Wilbrandt
,
Adolf von, Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Rostock
[* 3] als der Sohn eines
Universitätsprofessors, studierte
Philologie und Geschichte in
Rostock,
Berlin
[* 4] und
München,
[* 5] begann seine litterarische Laufbahn
in letzterer Stadt, siedelte aber 1871 nach
Wien
[* 6] über, wo er sich mit der Schauspielerin
Auguste
Baudius (s. d.) verheiratete,
und wurde 1881 daselbst (als
Dingelstedts Nachfolger) zum artistischen
Direktor des Hofburgtheaters ernannt, von welcher
Stellung
er im Juni 1887 freiwillig zurücktrat. Wilbrandts
litterarisches
Debüt war die treffliche
Monographie
»Heinrich von
Kleist«
(Nördlingen
[* 7] 1863),
welcher der goethisierende Roman »Geister und Menschen« (das. 1865) folgte. Später wandte sich der Dichter fast ausschließlich der Bühne zu. Mit dem Drama »Der Graf von Hammerstein« (1870) und den Lustspielen: »Die Vermählten« (1872),
»Die Maler« (1872) und »Jugendliebe« (1873) debütierte er sehr glücklich. Während seines Wiener Aufenthalts entstanden die Tragödien: »Gracchus, der Volkstribun« (1873),
wofür der Dichter 1875 den Grillparzer-Preis erhielt, »Arria und Messalina« (1874),
»Nero« (1876),
die Lustspiele: »Die Wege des Glücks« (1876),
»Die Hochzeitsreise nach Riva« (1877),
»Der Turm in [* 8] der Stadtmauer« (1878),
die Trauerspiele: »Kriemhild« (1877),
»Robert Kerr« (1880),
die Schauspiele: »Natalie« (1878),
»Die Tochter des Herrn Fabricius« (1879),
»Assunta Leoni« (1883) u. a., die zum Teil Sensationserfolg hatten, aber neben Szenen voll einfach poetischer Kraft [* 9] eine bedenklich starke Hinneigung des Dichters zu dem vom Virtuosentum getragenen äußerlichen Bühneneffekt verrieten. Seine neueste Bühnendichtung ist das Schauspiel »Markgraf Waldemar« (1889). Rein poetische Wirkung erreichte der Dichter in seinen zum Teil klassischen Novellen, die unter den Titeln: »Novellen« (Berl. 1869),
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1875), »Fridolins heimliche Ehe« (das. 1875),
»Meister Amor«, Roman (das. 1880, 2 Bde.),
»Novellen aus der Heimat« (Bresl. 1882, 2 Bde.),
»Der Verwalter«, »Die Verschollenen« (das. 1884) erschienen. Noch sind die Studie »Hölderlin, der Dichter des Pantheismus« (Münch. 1870),
und die Sammlung seiner
»Gedichte« (Wien 1874) zu erwähnen. Im November 1878 erhielt einen der vom deutschen Kaiser verteilten
drei Schiller-Preise von 3000 Mk.; der König von Bayern
[* 11] erteilte ihm 1884 den Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft (mit
dem persönlichen Adel), der Kaiser von Österreich
[* 12] 1887 den Orden
[* 13] der Eisernen Krone. Gegenwärtig lebt Wilbrandt
in Rostock.