Titel
Willems
,
1) Jan Frans, vläm. Philolog, Geschichtsforscher und Dichter, der »Vater der Vlamingen« genannt, geb. zu Bouchout unweit Antwerpen, [* 2] ward früh schon durch die Rederijkerkammer in Lier zum Dichten angeregt, kam 1809 in die Schreibstube eines Notars zu Antwerpen und gewann bereits 1811 den Preis, der in Gent [* 3] zur Verherrlichung der Schlacht bei Friedland und des Tilsiter Friedens ausgeschrieben worden war. Mit seinem Gedicht »An die Belgier« (Antwerp. 1818) schloß er sich an die damals unpopuläre niederländische Regierung an und fand daher in Holland den größten Beifall, wo er namentlich infolge seines Werkes »Over de nederduitsche taal en letterkunde« (das. 1819-1820, 2 Bde.) zum Mitglied des königlichen Instituts von Amsterdam [* 4] und der 1826 gegründeten Kommission der Geschichte ernannt wurde.
Nach der Lostrennung Belgiens (1831) nach Encloo versetzt, beschäftigte er sich hier vorzugsweise mit dem niederdeutschen Texte des »Reineke Fuchs« (»Reinaert de Vos«),
dessen vlämischen Ursprung er nachwies, und den er 1834 in
seiner ältesten Fassung und 1836 mit Anmerkungen veröffentlichte. Mit der Herausgabe dieses Werkes verband er wiederum
einen Aufruf an die Vlamingen, für die
Sache ihrer
Sprache
[* 5] unausgesetzt thätig zu sein, und hiervon datiert eigentlich der
Aufschwung der vlämischen Sprachbewegung. 1835 kam Willems
als Einnehmer nach
Gent, wo er 1836 das »Belgische
Museum« gründete, die »Rymkronyk van Jan van Helu« (Brüss.
1836),
»Van den derden Edewaert, rymkronyk geschreven door J. ^[Jean] de Klerk van Antwerpen« (Gent 1840) u. »De brabants he Yeesten« (Brüss. 1839-43) herausgab und sich eifrig an der 1836 niedergesetzten Kommission für vlämische Rechtschreibung beteiligte, aber das Erscheinen seiner Sammlung »Altvlämischer Lieder« (Gent 1846) nicht mehr erlebte. Er starb Sein »Nachlaß« erschien 1856. Sein Leben beschrieb Snellaert (Gent 1847).
2) Florent, belg. Maler, geb. zu Lüttich, [* 6] studierte auf der Akademie in Mecheln, [* 7] bildete sich aber zumeist nach alten niederländischen Meistern, besonders nach Terborch, Netscher, Metsu etc., zu einem Genremaler aus, welcher das Hauptgewicht auf die Eleganz der malerischen Darstellung und die sorgsame Nachbildung der Stoffe, besonders der weißen Atlasroben, legt. 1844 stellte er im Pariser Salon den Besuch bei der Wöchnerin aus und erhielt eine Medaille dritter Klasse, ein Erfolg, der zu seiner Übersiedelung nach Paris [* 8] beitrug.
Das
Stelldichein und die Wasserfahrt wurden 1846 durch eine
Medaille zweiter
Klasse ausgezeichnet. Auch später bewegte sich
Willems
fast ausschließlich in dem sogen. Kostümgenre, zu welchem er die
Figuren zumeist dem 17. Jahrh. entlehnte.
Seine Hauptwerke sind: der Besuch, ein Verkaufslokal, die
Witwe, der Besuch
Marias von
Medici bei
Rubens, der Waffenschmied,
die
Toilette, die
Vorstellung des Zukünftigen, die Unschuld, die Brautschmückung (im
Museum zu
Brüssel),
[* 9] der
Handkuß, der
Verlobungsring. 1878 erhielt er das Kommandeurkreuz des
Ordens der
Ehrenlegion.