Wismar
,
[* 1] die zweite
See- und Handelsstadt des Großherzogtums
Mecklenburg-Schwerin, an der Südspitze einer durch die
Inseln
Poel und Lieps geschützten
Bucht der
Ostsee,
Knotenpunkt der
Linien Kleinen-Wismar
und
Wismar-Rostock der Mecklenburgischen
Eisenbahn,
ist regelmäßig gebaut, hat vier
Thore und noch viele mittelalterliche Giebelhäuser. Die hervorragendsten
Gebäude sind: die Marienkirche im gotischen
Stil mit einem 80 m hohen
Turm
[* 2] aus dem 14. Jahrh.;
die Georgenkirche aus dem 14. und 15. Jahrh., neuerdings renoviert;
die zierliche, hohe Nikolaikirche, aus dem 15. Jahrh., ebenfalls renoviert, mit alten Wandmalereien;
die Heilige-Geistkirche, das Rathaus mit gotischem Kellergewölbe, die »alte Schule«, ein gotischer Bau, um 1300 aufgeführt, jetzt Altertumsmuseum, der Fürstenhof, eins der seltenern Beispiele durchgebildeten Backsteinbaues, im Stil der italienischen Frührenaissance, von Herzog Johann Albrecht im 16. Jahrh. begonnen, neuerdings restauriert, früher Residenz der Herzöge, später schwedisches Tribunal, jetzt Amtsgericht, das Theater, [* 3] das neue Schlachthaus etc. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885 mit der Garnison (2 Füsilierbat. Nr. 90) auf 15,797 Seelen, meist Evangelische.
Die
Industrie besteht
in Fabrikation landwirtschaftlicher
Maschinen,
Eisengießerei,
[* 4] Glockengießerei,
Ofen-,
Dachpappe-,
Asphalt- und Zichorienfabrikation, Bierbrauerei,
[* 5]
Fischerei
[* 6] etc. Der lebhafte
Handel, unterstützt durch den
vortrefflichen
Hafen, ist vorzugsweise
Seehandel und erstreckt sich namentlich auf
Steinkohlen,
Holz,
[* 7]
Getreide,
[* 8] Wein,
Seegras u. dgl. 1888 liefen in den
Hafen ein: 461
Schiffe
[* 9] zu 79,605 Reg.-Ton.; es liefen aus: 477
Schiffe zu 82998 Reg.-Ton.
Wismar
hat eine besondere
Flagge,
Hafen-,
Strand- und Zollgerechtigkeit, eigne
Gesetzgebung.
Gerichtsbarkeit etc.; es ist Sitz der
Domanialämter
Mecklenburg-Redentin-Poel und eines Amtsgerichts, hat ein
Gymnasium, verbunden mit einer
Realschule, eine Navigations-Vorbereitungsschule, eine
Gewerbeschule etc. 5 km nordwestlich in hübscher
Lage das
Seebad
Wendorf
(s. d.). - Die Stadt, deren Ursprung in das 12. Jahrh.
zurückreicht, erhielt 1229 das schwerinische, 1266 das lübische
Stadtrecht und kam 1301 an
Mecklenburg.
[* 10] Im 13. Jahrh.
trat Wismar
dem Hansabund bei u. wurde, obwohl 1376 die
Pest an 10,000
Menschen hinwegraffte, eine bedeutende Stadt, geriet aber
seit dem 16. Jahrh. in
Verfall. Im
Westfälischen
Frieden 1649 ward die Stadt zugleich mit der Herrschaft Wismar
, welche die zusammen
etwa 6000 Einw. zählenden Domanialämter
Neukloster und
Poel umfaßte, an
Schweden
[* 11] abgetreten, 1675 ward
die stark befestigte Stadt durch die
Dänen belagert und durch
Kapitulation erobert, jedoch 1678 wieder herausgegeben. 1712 wurde
sie wieder von den
Dänen, 1716 aber von den
Dänen,
Preußen
[* 12] und Hannoveranern belagert, die
Besatzung durch
Hunger zur
Übergabe
gezwungen und darauf die
Festung
[* 13] geschleift. 1803 wurde die ganze Herrschaft Wismar
von
Schweden an
Mecklenburg-Schwerin
für 1,258,000 Thlr. verpfändet und auf dem
Landtag zu
Malchin 1828 unter die
Landstände aufgenommen.
Vgl.
Schrödern,
Beschreibung
der Stadt und Herrschaft Wismar
(2. Aufl., Wism. 1860);
Schildt, Geschichte der Stadt Wismar
bis zum Ende des 13.
Jahrhunderts
(Rost.
1872);