Titel
Winterfeldt
,
1) Hans Karl von, berühmter Feldherr Friedrichs d. Gr., geb. zu Vanselow in Vorpommern, trat schon in seinem 16. Jahr als Junker in das Kürassierregiment seines Oheims von ein, ging dann zur Gardeinfanterie über und ward 1740 von Friedrich II. zum Major und Flügeladjutanten erhoben. Bei Eröffnung des Feldzugs von 1741 befehligte ein Grenadierbataillon, das dem Sturm auf Glogau [* 2] beiwohnte und in der Schlacht bei Mollwitz mit Auszeichnung focht.
Von einer hierbei erhaltenen Fußwunde wieder genesen, ward er zum Obersten und Generaladjutanten befördert und leitete 22. Juni das glänzende Gefecht bei Rothschloß gegen den österreichischen General Baronay. Im Feldzug von 1745 lieferte er den Truppen des ungarischen Aufgebots bei Slawentzitz 11. April ein glückliches Gefecht und im Mai 1745 dem General Nádasdy bei Landeshut, wofür er zum Generalmajor ernannt wurde. Auch an den Siegen [* 3] bei Hohenfriedeberg [* 4] und Katholisch-Hennersdorf hatte er Anteil.
Während der folgenden Friedensjahre ward Winterfeldt
als Generaladjutant beim König, dessen besonderes Vertrauen
er genoß, ja der ihn seinen
Freund nannte, auch häufig zu diplomatischen
Missionen verwandt. Winterfeldt
war nicht
bloß liebenswürdig und fein gebildet, sondern auch ein ausgezeichneter
Soldat, tapfer, begeistert für den
Ruhm der preußischen
Armee und von scharfem strategischen
Blick. Der König zog ihn daher in militärischen
Dingen sehr oft zu
Rate. 1756 avancierte
Winterfeldt
zum
Generalleutnant, und bald darauf ward er
Gouverneur von
Kolberg.
[* 5] 1757
schloß er mit dem sächsischen
Feldmarschall Rutowski
die
Kapitulation von
Pirna.
[* 6] Im folgenden
Winter deckte er die
Pässe von
Landeshut in
Schlesien.
[* 7]
In der
Schlacht bei
Prag
[* 8] befehligte er die
Infanterie des linken
Treffens, wurde durch einen
Schuß am
Hals
verwundet, übernahm nach seiner
Genesung das
Kommando des rechten
Flügels der unter
Keith vor
Prag stehenden
Truppen und begleitete
den
Prinzen
August
Wilhelm bei dem
Rückzug nach der
Lausitz, wo er dann unter
Bevern ein
Korps befehligte. Als dieses während
seiner
Abwesenheit in
Görlitz
[* 9] vom Jäkelsberg bei
Moys vertrieben wurde, erhielt Winterfeldt
bei dem
Versuch,
die
Höhe wieder zu erstürmen, einen
Schuß in die
Brust, an welchem er am folgenden
Morgen starb. Er wird von
Friedrich aufs
tiefste betrauert. Seine
Bildsäule steht auf dem Wilhelmsplatz zu
Berlin,
[* 10] und ihm zu
Ehren wurde 1889 das 2. oberschlesische
Infanterieregiment Nr. 23 Infanterieregiment von Winterfeldt
benannt.
Vgl. Varnhagen v. Ense, Biographische Denkmale, Bd. 6 (3. Aufl., Leipz. 1872);
»Hans
Karl v. Winterfeldt
und der
Tag von
Moys« (anonym, Görl. 1857).
2) Karl, Musikschriftsteller, geb. zu Berlin, studierte in Halle [* 11] die Rechte, ward 1811 Kammergerichtsassessor zu Berlin, widmete aber seine Muße dem Studium der Tonkunst, namentlich der Musikgeschichte, und erweiterte seine musikalischen Kenntnisse auf einer 1812 unternommenen Reise nach Italien, [* 12] von wo er unter anderm eine wertvolle Sammlung älterer Musikwerke heimbrachte. 1816 als Oberlandesgerichtsrat in Breslau [* 13] angestellt, erhielt er bald darauf die Aufsicht über den musikalischen Teil der dortigen Universitätsbibliothek. Im März 1832 kam er als Geheimer Obertribunalrat nach Berlin, wo er für Belebung des Geschmacks an klassischer Musik, hauptsächlich Kirchenmusik, mit unermüdlichem Eifer wirkte, namentlich nachdem er 1847 aus dem Staatsdienst ¶
mehr
geschieden war und die Tonkunst zu seiner ausschließlichen Beschäftigung gemacht hatte. Er starb Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Johannes Pierluigi von Palestrina« (Bresl. 1832);
»Johannes Gabrieli und sein Zeitalter« (Berl. 1834, 3 Bde.);
»Martin Luthers deutsche geistliche Lieder, nebst den während seines Lebens dazu gebräuchlichen Singweisen« (Leipz. 1840);
»Der evangelische Kirchengesang und sein Verhältnis zur Kunst des Tonsatzes« (das. 1843-47, 3 Bde.);
»Über Herstellung des Gemeinde- und Chorgesangs in der evangelischen Kirche« (das. 1848);
»Zur Geschichte heiliger Tonkunst« (das. 1850-52, 2 Bde.).
3) Adolf von, Schriftsteller und dramat. Dichter, geb. zu Alt-Ruppin, wurde 1844 Offizier im 2. Kürassierregiment, das zu Pasewalk [* 15] in Garnison lag; 1850 kam er auf die Kriegsakademie zu Berlin, nahm aber nach Beendigung des dreijährigen Kursus seinen Abschied und widmete sich in Berlin litterarischen Arbeiten. 1861 wurde er zum Kammerherrn ernannt. Seine »Garnisongeschichten« (3. Aufl., Berl. 1861) in Versen, die in frisch-humoristischer Art die Freuden und Leiden [* 16] des Kleingarnisonlebens schilderten, eröffneten seine litterarische Laufbahn. Es folgten: »Soldatenleid und Soldatenlust« (2. Aufl., Berl. 1857);
»Manövergeschichten« (3. Aufl., das. 1863);
»Spazierritt nach Jütland« (Schilderungen aus dem Feldzug gegen Dänemark [* 17] 1848, das. 1864);
»Humoresken für Sofa und Eisenbahnkoupee« (das. 1868-78, 10 Bde.);
»Humoristische Soldatennovellen« (13 Bde.) und »Neue humoristische Soldatengeschichten« (14 Bde.).
Seinen ersten Romanen: »Geheimnisse einer kleinen Stadt« (Berl. 1863) und »Der stille Winkel« [* 18] (das. 1865),
ließ er bis in die neueste Zeit zahlreiche komische Romane nachfolgen. Auf dramatischem
Gebiet schrieb Winterfeldt
die Lustspiele: »Der Winkelschreiber« (1868),
»Die Memoiren der Frau von Krilwitz« (1874),
»Der Hauptmann von Kapernaum« (1875),
»Wenn Frauen weinen« (10. Aufl. 1878) u. a. Ein hübsches humoristisches
Gedicht ist »Eine ausgegrabene Reitinstruktion« (Berl.
1881, 3. Aufl. 1883). Im Auftrag des Prinzen Karl von Preußen
[* 19] verfaßte Winterfeldt
die »Geschichte des ritterlichen Ordens St. Johannis
vom Spital zu Jerusalem«
[* 20] (Berl. 1859). Außerdem lieferte er auch eine Verdeutschung
von Burns' Gedichten (Berl. 1860), ausgewählter Gedichte des Schweden
[* 21] Bellman (das. 1856) und der Gedichte des Königs Karl XV.
von Schweden (das. 1866). Er starb in Berlin.