Wirkwaren
(Strumpfwaren) sind Zeuge, welche nicht aus einem durch gekreuzte Fäden gebildeten Gewebe, sondern aus ineinander greifenden Maschen bestehen, wozu ein einziger Faden den Stoff geliefert hat, und welche demnach auch durch bloßes Ziehen an diesem Faden wieder aufgelöst werden können. Aus dem Stricken mit der Hand, das etwa im Anfang des 16. Jahrhunderts erfunden worden zu sein scheint, ohne daß über den Ursprungsort das geringste bekannt wäre, ging die Maschinenwirkerei hervor, indem Lee 1589 in England hierzu eine sehr sinnreiche und komplizierte Maschine, den gewöhnlichen Strumpfwirkerstuhl, erfand, dieser liefert dasselbe Maschenwerk wie die Hand, aber auf andre Weise, ohne irgendwie die Handgriffe des Strickens nachzuahmen.
Auf den gewöhnlichen Strumpfstühlen können nur breite Flächen gewirkt werden, die dann, wenn sie runde, schlauchartige Stücke geben sollen, zusammengenäht werden müssen. Man hat jetzt aber auch Strumpfmaschinen, welche selbstthätig hohle Stücke wie Strümpfe, Hosen, Socken, Mützen etc. ganz fertig und richtig geformt abliefern. Auch die Breitwirkstühle sind sehr vervollkommnet worden. Außerdem sind zu dem Maschinenapparat noch hinzugekommen die Rundstühle, welche hauptsächlich der massenhaften Herstellung wohlfeiler baumwollener Strümpfe dienen.
Dieselben erzeugen nur gleichweite Schläuche, welchen durch Zerschneiden, Ausschneiden, Zusammennähen und endlich feuchtes Ausarbeiten über hölzernen Formen eine dauerlose Strumpfform gegeben wird. Die französischen Rundstühle sind vorzüglicher und leistungsfähiger als die englischen. Auch Strickmaschinen zum Hausgebrauch sind entstanden und sind hier namentlich die Ausführungen von Lamb und Lange zu nennen. Es besteht unter den W. eine große Mannigfaltigkeit; man verarbeitet Wolle, Baumwolle, Leinen und Seide, letztere beiden Stoffe namentlich zu Strümpfen und Handschuhen.
Ein fabrikmäßiger Betrieb der Wirkerei für den Export findet namentlich in England, einigen Gegenden Deutschlands und in Frankreich statt. In England, als dem ältesten Sitze der Industrie, ist dieselbe sehr umfangreich und ausgebildet. Der Hauptfabrikort ist dort Nottingham, wo etwa 17000 männliche und 44000 weibliche Arbeiter darin beschäftigt sein sollen. Frankreich zeichnet sich nur durch den speziellen Artikel seidene Strümpfe aus, worin es unerreicht dasteht. In Deutschland ist der hauptsächlichste Sitz der Wirkerei Sachsen, speziell die Gegend von Chemnitz und diese Stadt selbst. Es werden da vorzugsweise baumwollene Strumpfwaren fabriziert, außerdem sehr preiswerte wollene, baumwollene, leinene und seidene Handschuhe.
Sachsen und England konkurrieren mit ihren Artikeln auf auswärtigen, namentlich amerikanischen Märkten. Für wollene Artikel ist Apolda in Thüringen die bekannte Hauptstadt; außerdem ist Zeulenroda zu nennen. Übrigens kommt das Wirkereigeschäft noch vor im nördlichen Böhmen als Abkömmling des sächsischen, in Franken (Umgegend von Nürnberg und Erlangen) und in Württemberg (Calw und Reutlingen). Nicht unerwähnt darf endlich Berlin bleiben, das bei seinen energischen Fortschritten in einer Menge Industriezweige auch in diesem schon bedeutendes leistet und viele W. selbst nach England, wie auch nach überseeischen Ländern absetzt. - Zoll: Baumwollene Nr. 2 d 3;
leinene Nr. 22 h;
wollene Nr. 41 d 4, und wenn bedruckt Nr. 41 d 6 α;
seidene Nr. 30 e;
halbseidene Nr. 30 f des Tarifs im Anhang.