Wilberforce
(spr. uilberfors),
William, brit.
Philanthrop, geb. zu
Hull,
[* 3] studierte in
Cambridge und trat 1780 für seine Vaterstadt ins
Unterhaus. Zuerst in der
Sitzung von 1789 trug er mit
Pitt auf Abschaffung
des britischen
Negerhandels an, brachte aber erst 1792 den Beschluß durch, daß der
Sklavenhandel 1795 aufhören sollte. Der
Krieg und die gefährdete
Lage der
Kolonien ließen indessen die Maßregel noch nicht zur Ausführung kommen.
Doch hatten die Bestrebungen Wilberforces
den Erfolg, daß 1807 ein neues
Gesetz gegen den
Sklavenhandel angenommen wurde:
vom an ward derselbe im britischen Machtbereich aufgehoben. Wilberforce
richtete nun seine Bemühungen darauf,
diese großartige Maßregel auch in der übrigen zivilisierten
Welt zur
Durchführung zu bringen.
Auf seine Veranlassung brachte Castleragh die Angelegenheit auf dem
Wiener Kongreß zur
Sprache;
[* 4] er wachte nach dem
Abschluß
der
Verträge, in welchen sich
Frankreich,
Spanien
[* 5] und
Portugal zur Abstellung des
Negerhandels verpflichteten, aufs sorgfältigste
über deren
Beobachtung. Nach Abschaffung des
Sklavenhandels dachte an die Beseitigung der
Sklaverei überhaupt.
Schon 1816 stellte er im
Parlament den
Antrag auf Verminderung der
Neger im britischen
Westindien,
[* 6] und als die
Regierung seit 1823 die
völlige
Emanzipation der
Neger vorbereitete, entfaltete Wilberforce
den größten
Eifer und unterwarf mit
Buxton die
Frage im
Unterhaus
der gründlichsten
Erörterung. Seit 1825 wegen Kränklichkeit zurückgezogen lebend, starb Wilberforce
zu
Chelsea. In seiner
Schrift »Practical view of the prevailing religious systems of professed
Christians« (Lond. 1797 u. öfter)
bekundete er sich als entschiedenen Anhänger der
Hochkirche.
Sein
Leben wurde von seinen
Söhnen
Robert
Isaak und
Samuel (»Memoirs
of Wilberforce
Wilberforce«, Lond. 1838, 5 Bde.),
von
Samuel Wilberforce
(neue Ausg. 1889),
Colquhoun (2. Aufl., das. 1867) und Stoughton (das.
1880) beschrieben; seine »Correspondence« erschien daselbst 1840 in 2
Bänden. Von seinen
Söhnen traten
William Wilberforce
(geb. 1798,
gestorben Ende Mai 1879) um 1854,
Henry Wilberforce
(gest. als einer der thätigsten
Mitarbeiter der katholischen
Presse)
[* 7] 1851 und
Robert
Isaak,
Archidiakonus von
York (geb. 1802, gest. in
Albano), 1854 zur
katholischen
Kirche über. Der vierte,
Samuel Wilberforce
(geb. gest.
Bischof von
Winchester und
Großalmosenier der
Königin, hat sich als fruchtbarer theologischer Schriftsteller und
eifriger Vertreter der ritualistischen
Richtung bekannt gemacht.
Vgl. seine
Biographie von Ashwell und seinem Sohn
Robert Wilberforce
(2.
Aufl., Lond. 1883, 3 Bde.).