Wetzlar
,
Wetzschalen - Weybridg

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Wetzlar.[* 2] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, [* 3] am Einfluß der Dill in die Lahn, Knotenpunkt der Linien Deutz-Gießen und Frankfurt [* 4] a. M.-Niederlahnstein-Lollar der Preußischen Staatsbahn, 145 m ü. M., hat eine merkwürdige, aus den verschiedensten Bauperioden (12.-15. Jahrh.) herrührende Stiftskirche, in welcher das Chor für den katholischen, das Schiff [* 5] für den evangelischen Gottesdienst bestimmt ist, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein ¶
Preußen

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Preußen.mehr
Amtsgericht, 3 Oberförstereien, ein Bergrevier, eine Reichsbanknebenstelle, Wollspinnerei, Handschuhfabrikation, Eisen- und
Phosphorithütten, ein Walzwerk,
[* 7] 2 große optische Institute, Gerberei, Bierbrauerei,
[* 8] Eisenerzgruben, Garten- und Obstbau und
(1885) 7814 meist evang. Einwohner. In der Nähe die Ruine Kalsmunt, der Rest eines mittelalterlichen Bauwerkes. Durch die
Erlebnisse Goethes in Wetzlar
(»Wertherbrunnen« vor dem
Wildbacher Thor, Lottes Vaterhaus in der Pfaffengasse) und in den nahen Dörfern Garbenheim (Goethes Wahlheim) und Volpertshausen
ward dessen »Werther« hervorgerufen. - Wetzlar
wurde im 12. Jahrh. freie Reichsstadt,
kam später unter die Schutzvogtei von Nassau und 1636 unter die von Hessen-Darmstadt. 1689 wurde das Reichskammergericht (s. d.)
von Speier
[* 9] hierher verlegt und blieb daselbst bis zur Auflösung des Deutschen Reichs 1806. Seiner Reichsfreiheit
ging Wetzlar
durch den Reichsdeputationshauptschluß verlustig, indem es dem Fürsten Dalberg zugewiesen wurde, der es zu einer
Grafschaft erhob. 1810 kam es an das Großherzogtum Frankfurt und 1815 an die Krone Preußen.
[* 10] Am fand hier
ein Gefecht zwischen den Österreichern und Sachsen
[* 11] unter Erzherzog Karl und den Franzosen unter Jourdan statt, dessen Ausgang den
Rückzug der letztern bei Neuwied über den Rhein zur Folge hatte. Zum Andenken an diesen Sieg ward auf dem Schlachtfeld 1846 ein
Monument errichtet.
Vgl. Berr, Wetzlar
und seine Umgebungen (Wetzlar
1882);
Riemann, Beschreibung des Bergreviers
Wetzlar
(Bonn
[* 12] 1878).