* 5
München.1) Pieter de, genannt Candido, niederländ. Maler und Bildhauer, geboren um 1548 zu Brügge, kam frühzeitig mit seinen Eltern nach Florenz, [* 2] soll dort bei Vasari gelernt haben, dessen Mitarbeiter er bei verschiedenen dekorativen Malereien in Rom und [* 3] Florenz war, und nahm den Namen Candido (Weiß) an, den er fortan beibehielt. 1586 wurde er von dem Herzog Wilhelm V. von Bayern [* 4] nach München [* 5] berufen, wo er eine reiche Thätigkeit als Maler, Zeichner, Dekorateur und Bildhauer entfaltete. 1602 wurde er Hofmaler des Herzogs Maximilian. Er starb 1628 in München.
Seine Thätigkeit als Bildhauer erstreckte sich zumeist auf die Anfertigung von
Entwürfen zu
Denkmälern und dekorativen
Arbeiten,
die von
Hans Krumper in
Erz gegossen wurden. Die hervorragendsten sind: zwei
Portale und eine
Madonna an der
Vorderseite der alten
Residenz, der
Brunnen
[* 6] mit der
Statue
Ottos von
Wittelsbach im vordern
Hof
[* 7] daselbst, das Grabdenkmal
Kaiser
Ludwigs in der Frauenkirche und die
Madonna auf der Mariensäule zu
München. Witte
hat ferner zahlreiche Wand- und Deckengemälde
in der
Münchener
Residenz und im
Schloß zu
Schleißheim sowie eine
Reihe von Altarbildern für
Kirchen in
München,
Freising,
[* 8]
Augsburg
[* 9] u. a. O. gemalt, unter denen die
Himmelfahrt Mariä in der Frauenkirche zu
München das bedeutendste
ist.
Vgl. Rée, Peter Candid (Leipz. 1885).
Amsdorf - Amsterdam

* 10
Amsterdam.2) Emanuel de, niederländ. Maler, geb. 1607 (oder 1617) zu Alkmar, trat 1636 in die dortige Malergilde, war von 1642 bis 1649 in Delft thätig und nahm dann seinen Wohnsitz in Amsterdam, [* 10] wo er 1692 starb. Er war ein ausgezeichneter Architekturmaler, der hauptsächlich das Innere von reformierten und katholischen Kirchen Hollands, seltener Ansichten von Straßen und Plätzen malte. Bilder von ihm, deren Hauptreiz in der feinen Lichtwirkung liegt, befinden sich in den Museen von Amsterdam, Brüssel, [* 11] Berlin [* 12] (die Synagoge von Amsterdam), Braunschweig, [* 13] Hamburg, [* 14] Rotterdam [* 15] (der Amsterdamer Fischmarkt) und Weimar. [* 16]
3)
Karl, Rechtsgelehrter u. ausgezeichneter Danteforscher, geb. zu
Lochau bei
Halle,
[* 17] machte schon in früher
Jugend, namentlich in den
Sprachen, so aufsehenerregende Fortschritte
(vgl. die pädagogisch wichtige
Schrift seines
Vaters: »Karl Witte
der jüngere, oder
Erziehungs- und Bildungsgeschichte desselben«
Leipz. 1819, 2 Bde.),
Konat - Kondensationsw

* 21
Konchoide.daß er den Namen »Wunderkind« erhielt. Bereits im Januar 1810 als Student der Universität Leipzig [* 18] immatrikuliert, bezog er auf Wunsch des Königs Hieronymus von Westfalen [* 19] die Universität Göttingen [* 20] und schrieb hier im zwölften Jahr eine lateinische Schrift über die Konchoide [* 21] des Nikomedes, eine Kurve des vierten Grades, wodurch er sich im April 1814 zu Gießen [* 22] die philosophische Doktorwürde erwarb. Außerdem studierte er alte und neue Sprachen, Geschichte, Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie, sodann als Pensionär des Königs von Preußen [* 23] zu Heidelberg [* 24] die Rechte, Diplomatik und Kameralwissenschaften.
Nach seiner Rückkehr (1816) wollte er sich an der
Universität zu
Berlin habilitieren; doch machte ihm die Juristenfakultät
wegen seiner
Jugend Schwierigkeiten, und das
Ministerium bewilligte ihm daher eine Unterstützung zu einer litterarischen
Reise.
Witte
widmete sich während eines mehr als zweijährigen Aufenthalts in
Italien
[* 25] zum Teil juristischen Forschungen,
vorzugsweise aber dem
Studium der
Kunstgeschichte und italienischen Litteratur. 1823 wurde er außerordentlicher, 1829 ordentlicher
Professor der
Rechte zu
Breslau
[* 26] und später nach
Halle versetzt, wo er 1855 zum
Ordinarius der Juristenfakultät aufrückte und
zum
Geheimen
Justizrat ernannt ward. Er starb daselbst. Von seinen juristischen
Arbeiten ist »Das
preußische Intestaterbrecht« (Leipz. 1838) hervorzuheben.
Höhenschichten der Alp

* 27
Alpen.Seine italienischen Studien, besonders über Dante, sind auch jenseit der Alpen [* 27] geschätzt. Er übersetzte unter anderm das »Decamerone« des Boccaccio (3. Aufl. Leipz. 1859, 3 Tle.) und mit Kannegießer Dantes »Lyrische Gedichte« (2. Aufl., das. 1842, 2 Bde.) und veranstaltete eine vorzügliche kritische Ausgabe von Dantes »Divina Commedia« (Berl. 1862),
der er eine metrische, reimlose
Übersetzung dieses Gedichts mit
Kommentar (das. 1865; 3. Aufl. 1876, 2 Bde.)
sowie
Ausgaben von
Dantes
»De monarchia« (2. Aufl.,
Wien
[* 28] 1874) und der
»Vita nuova« (Leipz. 1876) folgen ließ. Auch
bearbeitete er die 5.
Auflage von
Kannegießers Übersetzung der »Göttlichen
Komödie« (Leipz. 1873, 3
Tle.). Außerdem nennen
wir von ihm: »Alpinisches und
Transalpinisches« (Berl. 1858) und »Dante-Forschungen«
(2 Bde.,
Halle 1869 u. Heilbr. 1879). Die unter dem Protektorat des
Königs von
Sachsen
[* 29] gegründete deutsche
Dante-Gesellschaft hat Witte
zum eigentlichen
Urheber. -
Sein Sohn
Hermann
Witte
, geb. zu
Breslau,
Professor der
Rechte in
Greifswald,
[* 30] wo er starb, schrieb: »Die Bereicherungsklagen
des gemeinen
Rechts«
(Halle 1859) und »Das Interdictum
uti possidetis« (Leipz. 1863).