Winde
,
Maschine
[* 3] zum
Heben von
Lasten. Man unterscheidet direkt wirkende
Winden
[* 4] und indirekt wirkende
Winden, je nachdem
die Arbeitskraft ohne oder mit Benutzung von
Ketten oder
Seilen auf die zu hebende
Last
übertragen wird. Zu erstern gehören
hauptsächlich die
Wagen- oder Lokomotivwinden.
Dieselben bestehen entweder aus einer
Zahnstange, welche zum
Angreifen der
Last
oben mit einem
Kopf, unten mit einem hakenförmigen
Ansatz versehen ist, und welche mit
Hilfe einer
Kurbel
[* 5] und
irgend eines Rädervorgeleges
(Stirnräder oder
Schraubenräder) emporgehoben und durch einen in ein Sperrrad einklinkenden
Sperrkegel in der erhobenen
Lage festgehalten werden kann; oder ihr Hauptteil bildet eine
Schraube, die
entweder durch eigne Drehung oder durch Drehung ihrer
Mutter in die
Höhe gebracht wird, wobei man sich zur Vergrößerung
des Verhältnisses von
Last zu
Kraft
[* 6] langer Drehhebel und auch der Rädervorgelege bedient. In dieser
Weise sind besonders die
Lokomotivwinden
eingerichtet,
[* 1]
Fig. 1;
a a fahrbares
Gestell, b Schraubenspindel, c
Mutter, welche einen
Balken d auf einer Seite unterstützt.
Derselbe wird auf der andern Seite in gleicher Weise getragen und behufs Hebung [* 7] einer Lokomotive [* 8] unter dieselbe geschoben. g h Stirnrädervorgelege, i k Kegelkrädervorgelege, l Kurbel. Die Winden, welche in Chicago zum Heben von Häusern verwendet wurden, bestanden aus einfachen Gestellen mit Schraubenmuttern und Schrauben, [* 9] letztere wurden von langen Hebeln gedreht und so die auf den drehbaren Köpfen der Schrauben ruhenden Fundamente gehoben. Man hat auch Wagenwinden konstruiert, die aus einer kleinen hydraulischen Presse [* 10] bestehen und zum Einpumpen des Druckwassers mit einer Handpumpe versehen sind.
Die indirekten
Winden haben als Hauptteil eine oder mehrere meist cylindrische Winde
trommeln, welche durch
Rädervorgelege in Drehung versetzt werden, so daß sie mit
Hilfe einer sich dabei aufwickelnden
Kette (oder eines Seils) die
Last heben. Eine Sperrvorrichtung ist zu dem
Zweck damit verbunden, daß man die
Last in jeder Höhenlage fixieren kann, eine
Bremsvorrichtung (s.
Bremse) soll ein langsames Sinkenlassen der
Last durch die eigne
Schwere gestatten.
Eine einfache Winde
(Bockwinde
) für Bauzwecke zeigt
[* 1]
Fig. 2:
a a Bockgestell, b Winde
trommel,
c d Rädervorgelege, e e
Kurbeln,
f Bremsscheibe, g Bremshebel mit Bremsband, h Sperrrad mit Klinke.
[* 11]
Statt des einfachen Rädervorgeleges
c d werden oft, besonders wo große
Lasten zu heben sind, mehrfache
Rädervorgelege verwendet in der
Weise, daß zwischen der Kurbelwelle und der Winde
trommel noch eine oder zwei mit entsprechenden
Rädern
versehene
Wellen
[* 12] eingeschaltet sind. Die Winde
trommeln sind meist mit schraubenförmigen
Rillen versehen, damit die
Kette (oder das
Seil) sich in regelmäßigen Windungen nebeneinander aufwickelt.
Ihre
Länge richtet sich
deshalb nach der
Länge der aufzuwickelnden
Kette.
Sehr lange
Seile, welche eine übermäßig lange Winde
trommel zum Aufwinden nötig hätten, schlingt
man in Schlangenwindungen
über zwei parallele
Trommeln, bei deren gleichnamiger Drehung fortwährend das Lastende des Seils mit
Hilfe der zwischen
Seil
und
Trommeln entstehenden
Reibung
[* 13] aufgewunden wird, während sich das freie Seilende um ebensoviel abwickelt.
Um auch
Ketten aufwinden
zu können, ohne sie an einem Ende der
Trommel zu befestigen, wendet man sogen. Nußwellen an, d. h.
zwei kombinierte dreieckige
Scheiben, welche mit den
Ecken in die Kettenglieder eingreifen, oder man bedient sich statt der
Schakenketten der Gallschen Gelenkketten mit dazu passenden
Zahnrädern.
Die Vorgelege der Winden bestehen entweder aus Stirnrädern oder Schraubenrädern; erstere sind der Abnutzung nicht so ausgesetzt wie letztere, dagegen gestalten sich letztere für große Übersetzungen viel einfacher und bedürfen auch wegen ihrer großen Reibung keiner Sperr- u. Bremsvorrichtung. Um diese große Reibung, die den Nutzeffekt der Winden stark beeinträchtigt, zu vermeiden, ohne jedoch die Notwendigkeit einer Sperrvorrichtung herbeizuführen, hat E. Brauer seine patentierten Hemmräder konstruiert, die aus einem gewöhnlichen Stirnrädervorgelege bestehen, welches jedoch in der Weise ausgeführt ist, daß die Teilung des kleinern Rades (s. Räderwerke) bedeutend größer ist als diejenige des großen Rades.
Diese Einrichtung gestattet nur ein Antreiben dieses
Vorgeleges vom kleinen
Rad aus, also zum Aufwinden
von
Lasten. Sehr gefährlich
sind bei
Winden die gewöhnlichen
Kurbeln, indem sie beim Niedergang der
Last sehr schnell rotieren und unvorsichtig zu nahe
kommenden Leuten schwere
Verletzungen zufügen. Hiergegen sollen die Sicherheitskurbeln von
Kölle;
Stauffer u. Mégy;
E. Becker;
Weidtmann;
Selig etc. schützen, welche beim Niedergang der Last ausgeschaltet werden (also stillstehen).
Um ein zu schnelles Niedersinken der Last zu verhindern, werden selbstthätige Bremsen [* 14] verwendet. Dieselben treten mit Beginn der Lastsenkung ohne Einwirkung äußerer Regulierung in Wirksamkeit und sind entweder Zentrifugalbremsen, bei welchen die Bremsung durch ein Zentrifugalpendel (s. Regulator) [* 15] bewirkt wird (Bremsen von Otis, Stauffer, Becker), oder Last-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Lokomotivwinde.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 2. Bockwinde. Seitenansicht. Vorderansicht] ¶
mehr
druckbremsen, bei welchen die Bremsung durch den Druck der Last selbst hervorgerufen wird (Bremsen von Weston, Becker etc.). Die Winden werden entweder von Menschen oder durch Dampf [* 17] in Bewegung gesetzt (Dampfwinden). Häufig sind sie auch so eingerichtet, daß sie je nach Bedarf oder Gelegenheit entweder Menschen oder Dampfkraft aufnehmen können.
Vgl. Ernst, Die Hebezeuge (Berl. 1883, 2 Bde.);
Uhland, Die Hebeapparate (Jena [* 18] 1882, 2 Tle.).