Territorien aus, wie die
GrafschaftMark, andre wurden von
Köln
[* 3] als Reichslehen erworben, wie die
GrafschaftArnsberg
[* 4] 1368. Das
Herzogtum Westfalen
[* 5] gehörte zum niederrheinischen
Kreis
[* 6] und umfaßte einen Flächenraum von
ca. 3965 qkm (72 QM.) mit 195,000 Bewohnern
in 25
Städten und 9
Freiheiten.
Seiner polnischen
Einteilung nach zerfiel das Herzogtum in vier
Quartiere:
das Rüdensche, Werlsche, Bilsteinsche und Brilonsche
Quartier. Unter kölnischer Herrschaft hatte Westfalen eine eigne
Verfassung,
Grundgesetze und
Landtage; diese wurden zu
Arnsberg gehalten, wo auch die
Regierung war.
Der westfälische
Kreis (niederländische
Kreis) begriff das Land zwischen
Weser und
Niederrhein bis zur
Lahn im S. mit Ausschluß
des kölnischen Herzogtums Westfalen, auch ansehnliche Landesbezirke jenseit des
Rheins, war vom burgundischen, oberrheinischen,
niederrheinischen, niedersächsischen
Kreis und der
Nordsee begrenzt und umfaßte einen Flächenraum von 68,825 qkm (1250 QM.).
Seine
Bestandteile waren: die
StifterMünster,
[* 10]
Paderborn,
[* 11]
Osnabrück,
[* 12]
Lüttich
[* 13] und ursprünglich auch
Utrecht;
[* 14]
Vgl.
Seibertz,
Landes- und
Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen (Bd. 1:
»Landesgeschichte bis 1508«, in 4 Teilen, Arnsb. 1845 bis
1875; Bd. 2-4: »Urkundenbuch«, das. 1839-54);
Derselbe,Quellen der westfälischen Geschichte (das. 1857-60, 2 Bde.).
Die
Reichsstände bestanden aus 100 Mitgliedern, nämlich 70 Vertretern des
Grundeigentums, 15 der Kaufleute
oder Fabrikanten und 15 des gelehrten
Standes. Die
Verfassung enthielt viele liberale
Grundsätze und verhieß wichtige
Reformen;
daneben bestand aber eine durchaus büreaukratische, von drei
Franzosen (Jollivet,
Siméon und Beugnot) geleitete Verwaltungsmaschine,
welche das Land in kurzer
Frist nach französischem
Muster organisierte, in acht
Departements einteilte
etc., und
KaiserNapoleon maßte sich jederzeit das
Recht an, aus polizeilichen oder militärischen
Gründen einzuschreiten.
Die Hälfte aller
Domänen hatte er sich zur Belohnung seiner
Generale vorbehalten, und ferner mußte das Land eine 12,500
Mann starke französische
Besatzung in
Magdeburg unterhalten. Außerdem waren noch bedeutende Reste der den einzelnen
Provinzen auferlegten
Kriegssteuer (35 Mill.) an
Frankreich zu zahlen. Die
Finanzen des
Königreichs waren daher von Anfang an
in verzweifelter
Lage, da die
Lasten die Einkünfte um das
Dreifache überstiegen, und den beiden verdienstvollen deutschen
Finanzministern v.
Bülow und
Malchus gelang es nicht,
Ordnung zu schaffen.
Dazu kam, daß Westfalen die Verpflegung von noch 6000
Franzosen übernehmen und sein Rheinbundskontingent erhöhen mußte. 1813 mußten
sich die Bewohner
Westfalens noch zu den härtesten
Opfern verstehen, um das in Rußland vernichtete
Heer und
Armeematerial wieder neu herzustellen. Die Androhung der
Todesstrafe für jede
Desertion und dreijähriger öffentlicher Zwangsarbeit
für jeden widerspenstigen Konskribierten zeigte deutlich, daß unter der jungen
Mannschaft keine Kampflust für französische
Interessen vorhanden war; bereits im
August¶
Der südliche Teil der Provinz wird von Teilen des niederrheinisch-westfälischen Schiefergebirges
ausgefüllt. Da sind ganz in der Südspitze Teile des Westerwaldes, bis etwa zu den Quellen der Sieg und Lahn sich hinziehend.
Sodann folgt das weite Bergland des Sauerlandes, das von der Eder, Lenne und Ruhr und deren zahlreichen Zuflüssen
gegliedert wird. Hierher gehört vor allem das Rothaargebirge zwischen Eder und Lenne, welches gegen NO. an Höhe gewinnt und
im Jagdberg an der Quelle
[* 51] der Lahn 674, im KahlenAstenberg aber, an der Nordgrenze, 830 m Höhe erreicht.
Von diesem Punkt laufen Bergzüge nach mehreren Richtungen aus, so gegen S. zwischen Odeborn und Nuhne
(Ziegenhelle 826 m), gegen NW. zwischen den Zuflüssen der Lenne und Ruhr (Hunau 823 m), gegen NO. in der Scheide des Rhein- und
Wesergebiets (Schloßberg bei Küstelberg 788 m). Auch auf der Grenze gegen Waldeck gibt es noch bedeutende Höhen (Langenberg 828 m);
weiter nördlich bilden die Bruchhäuser Steine (748 m) auf der Scheide des Rhein- und Wesergebiets ansehnliche Erhebungen.
Zwischen Ruhr und Lenne treten dann noch hervor: das Homertgebirge (660 m) und der Balver Wald (548 m), auf der linken Seite
der Lenne das Ebbegebirge (Nordhelle 663 m), zwischen Ruhr
und Möhne der ArnsbergerWald, endlich auf der
nördlichen Seite der Möhne und Ruhr die Haar
[* 52] (Haarstrang), welche westwärts in den Ardey und das Steinkohlengebirge an der
Ruhr übergeht. Im östlichen Teil der Provinz, im Regierungsbezirk Minden, befinden sich die äußersten nördlichen Ausläufer
des oberrheinischen Gebirgssystems, das Plateau von Paderborn mit der Egge,
[* 53] die in dem Völmerstod (464 m)
auf der Grenze gegen Lippe mit den nordwestlichen Gliedern des hercynischen Gebirgssystems zusammenstoßen.
Dem östlichen Gebiet der Senne gehört die BokerHeide an, eine ehemals traurige Landschaft, die seit 1853 durch Wasserbauten
in gutes Wiesland verwandelt worden ist. Unter den Hügelmassen in der Münsterschen Bucht sind die Schöppinger
Berge (158 m) und die Hügelgruppe von Beckum (190 m) zu nennen. Das eigentliche Münsterland ist im allgemeinen wenig fruchtbar
und führt den Namen »Kleie«; dagegen ist der südliche Teil des Tieflandes in dem Hellweg, von dem die
SoesterBörde ein Teil ist, sehr ergiebig.
Die Bewohner sind niederdeutscher Abkunft, und die allgemeine Sprache
[* 61] des Volkes ist plattdeutsch. Von der Gesamtfläche der
Provinz kommen auf Ackerland, Gärten und Weinberge 42,3, auf Wiesen 7,8, auf Weiden 17,3, auf Forsten und
Holzungen 28 Proz. Die größten Ackerflächen (über 55 Proz.)
haben die KreiseHerford, Warburg und Minden des Regierungsbezirks Minden und die zwischen der Lippe, Möhne und Ruhr im Bereich
des Tieflandes gelegenen Kreise des Regierungsbezirks Arnsberg; gering sind die Ackerflächen im westlichen
und nördlichen Teil des Regierungsbezirks Münster und auf dem Bergland des Regierungsbezirks Arnsberg, wo in den beiden südlichen
Kreisen (Siegen und Wittgenstein) nur 13-14 Proz. auf Ackerland kommen.
Die Pferdezucht,
[* 66] gefördert durch das westfälische Landgestüt zu Warendorf, blüht besonders in den fruchtbaren Kreisen des
Hellwegs, ist dagegen im S. ganz unbedeutend. Die Rindviehzucht ist von hoher Bedeutung in den ebenen Kreisen des Regierungsbezirks
Arnsberg, im ganzen Regierungsbezirk Münster und endlich im nördlichen Teil des Regierungsbezirks Minden.
Die Schafzucht ist unbedeutend, die Schweinezucht im Tiefland wichtig; bekannt sind die westfälischen Schinken.