Hermann, Afrikaforscher, geb. zu
Frankfurt
[* 2]
a. D., trat, im Kadettenkorps vorgebildet, 1873 als
Fähnrich
in ein mecklenburgisches Infanterieregiment und wurde 1874
Leutnant in demselben. Mit dem Afrikaforscher
Pogge näher bekannt geworden, bereitete er sich seit 1880 zu einer
Reise nach
Afrika
[* 3] vor und wurde 1881 im
Dienste
[* 4] der
AfrikanischenGesellschaft nach
Afrika entsandt. Mit
Pogge verließ er 1881
Loanda, gelangte über
Malansche nach Kimbundo und nach Überschreitung
des
Kassai in das Gebiet der Tuschilange am
Lulua.
Von dort kamen sie zum Mukambasee, der
auf seine wahre
Ausdehnung
[* 5] zurückgeführt wurde, dann zu den kunstfertigen Bassongo,
passierten den
Lubilasch oder Sankuru und setzten nach Erreichung des angeschwollenen Lufubu die
Reise in
Booten zum
Lualaba
fort. In
Nyangwe trennten sich die
Forscher, Pogge kehrte nach der Westküste zurück, Wißmann aber ging ostwärts
weiter und erreichte in
Begleitung des Sklavenhändlers
Tippu Tip die Ostküste
Afrikas15. Nov. bei Saadani. Er kehrte dann über
Sansibar
[* 6] und
Ägypten
[* 7] nach
Deutschland
[* 8] zurück.
Nun gewann ihn der König
Leopold von
Belgien
[* 9] zu einer Forschungsreise in das südliche Congobecken. Am verließ
er, begleitet von den
LeutnantsBrüdernMüller und
François und
Dr.
Ludw.
Wolf,
Hamburg,
[* 10] um zunächst in Malange seine Expedition
zu organisieren, was ihm durch die Übernahme von
Pogges sämtlichen Leuten schnell gelang, so daß er aufbrechen
konnte. Er stellte die verfallene
Station Lubuku wieder her, gründete am
Lulua unter 5° 57' südl.
Br.
u. 22° 20' östl. L. v. Gr.
die
Station Luluaburg und entsandte, während für die
Thalfahrt auf dem
Lulua gerüstet wurde,
LeutnantFrançois ostwärts zum
Häuptling
Mona Tende und
Wolf auf eine
Exkursion nach N. Die
Fahrt wurde 28. Mai angetreten auf den zu diesem
Zweck erbauten zehn größern
Kähnen und zehn
Kanoes der Eingebornen, welche außer Wißmann,
François, H.
Müller
(Fr.
Müller war
inzwischen gestorben) und
Wolf 48
Träger
[* 11] und 150
Baluba trugen. Am 5. Juni wurde der Zusammenfluß mit dem
Kassai erreicht, 16. Juni die
Mündung des Sankuru passiert.
Vom 24. Juni an hatte die Expedition eine
Reihe von erbitterten
Kämpfen zu bestehen, bis sie 9. Juli Kwamouth und 16. Juli nach 50tägiger
FahrtLéopoldville erreichte. Die längst vermutete Zugehörigkeit des
Kassai zum Congogebiet war damit festgestellt. Wißmann begab
sich darauf zu Erholung nach
Madeira,
[* 12] kehrte aber nach kurzem Aufenthalt zum
Congo zurück, um die Erforschung
des Gebiets im
NO. des
Lulua wieder aufzunehmen. Nachdem er einen vergeblichen
Vorstoß in das Gebiet der feindseligen
Baluba
am Buschimanei, einem Zufluß des
Lubilasch, gemacht hatte, ging er nordostwärts, überschritt den Sankuru, mußte aber vor
dem dichten und sumpfigen
Urwald zurückweichen und sich südwärts wenden und gelangte über
Nyangwe,
den
Tanganjika und
Nyassa auf einer neuen
Route nach
Mosambik und von dort über
Sansibar und
Ägypten nach
Europa.
[* 13]
Nachdem Wißmann den
Winter 1887-88 in
Madeira zu seiner Erholung zugebracht und dort seine
Reisen bearbeitet hatte, ging er im Auftrag
desKönigs der Belgier nach
Ägypten und kehrte darauf nach
Deutschland zurück, um eine hier geplante
Expedition zum
EntsatzEminPaschas zu übernehmen. Inzwischen waren ernste
Unruhen in
Deutsch-Ostafrika ausgebrochen, so daß
sich das
Deutsche Reich
[* 14] entschließen mußte, einzugreifen, um den deutschen Besitzzustand zu retten, den zu schützen jene
Gesellschaft sich zu schwach erwiesen hatte.
Der
Reichskanzler berief Wißmann, welcher die Beförderung zum
Hauptmann erhielt, zum
Reichskommissar, der
Reichstag bewilligte eine
Summe von 2 Mill. Mk., 21 deutsche
Offiziere,
Ärzte und Beamte und 40
Unteroffiziere wurden für den
Dienst in
Afrika angeworben
und aus
Somal, Zulu und Sudanesen eine Kolonialtruppe gebildet. Zur Beförderung seiner
Truppen von einem
Küstenplatz zum andern und zur
Verbindung der Küstenplätze untereinander wurden fünf
Dampfer angekauft. Das bei
Sansibar
stationierte deutsche Kreuzergeschwader leistete bei den sofort eröffneten
Operationen gegen die Aufständischen
¶
mehr
wirksame Hilfe. Am wurde des Rebellenführers Buschiri befestigtes Lager
[* 16] bei Bagamojo erstürmt. In schneller Folge
wurden sodann Saadani, Pangani und Tanga genommen, wobei sich in jedem Fall der Widerstand der Eingebornen geringer zeigte.
Seine Reisen beschrieb Wißmann in den Werken: »Im Innern Afrikas. Die Erforschung des Kassai« (mit Wolf, François
und H. Müller, Leipz. 1888) und »Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost«, 1880-83 ausgeführt von PaulPogge
und H. Wißmann (Berl. 1889).
Victoria
[* 22] Nyanza zu beginnen. Das Ergebnis der Sammlung, an der sich auch der Kaiser mit 3000 Mk. beteiligte, war ein so reiches,
daß die Ausführung des Dampfers, der den NamenHermannWissmann tragen soll, einer HamburgerWerftübertragen werden konnte. Am 2. Nov. reiste
Wissmann von Berlin ab, um sich nach Deutsch-Ostafrika zurückzubegeben, wo er zunächst die Aufgabe lösen sollte,
den deutschen Einfluß im östlichen Seengebiet zu befestigen und dessen Verbindung mit der Küste zu sichern.
Hermann von, deutscher Offizier und Afrikaforscher, geb. zu Frankfurt a.O., trat als Fähnrich in
das mecklenb. Infanterieregiment Nr. 90 ein und wurde 1874 Sekondelieutenant. Im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft brach
er im Nov. 1880 mit Pogge (s. d.) nach Afrika auf; sie landeten in Loanda und traten Febr. 1881 die Reise
nach dem Innern an, mit der Absicht, in Mussumba, der Hauptstadt des mächtigen Muatiamwo, eine Station der Afrikanischen Gesellschaft
zu errichten. In Kimbundu (10° südl. Br., 20° östl. L.) gaben sie jedoch diesen Planauf und zogen am
Tschikapafluß abwärts bis zu dessen Mündung in den Kassai.
Vom Kassai wandten sie sich ostwärts zu den mächtigen Balubahäuptlingen Mukenge und Tschingenge und gelangten nach Durchquerung
der Flußgebiete des Lubilasch und Lomami im April 1882 nach Njangwe. Während Pogge von hier zum Mukenge zurückkehrte, setzte
Wissmann die Reise nach der Ostküste fort, die er 15. Nov. desselben Jahres bei Saadani glücklich erreichte. Sein Haupterfolg bestand
in der Entdeckung des Sankuruflusses und in der Auffindung der kürzesten Verbindung zwischen dem obern Kassai (Luba) und dem
obern Kongo (Manjema).
Nachdem Wissmann hierauf einen Monat in Sansibar verweilt hatte, kehrte er über Sues und Kairo nach Europa zurück. 1883 übernahm
er die Leitung einer neuen Expedition ins Kongogebiet, die Leopold II. von Belgien aussandte. Dieselbe bestand aus dem Militärarzt
LudwigWolf, den Lieutenants Curt von François, F. Mueller, H. Mueller, Schiffszimmermann Bugslag und den Büchsenmachern Schneider
und Meyer. Im Juli 1884 brach die Expedition von Malansche in der portug. KolonieAngolaauf und traf im November
im Gebiet des Mukenge am Luluastrom (6° südl. Br.) ein. W.s Aufgabe war, diesen Fluß bis zum Kassai zu
¶
Hermann von, kehrte 1896 seines angegriffenen Gesundheitszustandes wegen nach Deutschland
zurück und wurde im Dezember desselben Jahres seines Amtes als Gouverneur von Deutsch-Ostafrika enthoben und in den einstweiligen
Ruhestand versetzt.
Für 1897 wurde er zum Vorsitzenden der Gesellschaft für Erdkunde
[* 24] zu Berlin gewählt.