Wissenschaft,
zunächst das Wissen selbst als Zustand des Wissenden, sodann der Inbegriff dessen, was man weiß; im engern und eigentlichen Sinn der vollständige Inbegriff gleichartiger, systematisch, also nach durchgreifenden Hauptgedanken, geordneter Erkenntnisse. Diese an sich bilden den Stoff, die Materie einer bestimmten Wissenschaft; durch die systematische Form wird er zum wissenschaftlichen Gebäude (Lehrgebäude), welches, regelrichtig und den Gesetzen der Logik gemäß aufgeführt, System (s. d.) heißt. Auf dieser Grundlage wächst die Wissenschaft im strengen Sinn als eine Erklärung und Zurückführung der Lehrsätze auf ihre tiefern Gründe und Zusammenhänge hervor und gelangt zu gewissen letzten Prinzipien und Grundsätzen, aus denen erklärt wird, die sich aber nicht weiter erklären lassen. Je nachdem bei einer Wissenschaft mehr entweder ihre Begründung oder ihre Anwendung in Betracht kommt, unterscheidet man reine und angewandte Wissenschaft; je nachdem das Wissen, das deren Stoff ausmacht, empirisches oder rationales, reales oder normales, Erfahrungs- oder philosophisches ist (vgl. Wissen), werden die Wissenschaften selbst in empirische und rationale, oder Real- und Formal-, oder Erfahrungs- und philosophische Wissenschaften eingeteilt. Aber nirgends stehen die einzelnen Wissenschaften so getrennt voneinander, daß nicht ein Eingreifen der einen Art in die andre möglich, ja sogar notwendig wäre; einzelne Wissenschaften bestehen sogar nur in dieser Vermischung (gemischte Wissenschaften). Eine Klassifikation der Wissenschaften ist häufig (z. B. von Bacon in dessen »Globus intellectualis«, von d'Alembert in der »Einleitung zur Encyklopädie«) versucht, jedoch durch den Fortschritt der Erkenntnis (insbesondere der Erfahrung) immer wieder als unzureichend befunden worden. Der Versuch, das gesamte menschliche Wissen überhaupt nach seinen verschiedenen Richtungen und Gegenständen als ein geordnetes System darzustellen, führt zu dem Begriff einer systematischen Encyklopädie oder Wissenschaftskunde (s. Encyklopädie).