Titel
Wien
,
[* 2] ungar.
Becs, czech. Videň, frz. Vienne, lat. Vindodona, kaiserl.
königl. Reichshaupt- und Residenzstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und Hauptstadt
des Erzherzogtums Niederösterreich, liegt unter
48° 12' 35" nördl.
Br. und 16° 22' 55" östl. L. von Greenwich (alte Universitätssternwarte
im Mittelpunkt der Stadt), in einer mittlern Höhe von 170 m (Donauufer 160 m, Meteorologische Centralstation auf der
Hohen Warte 202 m),
am rechten Ufer der Donau, an der
Stelle, wo die
Alpen
[* 3] unmittelbar und jäh in den
Ausläufern des
Wiener
Waldes, dem
Kahlenberg
(s. d.) und
Leopoldsberg (423
m) an die Donau abfallen und die Ebene, das sog.
Wiener Becken, beginnt, welche die Karpaten von
den
Alpen trennt. Wien
wird von einem
Arme der Donau (dem sog. Donaukanal), in den innerhalb des Gemeindegebietes
der Krottenbach, der Ottakringer, der Alserbach (sämtlich überwölbt) und die Wien
münden, durchzogen. (Hierzu
drei Karten: Wien
,
Innere Stadt; Wien
, Stadtgebiet; Wien und Umgebung.)
Größe. Das Gemeindegebiet umfaßte bis zu der Erweiterung (Gesetz vom 55,39, nunmehr 178,12 qkm. Nächst den zehn alten Bezirken wurden neun neue gebildet durch Einverleibung von Inzersdorf (zum Teil), Ober- und Unter-Laa (zum Teil), Simmering, Kaiser-Ebersdorf, Schwechat und Kledering (alle drei zum Teil), Gaudenzdorf, Ober- und Unter-Meidling, Hetzendorf, Altmannsdorf (zum Teil), Lainz, Hietzing, Penzing, Breitensee, Ober- und Unter-St. Veit, Hacking, Baumgarten, Speising, Schönbrunn, Mauer, Hütteldorf und Hadersdorf mit Auhof (alle drei zum Teil), Rudolfsheim, Sechshaus, Fünfhaus, Ottakring, Neu-Lerchenfeld, Hernals, Dornbach, Neuwaldegg (zum Teil), Neustift am Walde, Pötzleinsdorf, Gersthof, Weinhaus, Währing, Salmannsdorf (zum Teil), Ober- und Unter-Döbling, Ober- und Unter-Sievering, Nußdorf, Heiligenstadt, Josefsdorf (Kahlenberg), Grinzing, Kahlenbergerdorf und Weidling (zum Teil).
Die Grenze des Gemeindegebietes beginnt jetzt am Kahlenbergerdorf an der Donau, zieht über Kahlenberg, Hermannskogel, längs des Gebirgszuges bis Hütteldorf, dann längs des Kaiserlichen Tiergartens bis Mauer, folgt von Inzersdorf der Donauländebahn bis zur Donau, deren altes Bett [* 4] nun die Grenze bildet. Der jetzige Umfang beträgt 63 km, gegen 37,9 km vor 1890. Diese Grenze bildet zugleich auch die Verzehrungssteuerlinie für die Stadt. Von der Fläche entfallen 12 Proz. auf Häuser und Höfe, 13 auf Gärten und Anlagen, 3 auf Weingärten, 13 auf Waldungen, 42 auf Äcker, Wiesen und Weiden, 12 auf Straßen und Eisenbahnen und 3 Proz. auf Gewässer.
Klima. [* 5] Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 9,2°, das Maximum 36,2°, das Minimum -20° C.;
der wärmste Monat ist der Juli (19,6°), der kälteste der Januar (-2,3°);
der mittlere Luftdruck beträgt 743,7 mm und schwankt zwischen 720,5 und 760,4 mm, die Niederschlagsmenge beträgt 617 mm;
Gewittertage sind durchschnittlich 30 im Jahre;
häufigste Windrichtung ist Wien
, NW. und N.
Bevölkerung.
[* 6] Das alte Gemeindegebiet von Wien
zählte 1754: 175400, 1800: 231050, 1840: 356870, 1857: 476222
(mit
Vororten 587235), 1864: 550733, 1869: 607514 (842951), 1880: 704756 (1090119), 1890: 817299, nach der Erweiterung 1341897
(639300 männl., 702597 weibl.) E. Für Mitte 1896 wurde die Zivilbevölkerung auf 1503972 E.
berechnet. Wien
wird somit an Einwohnerzahl in Europa
[* 7] nur von den drei Hauptstädten
London,
[* 8]
Paris
[* 9] und
Berlin
[* 10] übertroffen.
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Die Bevölkerung nach Bezirken:
Bezirke | Häuser 1892 | Einwohner 1890 |
---|---|---|
I. Innere Stadt | 1412 | 67029 |
II. Leopoldstadt | 2632 | 158374 |
III. Landstraße | 2092 | 110279 |
IV. Wieden | 1045 | 59135 |
V. Margarethen | 1455 | 84031 |
VI. Mariahilf | 1147 | 63901 |
VII. Neubau | 1259 | 69859 |
VIII. Josefstadt | 852 | 48976 |
IX. Alsergrund | 1351 | 81170 |
X. Favoriten | 1590 | 84813 |
XI. Simmering | 1411 | 28685 |
XII. Meidling | 1753 | 60866 |
XIII. Hietzing | 2592 | 44006 |
XIV. Rudolfsheim | 937 | 54311 |
XV. Fünfhaus | 640 | 44162 |
XVI. Ottakring | 2137 | 106861 |
XVII. Hernals | 1853 | 74657 |
XVIII. Währing | 2139 | 68362 |
XIX. Döbling | 1900 | 31890 |
Summa | 30197 | 1341897 |
Hierzu kommen 22651 Militärpersonen.
Hiervon waren dem Civilstand nach 426432 Männer und 419244 Frauen ledig, 211867 Männer und 212098 Frauen
verheiratet, 23652 Männer und 71255 Frauen verwitwet, geschieden oder getrennt. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1195175
römisch-, 2012 griechisch, 1264 altkatholisch, 2471 griechisch-orientalisch, 35296 Evangelische Augsburger und 6647 Helvetischer Konfession, 531 Anglikaner, 118495
Israeliten (hiervon 49098 in der Leopoldstadt) und 2134 konfessionslos. In Wien
geboren waren 610062, im
übrigen Niederösterreich 155379, im übrigen Österreich
[* 12] 461389 und im Ausland (einschließlich Ungarn)
[* 13] 137718. Unter den
Ausländern waren geboren in Ungarn 100666, im Deutschen Reiche 25515, in Italien
[* 14] 2419, in Rußland 2159, in Frankreich 1129, in der
Schweiz
[* 15] 1199, in Rumänien
[* 16] 1488 u. s. w. Der Nationalität nach waren 1146148 Deutsche,
[* 17] 63834 Czechen, 2006 Polen, 282 Ruthenen, 599 Slowenen
und 882 Italiener.
Die Bevölkerung im J. 1890 nach dem Beruf, einschließlich der Angehörigen:
Berufsgruppen | Personen |
---|---|
Landwirtschaft und Gärtnerei | 17373 |
Forstwirtschaft | 632 |
Fischerei | 82 |
Bergbau und Hüttenwesen | 1273 |
Industrie der Steine und Erden | 13182 |
Metallverarbeitung | 25308 |
Verarbeitung von Eisen und Stahl | 62119 |
Maschinen-, Werkzeugs- und Instrumentenindustrie | 29225 |
Chemische Industrie | 13723 |
Baugewerbe | 60816 |
Polygraphische Gewerbe | 23540 |
Textilindustrie | 36783 |
Papier- und Lederindustrie | 29576 |
Industrie der Holz- und Schnitzstoffe | 86013 |
Nahrungsmittelindustrie | 46438 |
Industrie der Getränke, Genußmittel und des Wirtsgewerbes | 57322 |
Bekleidungsindustrie | 202437 |
Andere Industriezweige | 31190 |
Warenhandel | 137318 |
Geld-, Kredit- und Versicherungswesen | 22112 |
Transport zu Lande | 103449 |
Transport zu Wasser | 2906 |
Sonstige Handelsbetriebe | 85512 |
Hof- und Staatsbeamte und Diener | 86082 |
Sonstige freie Berufe | 32784 |
Von Renten und Unterstützungen Lebende | 85301 |
Anstaltsinsassen | 24235 |
Ohne Beruf (Selbständige) | 18791 |
Die Zahl der Eheschließungen betrug 1895: 15012 (10,04 Promille), der Geburten 53536 (35,12), darunter 3011 Totgeburten und 18038 Uneheliche, und der Todesfälle 34879 (22,58).
Die Garnison umfaßt: je drei Bataillone des 4. Infanterieregiments «Hoch- und Deutschmeister», des 25., 64., 68 und 71. sowie des 1. und 4. bosn. Infanterieregiments, zwei Bataillone des 61. und ein Bataillon des 84. Infanterie-, drei des 2. Tiroler Kaiserjägerregiments, vier Eskadrons des 1. Ulanenregiments, das 7. Husaren-, 2. und 14. Korpsartillerie-, 4., 6. und 42. Divisionsartillerieregiment, das 1. Festungsartillerie- und 1. Trainregiment.
Ehrenbürger sind Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein und Professor Dr. Eduard Sneß (seit 1873), Hans Graf Wilczek (1883), Ludwig Lobmeyr (1889) und Herrenhausmitglied Nicolaus Dumba (1890).
Anlage. Wien besteht aus der innern Stadt und 18 Vorstadtbezirken. Zwischen beiden dehnten sich früher die Befestigungswerke aus, an deren Stelle infolge der 1857 begonnenen Stadterweiterung die großartige, 57 m breite und 5 km lange Ringstraße angelegt ist. Mit Ausnahme der Leopoldstadt befinden sich alle Bezirke rechts vom Donaukanal, über den 12 Brücken [* 18] führen. Das jenseitige Ufer der Großen Donau ist mit der Leopoldstadt durch 5 Brücken verbunden. Über den Wienfluß führen über 30 Brücken und Stege.
Der Hauptstrom der Donau wurde durch die Regulierung näher an Wien gerückt. Dieses großartige Werk sollte vor allem Wien und einen großen Teil von Niederösterreich vor der fast jährlich wiederkehrenden Überschwemmungsgefahr sicherstellen, zugleich aber auch Wien zum Hauptstapelplatz des Schiffahrtsverkehrs zwischen Orient und Occident erheben. Die Kosten des nach den Plänen der Ingenieure Sexauer und Abernethy 1870 begonnenen Werkes (24,6 Mill. Fl.) wurden vom Staate, der Stadt Wien und dem Kronland Niederösterreich übernommen. Am fand die Eröffnung des Strombettes zwischen Nußdorf und Albern statt.
Hierauf wurde die Regulierung aufwärts bis Kahlenbergerdorf und abwärts bis Fischamend ausgedehnt. Zur Sicherung der bisherigen Arbeiten und zur Beseitigung der fortbestehenden Hindernisse des Schiffahrtsverkehrs wurde 1882 die Regulierung in der obern Strecke bis zur Einmündung der Isper in die Donau und unterhalb bis zur Landesgrenze von Niederösterreich bei Theben begonnen und hierfür weitere 24 Mill. Fl. bewilligt. Das neue Strombett ist 285 m breit und 3,2 m tief. An dasselbe stößt am linken Ufer das Inundationsgebiet (475 m breit), am rechten Ufer der Landungsquai mit Lagerhäusern, darunter das der Stadt Wien in der ehemaligen Maschinenhalle der Wiener Weltausstellung (1873). Durch die Regulierung wurden 984 ha Baugrund gewonnen.
Eine durchgreifende Regulierung der Stadt wird zufolge eines vom Stadtbauamte auf Grund einer Preiskonkurrenz entworfenen General-Regulierungsplans erfolgen, der das ganze erweiterte Stadtgebiet umfaßt und dank der in Ausführung begriffenen Verkehrsanlagen (s. S. 711 b) manchen Stadtteilen eine veränderte Gestalt geben wird. Eine weitere Verschönerung wird erreicht durch die Niederlegung von Kasernen (Franz-Josephs-Kaserne in der innern Stadt, Josephstädter Reiterkaserne, Fuhrwesens-Kaserne u. s. w.) in der Stadt und Erbauung neuer an der Peripherie (zwei Kasernen in der Donaustadt, zwei auf der Schmelz u. s. w.). Eine wichtige Folge des Abbruchs der Franz-Josephs-Kaserne ist die Verlegung (1896) jenes Teils des Ringes ¶
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(Stubenring), der zum Donaukanal führt, mehr gegen die innere Stadt zu.
Straßen, Plätze und Denkmäler. Die bedeutendsten Straßen sind die neue Ringstraße (s. oben) und der Franz-Josephs-Quai, mit Alleen besetzt; der Kohlmarkt und der Graben mit der Dreifaltigkeitssäule von Fischer von Erlach (1679); die Kärntner, Rotenturm-, Prater-, Mariahilfer Straße, Wiedener Haupt-, Alser- und Währinger Straße, meist neuerdings verbreitert. Unter den Plätzen zeichnen sich aus: der Stephansplatz mit der Stephanskirche (s. unten) und dem fürsterzbischöfl.
Palais;
der Hof, [* 20] mit einer Mariensäule (1667), gegossen von Balthasar Herold und dem Reiterbild Radetzkys (1892) von C. Zumbusch;
die Freiung mit einem Brunnen [* 21] von Schwanthaler;
der Äußere Burgplatz, der größte Platz, mit den ehernen Reiterbildern des Erzherzogs Karl (1860) und des Prinzen Eugen von Savoyen (1865) von Fernkorn, und dem äußern Burgthor;
der Innere Burg-, jetzt Franzensplatz, mit dem in Erz gegossenen Denkmal Franz’ Ⅰ. (1846) von P. Marchesi;
der Josephsplatz mit der ehernen Reiterstatue Josephs Ⅱ. (1807) von Zauner;
der hohe Markt mit einem von Karl Ⅵ. 1732 errichteten Votivdenkmal aus Marmor, die Vermählung Marias mit Joseph darstellend;
der Neue Markt (Mehlmarkt) mit dem Brunnendenkmal (1739) von Raphael Donner (s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅴ, [* 19] Fig. 4);
der Albrechtsplatz mit dem Albrechtsbrunnen (1869) von Meixner;
der Schwarzenbergplatz mit der Reiterstatue des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg (1868) von F. Hähnel und dem Hochstrahlbrunnen;
der Beethovenplatz mit dem Standbild Beethovens (1880) von Zumbusch;
der Schillerplatz mit dem Schillerdenkmal (1876) von Joh. Schilling und den Büsten von Lenau und Anastasius Grün;
der Hofmuseenplatz mit dem Maria-Theresien-Monument (1888) von Zumbusch;
der Rathausplatz mit dem Rathaus (in den Anlagen an der Westseite das Standbild des Erbauers, Friedrichs Freiherrn von Schmidt), der Universität, dem Reichsratsgebäude und Hofburgtheater;
der Stadtpark mit dem Denkmal Franz Schuberts (1872) von C. Kundmann, dem Donauweibchen (1865) von H. Gasser, dem Denkmal des Malers Schindler (1895) und der Bronzebüste des verstorbenen Bürgermeisters Zelinka von Pönninger;
der Volksgarten mit dem Denkmal Grillparzers (1889) von Kundmann u. a.;
am Praterstern das Tegetthoffdenkmal (1886) von Kundmann;
in der Mariahilfer Straße das Haydndenkmal (1887) von Natter, am Wiener Berg die got. Denksäule «Spinnerin [* 22] am Kreuze» (1452), am Albrechtsplatz das Mozartstandbild (1896) von Victor Tilgner;
zu beiden Seiten des neuen Hauptportals der Hofburg am Michaelerplatz zwei Kolossalgruppen (Die Macht zu Wasser von Weyr und die Macht zu Lande von Hellmer);
am Deutschmeisterplatz das Denkmal des Regiments «Hoch- und Deutschmeister»;
das Denkmal des Kaisers Maximilian von Mexiko [* 23] (1871) in Hietzing und der Engelsbrunnen (1893) auf der Wiedener Hauptstraße. In Ausführung begriffen ist das Standbild von Goethe.
Weitere Denkmäler unter Friedhöfe.
Kirchen. Unter den Kirchen der innern Stadt, die in neun kath. Pfarreien eingeteilt ist, neben denen noch eine Pfarre der unierten Griechen besteht, ist die merkwürdigste die Metropolitankirche zu St. Stephan (Mittelpunkt der Stadt), eins der schönsten Denkmäler deutscher Baukunst, [* 24] 1147 eingeweiht, um 1300 im jetzigen Umfang begonnen und bis auf den unausgebauten zweiten großen Turm [* 25] im 15. Jahrh. vollendet (s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅱ, [* 19] Fig. 5 u. 6). Von dem roman. Bau stammt die Westfaçade mit den beiden sog. Heidentürmen (64 m). Das Innere, 108 m lang, im Mittelschiff 10,6 m, in den Seitenschiffen 8,8 m breit und 27,2 m hoch, enthält 38 Altäre im Geschmack des 17. und 18. Jahrh. mit Ausnahme eines gotischen;
18 Pfeiler mit mehr als 100 Standbildern (3 m im Durchmesser);
31 Glasfenster;
eine Kanzel in Steinmetzarbeit, durch Anton Pilgram 1512 gefertigt und jüngst restauriert;
im Passionschor einen got. Flügelaltar (1885) und den marmornen Taufstein (1481);
im Mittelschiff Chorstühle von Wilhelm Rollinger (1484);
Grabmäler, darunter das Marmordenkmal Kaiser Friedrichs Ⅲ. (von Niklas Lerch begonnen und vom Meister Michel Dichter 1513 vollendet) und das des Herzog Rudolfs Ⅳ., Denkmäler des Prinzen Eugen von Savoyen und zur Erinnerung an die Befreiung W.s von den Türken (1894).
Der unterirdische Teil besteht aus 30 Gewölben in 3 Stockwerken, welche Katakomben bilden, und aus der alten Fürstengruft. Der berühmte Turm, der stärkste in Europa, 1359 von Wenzla von Klosterneuburg begonnen, 1433 von Hans Brachadicz vollendet und 1860‒64 in seinem obern Teile neu erbaut, ist 136,67 m hoch, enthält eine 22626 kg schwere Glocke (1711 aus eroberten türk. Kanonen gegossen) und bildet eine reich mit Zieraten im Spitzbogenstil geschmückte Pyramide mit vergoldetem Kreuz [* 26] und Adler. [* 27] (Vgl. Tschischka, Der St. Stephansdom, Wien 1832; Perger, Der Dom zu St. Stephan, Triest [* 28] 1854.) Seit 1853 wird an der Restauration des Doms, anfangs unter Leitung des Architekten L. Ernst, von 1862 bis 1891 unter der von Friedrich von Schmidt gearbeitet. In neuester Zeit hat sich ein Dombauverein gebildet, welcher die Restauration des Doms fördert und eine darauf bezügliche Zeitschrift («Mitteilungen») herausgiebt.
Die Augustiner- oder Hofpfarrkirche, 1330 im got. Stil erbaut, enthält das berühmte Denkmal der Erzherzogin Christine, Gemahlin des Herzogs Albrecht von Sachsen-Teschen, von Canova (1805 errichtet, mit der Inschrift «uxori optimae»),
in der anstoßenden Totenkapelle die Denkmäler Kaiser Leopolds Ⅱ., des Feldmarschalls Daun und des berühmten Arztes van Swieten, und in der Lorettotapelle die Herzen der verstorbenen Mitglieder des Kaiserhauses in silbernen Urnen. An dieser Kirche war Abraham a Sancta Clara (gest. 1709) Prediger. Die 1340‒94 im got. Stil erbaute und 1820 restaurierte Kirche zu Maria am Gestade («Maria Stiegen»),
jetzt böhm. Nationalkirche, mit schönen Altären und wertvollen Glasgemälden geschmückt, hat einen 58 m hohen, siebeneckigen Turm (1894 neu gebaut), der in eine durchbrochene Kuppel endigt. Die got. Kirche zu Maria-Schnee am Minoritenplatz (ital. Nationalkirche), im 14. Jahrh. vollendet, enthält seit 1846 das Mosaikbild Raffaelis, eine Kopie des Abendmahls von Leonardo da Vinci in der Größe des Originals, im Auftrage Napoleons Ⅰ. 1806‒14 ausgeführt und 1846 hier aufgestellt, ferner das Denkmal des Dichters Metastasio (gest. 1782); die Michaelerkirche, um das J. 1221 erbaut, 1327‒40 und 1416 vergrößert, mit dreischiffigem Langhaus im Übergangsstil und got. Chor (1327), schlankem Turm, einem Hochaltar von Alabaster (1781), einem alten Ölberg (1494) und zahlreichen Grabdenkmälern aus dem 16. und 17. Jahrh.; die ¶