Titel
Wessenberg
,
1)
Johann
Philipp,
Freiherr von Wessenberg
-Ampringen, österreich. Staatsmann, geb. zu
Dresden,
[* 2] wo sein
Vater
Philipp
Karl,
Freiherr von Wessenberg
, österreich. Gesandter war, studierte in
Freiberg
[* 3] und
Straßburg,
[* 4] trat 1797 in
den österreichischen
Staatsdienst und ward 1803
Ministerresident in
Frankfurt,
[* 5] 1808 Gesandter in
Berlin,
[* 6] 1811 in
München.
[* 7] Er schloß 1813 das
Bündnis zwischen
Österreich
[* 8] und
England und nahm wesentlichen
Anteil am ersten wie am zweiten
Pariser
Frieden und an den
Verhandlungen des
Wiener
Kongresses sowie der Zentralhofkommission zur Organisierung der von
Österreich
neuerworbenen
Provinzen.
Dem Metternichschen
System abgeneigt, trat er ins Privatleben zurück, bis er nach der
Julirevolution 1830 zum
Gesandten am niederländischen
Hof
[* 9] ernannt wurde, in welcher
Eigenschaft
er an den
Londoner
Konferenzen zur Schlichtung der holländisch-belgischen
Wirren teilnahm.
Schon 1831 abermals aus dem diplomatischen
Dienst geschieden, ward er im Mai 1848 wieder nach
Wien
[* 10] berufen
und übernahm im Juli den Vorsitz im Gesamtministerium mit dem
Ministerium des
Auswärtigen und dem des
kaiserlichen
Hauses. Nach der Oktoberrevolution folgte Wessenberg
dem
Kaiser nach
Olmütz,
[* 11] legte aber schon 21. Nov. sein
Amt nieder und
kehrte ins Privatleben zurück. Er starb zu Freiburg
[* 12] i. Br.
Vgl.
»Briefe von
Joh.
Phil. v. Wessenberg
aus den
Jahren
1848-58 an Isfordink-Kostnitz, österreichischen
Legationsrat« (Leipz. 1876, 2 Bde.).
2) Ignaz Heinrich Karl, Freiherr von, berühmter kathol. Theolog, Bruder des vorigen, geb. zu Dresden, studierte in Würzburg [* 13] u. Wien, wurde 1798 Domherr in Konstanz [* 14] und durch Dalberg 1802 Generalvikar dieses Bistums. Auf diesem Arbeitsfeld wirkte er eifrig für die Diözesaneinrichtung, für Pastoralkonferenzen, für Bildung des jungen Klerus, wozu er das Seminar in Meersburg stiftete, für Hebung [* 15] des Schulunterrichts, Einführung der deutschen Sprache [* 16] in die Liturgie, des deutschen Kirchengesangs, Minderung der Feiertage u. dgl. Deshalb von dem ultramontanen päpstlichen Nunzius in Luzern [* 17] verdächtigt, erhielt er zu seiner 1814 durch Dalberg bewirkten Berufung zur Koadjutorstelle im Bistum Konstanz die päpstliche Bestätigung um so weniger, als er gleichzeitig den Wiener Kongreß zur Herstellung einer deutschen katholischen Nationalkirche zu bestimmen suchte. Als ihn nach Dalbergs Tode die Kapitularen zum Bistumsverweser ernannten, verwarf der Papst durch Breve vom auch diese Wahl, woran auch eine persönliche Verteidigung ¶
mehr
seiner Ansichten in Rom
[* 19] nichts änderte. In seiner männlichen, gesetzmäßigen Haltung gegen die römische Kurie ward Wessenberg
noch
durch den Großherzog von Baden
[* 20] bestärkt, der auch die mit offiziellen Aktenstücken 1818 herausgegebene Denkschrift »Über
das neueste Verfahren der römischen Kurie gegen den Bistumsverweser v. an den deutschen Bundestag brachte.
Nachdem infolge der Gründung der »oberrheinischen Kirchenprovinz« (s. d.)
das Bistum Konstanz aufgelöst worden war, lebte Wessenberg
hier als Privatmann und wirkte als Abgeordneter der Ersten badischen Kammer
(1819-33),
dann als Schriftsteller und Wohlthäter der Armen und Mäcen aufstrebender Künstler. Er starb in Konstanz. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die Elementarbildung des Volks« (2. Aufl., Konstanz 1835);
»Die Bergpredigt Christi« (6. Aufl., St. Gallen 1861);
»Die christlichen Bilder« (Konstanz 1827, 2 Bde.);
»Über Schwärmerei« (Heilbr. 1834);
»Die großen Kirchenversammlungen des 15. und 16. Jahrhunderts in Beziehung auf Kirchenverbesserung« (Konstanz 1840, 4 Bde.);
»Gott und die Welt« (Heidelb. 1857, 2 Bde.);
»Die Eintracht zwischen Kirche und Staat« (hrsg. von Beck, Aarau [* 21] 1869).
Seine »Sämtlichen Dichtungen« erschienen in 7 Bänden (Stuttg. 1834-55).
Vgl. Beck, Freiherr I. H. v. Wessenberg
(2. Aufl., Karlsr.
1874),
und J. ^[Johann] Friedrich (in Weechs »Badischen Biographien«, Bd. 2, das. 1875).