Wildenbruch,
Ernst von, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Beirut in Syrien als Sohn des dortigen preußischen Generalkonsuls, verlebte seine Knabenjahre in Athen und Konstantinopel, wo sein Vater den Gesandtschaftsposten bekleidete, kam 1857 mit den zurückkehrenden Eltern nach Deutschland, besuchte das Pädagogium in Halle, dann das französische Gymnasium in Berlin, trat 1859 in das Kadettenkorps zu Potsdam und wurde 1863 Offizier im 1. Garderegiment in Potsdam. Da jedoch die Militärkarriere seiner Neigung nicht entsprach, nahm er 1865 seinen Abschied, um sich einer wissenschaftlichen Laufbahn zu widmen, bereitete sich auf dem Gymnasium zu Burg bei Magdeburg auf die Hochschule vor und studierte dann, nachdem er inzwischen den Feldzug von 1866 als Landwehrleutnant mitgemacht, 1867-70 in Berlin die Rechte, worauf er auch an dem Feldzug gegen Frankreich teilnahm. 1871-76 lebte er als Referendar in Frankfurt a. O., fungierte dann kurze Zeit als Richter am Stadtgericht zu Berlin und ist seit 1877 im Auswärtigen Amte des Deutschen Reichs, seit 1889 mit dem Titel Legationsrat, beschäftigt. Als Dichter machte sich Wildenbruch zuerst durch seine Heldenlieder bekannt: »Vionville« (Berl. 1874, 3. Aufl. 1883) und »Sedan« (Frankf. a. O. 1875, 2. Aufl. 1887). Vorhergingen: »Die Philologen am Parnaß, oder: die Vivisektoren« (Satyrspiel, Berl. 1869) und »Die Söhne der Sibyllen und der Nornen« (Gedicht, das. 1872);
später folgten: »Lieder und Gesänge« (das. 1877),
»Kinderthränen«, zwei Erzählungen (3. Aufl., das. 1884);
die anziehende Künstlergeschichte aus Althellas: »Der Meister von Tanagra« (6. Aufl., das. 1886),
»Novellen« (4. Aufl., das. 1885),
»Lieder und Balladen« (2. Aufl. 1886),
»Neue Novellen« (das. 1885),
»Humoresken und anderes« (3. Aufl., das. 1886),
»Der Astronom« (das. 1887) etc. Am bedeutendsten aber tritt Wildenbruch als Dramatiker hervor mit einer Reihe von Dichtungen, die der Mehrzahl nach mit großem Erfolg zur Aufführung gelangten und ihm 1884 den von Kaiser Wilhelm I. gestifteten Schillerpreis eintrugen. Es sind die Tragödien: »Die Karolinger« (4. Aufl., Berl. 1887),
»Harold« (4. Aufl., das. 1884),
»Der Mennonit« (3. Aufl., das. 1886),
»Christoph Marlow« (das. 1884) und die Schauspiele: »Opfer um Opfer« (das. 1883),
»Väter und Söhne« (2. Aufl., das. 1888),
»Die Herrin ihrer Hand« (das. 1885),
»Das neue Gebot« (das. 1886),
»Der Fürst von Verona« (das. 1887) u. »Die Quitzows« (das. 1888), in welch letzterm er mit großem Glück den Boden des Volksschauspiels betrat.