Titel
Wieliczka
1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 650,43 qkm und (1890) 103451 (50807 männl., 52644 weibl.)
poln. E. in 156 Gemeinden mit 327 Ortschaften und 130 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke
Dobczyce, Podgórze, Skawina und Wieliczka
– 2) Bergstadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts
(224,72 qkm, 35 565 poln. E.) und einer Salinenverwaltung, an der Linie Krakau-Wieliczka
(14 km) der Österr. Staatsbahnen,
[* 2] an einem Bergabhang, der die Stadt in einen: Halbkreise umgiebt, hat (1890) 6037 poln.
E., darunter 813 Israeliten, zum
Teil hölzerne Häuser, Schloß, Reformatenkloster,
Bergschule und ein berühmtes Salzbergwerk,
das reichste der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, unter der Stadt. Die größte
Ausdehnung
[* 3] des Salzwerks ist
von O. nach Wieliczka
4000 m, von N. nach S. 1200 m, die
Tiefe 257 m. Elf Tagschachte führen in die Grube, davon zwei in der Stadt
selbst, der Franziszek
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mit Wendeltreppe (470 Stufen), unter August III. 1744 erbaut, und der Danielowicz (78 m), der gewöhnlich von Reisenden befahren wird. Die Gänge breiten sich in den sieben Stockwerken aus; im Innern 16 Teiche. Die Kammern werden teils zugeschüttet, teils zu Magazinen benutzt, unter denen gegen 70 von bedeutender Größe sind. Eine dieser Hallen hat bereits 1 Mill. Centner Salz [* 5] geliefert. Mehrere sind mit Kronleuchtern, Säulen, [* 6] Statuen u. s. w. versehen, alles aus Salz gehauen, und das Ganze giebt, zumal bei Beleuchtung, [* 7] einen großartigen Anblick.
Die Länge aller horizontalen Strecken beträgt 93 km. Hervorzuheben sind die beiden Kapellen, der Tanzsaal, die Kaiser-Franzensbrücke,
der 60 m lange, 34 m breite und 3-8 m tiefe See Przykos, der Kronleuchtersaal («Kloski»)
und die Kammer Michalowice.
Das Salzwerk beschäftigt etwa 1000 Arbeiter. Das Salz kommt in Stücken von 40 kg in den Handel
und zwar als Stücksalz, gemahlenes Speisesalz, Vieh-, Fabrik- und Dungsalz. In den beiden Steinsalzbauen Wieliczka
wurden
1894: 28416 t Steinsalz und 51757 t Industriesalz im Gesamtwert von 3,5 Mill. Fl. gewonnen.
Die Zeit der Aufdeckung des Steinsalzwerkes ist unbekannt, urkundlich läßt sich aber sein Bestand bereits 1044 nachweisen.
Die Salzwerke gehörten ehemals zu Polen; 1772 kamen sie an Österreich,
[* 8] 1809 gemeinschaftlich an den Kaiser von
Österreich und das Herzogtum Warschau,
[* 9] nach dem Pariser Frieden von 1814 wieder ganz an Österreich. Zwei Wassereinbrüche
(1868 und 1879) wurden glücklich bewältigt, jedoch hat sich der ganze Boden, auf dem Wieliczka
steht, etwas gesenkt. -
Vgl. Hamm,
[* 10] Wieliczka
und Staßfurt,
[* 11] die beiden größten Steinsalzwerke Europas (in der Zeitschrift «Unsere Zeit», Jahrg.
1870, 2. Hälfte);
Windakiewicz, Das Steinsalzbergwerk in Wieliczka
(Freiberg
[* 12] 1896).