Titel
Werner
,
1) Abraham Gottlob, Mineralog und Geolog, geb. zu Wehrau in der Oberlausitz, studierte seit 1769 zu Freiberg, [* 2] seit 1771 in Leipzig [* 3] Rechts-, dann die Naturwissenschaften, namentlich Mineralogie, und ward 1775 Inspektor und Lehrer der Mineralogie und Bergbaukunde zu Freiberg. Hier trennte er zuerst die Vorträge über Bergbaukunst von denen über Mineralogie; auch schied er die Mineralogie von der Geognosie, welche von ihm begründete Wissenschaft er 1785 zum erstenmal vortrug.
Auch die Eisenhüttenkunde erhob er zum
Rang einer
Wissenschaft. Er starb in
Dresden.
[* 4]
Sein mineralogisches
System ist
zwar einer wissenschaftlichen Behandlung gewichen, seine Kennzeichenlehre und seine Mineralbeschreibungen bleiben aber für
alle
Zeiten klassisch. Werner
gründete seine
Geognosie auf
Beobachtungen und erhob sie zur Erfahrungswissenschaft.
Nach seiner
Ansicht ist aber der
Ozean der eigentliche
Quell aller
Bildungen der
Erde und noch jetzt der
Grund zu jeder neuen Gestaltung
im Mineralreich im
Wasser enthalten.
Dieses einseitige Leugnen der vulkanischen Thätigkeit als eines wichtigen
Faktors bei der Erdbildung
erhielt sich unter seinen
Schülern, bis das
Studium vulkanischer Gegenden allmählich andre
Ansichten entstehen ließ, welche,
nicht weniger einseitig zu gunsten der vulkanischen Thätigkeit aufgebläht, zu dem erbitterten
Kampf zwischen »Vulkanisten«
und »Neptunisten« führten. Werner
schrieb: »Über die äußern Kennzeichen der Fossilien« (Leipz.
1764);
»Kurze Klassifikation und Beschreibung der Gebirgsarten« (Dresd. 1787);
»Neue Theorie über die Entstehung der Gänge« (Freiberg 1791);
»Verzeichnis des Mineralienkabinetts des Berghauptmanns Pabst v. Ohain« (das. 1791-92, 2 Bde.).
Sein Leben beschrieben Frisch (Leipz. 1825) und Configliachi (Padua [* 5] 1827). 1850 wurde ihm in Freiberg eine von Rietschel modellierte Büste errichtet.
Vgl.
Hasse,
Denkschrift zur
Erinnerung an Werner
(Leipz. 1848).
2) Friedrich Ludwig Zacharias, Dichter, geb. zu Königsberg [* 6] i. Pr., studierte seit 1784 in seiner Vaterstadt die Rechte und Kameralwissenschaften, nebenbei auch die Kollegien Kants besuchend. Schon damals trat sein ungemein starker Hang zur Sinnlichkeit hervor. Seine ersten »Vermischten Gedichte« (Königsb. 1789) sind unbedeutend und lassen ¶
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auch Werners
spätere dichterische Richtung nicht ahnen. 1793 wurde Werner
Kammersekretär in Südpreußen, nachher in gleicher
Stellung an verschiedene Orte in den neuen polnischen Provinzen, zuletzt nach Warschau,
[* 8] versetzt. Während seines Aufenthalts
daselbst, wo er mit J. J. ^[Johann Jacob] Mnioch und E. T. A. Hoffmann verkehrte und auch seinen nachmaligen
Biographen Hitzig kennen lernte, schloß Werner
nicht weniger als drei Ehen, von denen die beiden ersten sich sehr rasch wieder
lösten.
Während Hitzig, nach Berlin
[* 9] versetzt, sich um die Unterbringung von Werners
erster dramatischer Arbeit: »Die Söhne des Thals«
(Berl. 1803), bemühte war Werner
mit seiner dritten Frau nach Königsberg gereist, seine an Geistesstörung
leidende Mutter zu pflegen. Das Datum ihres 1804 erfolgten Todes (24. Febr.) gewann, zumal am gleichen Tag sein Freund Mnioch in Warschau
starb, eine fatalistische Bedeutung für Werner
, der er später auch dichterischen Ausdruck gab. In Warschau vollendete er noch
»Das Kreuz
[* 10] an der Ostsee«, 1. Teil: »Die Brautnacht« (Berl. 1806), und ging dann nach Berlin, wo ihm sein
Gönner, der Minister v. Schrötter, eine Stelle verschafft hatte, die ihm volle Muße zu dichterischem Schaffen ließ. In anregendem
Verkehr mit Fichte,
[* 11] Schadow,
Joh. v. Müller, Iffland, A. Werner
v. Schlegel und besonders mit der Schauspielerin
Bethmann-Unzelmann, schrieb Werner
in Berlin die Tragödie »Martin Luther oder die Weihe der Kraft«
[* 12] (Berl. 1807; mit Einleitung hrsg.
von Julian Schmidt, Leipz. 1876), welche 1806 auf der dortigen Bühne erschien. Nachdem er auch seine dritte Ehe aufgelöst hatte,
bereiste er im Sommer 1807 den Rhein und begab sich dann über Gotha,
[* 13] wo ihn der Herzog August, ein bekannter
Sonderling, freundlich aufnahm, nach Weimar,
[* 14] wo er während eines Winteraufenthalts viel mit Goethe verkehrte, der sich für
ihn interessierte und seine romantische Tragödie »Wanda« (Tübing. 1810) aufführen ließ. Im nächsten Frühling
nach Berlin zurückgekehrt, trat Werner
schon im Sommer eine neue Reise an, lernte in der Schweiz
[* 15] Frau v. Staël
kennen, verweilte als deren Gast eine Zeitlang in Coppet und ging hierauf über Paris
[* 16] abermals nach Weimar, wo er die kleine
Schicksalstragödie »Der 24. Februar" (Altenb. 1815) dem davon
keineswegs erbauten Meister vorlegte. Vorher war das Trauerspiel "Attila« (Berl. 1808) erschienen. Im nächsten
Jahr erhielt der Dichter vom Fürsten-Primas von Dalberg einen Jahrgehalt, den später der Großherzog von Weimar fortzahlte,
und um dieselbe Zeit vom Großherzog von Hessen
[* 17] den Hofratstitel.
Nach einem zweiten mehrmonatlichen Aufenthalt in Coppet reiste Werner
nach Rom,
[* 18] wo er bis zum Juli 1813 verweilte und zur
katholischen Kirche übertrat. Im Sommer 1814 in Aschaffenburg
[* 19] zum Priester geweiht, nahm Werner
seinen dauernden Aufenthalt in Wien.
[* 20] Während des Kongresses und später predigte er dort, ohne eigentlich angestellt zu sein, oft, und seine wunderliche Persönlichkeit
zog eine große Zuhörerschaft an. Vom Frühjahr 1816 an verweilte er ein Jahr lang in Podolien bei der
Familie des Grafen Choloniewski; dann wurde er zum Ehrendomherrn des Kathedralkapitels in Kamenez ernannt. Seit 1819 wohnte
er im Haus des Fürstbischofs von Wien. Mit der »Weihe der Unkraft« (Frankf. 1813) hatte er seinen Abfall vom Protestantismus dichterisch
proklamiert; es folgten an größern Dichtungen noch »Kunigunde die Heilige« (romantisches Schauspiel, Leipz.
1815) und die Tragödie »Die Mutter der Makkabäer« (Wien 1820), des Dichters letztes Werk.
Seit Herbst 1821 kränkelnd, setzte Werner
dennoch seine öffentlichen Vorträge eifrig fort. Den Vorsatz,
in den Redemptoristenorden
zu treten, gab er, nachdem er schon das Ordenskleid angelegt, plötzlich wieder auf. Er starb in
Wien. Werner
war der einzige Dramatiker der »romantischen Schule«, der Bühnenerfolge errang. Ursprünglich von Schillers »Jungfrau von Orléans«
und »Braut von Messina«
[* 21] ausgehend, bildete er die mystischen Elemente und die Schicksalsidee auf seine Weise weiter, gelangte
Schritt für Schritt zu einer dunkeln, ihn stets mehr überwältigenden Phantastik, steigerte den dramatischen
Ausdruck zur Exaltation und fand zuletzt als einzigen persönlichen wie poetischen Anhalt
[* 22] die »ungebrochene Macht und Herrlichkeit«
der katholischen Kirche. Seine »Ausgewählten Schriften« erschienen in 13 Bänden (Grimma
[* 23] 1841).
Vgl. Hitzig, Lebensabriß F. L. Zach.
Werners (Berl. 1823); »Zach. Werners Biographie und Charakteristik nebst Originalmitteilungen aus dessen Tagebüchern« (hrsg. von Schütz, Grimma 1841, 2 Bde.); Düntzer, Zwei Bekehrte. Zacharias Werner und Sophie v. Schardt (Leipz. 1873).
3) Karl, Maler, geb. zu Weimar, besuchte seit 1824 die Akademie der bildenden Künste in Leipzig, sodann 1826-27 die Universität daselbst. Nach längerm Aufenthalt in München [* 24] ging er 1833 mit einem Reisestipendium nach Italien, [* 25] wo er fast 20 Jahre blieb. 1851 besuchte er zum erstenmal England und ward daselbst zum Mitglied des Institute of Painters in watercolours ernannt. Reisen nach Spanien [* 26] (1856) und mehrere Reisen in den Orient und nach Griechenland [* 27] füllten die Mappen Werners mit einer großen Anzahl von Aquarellen, welche dem Künstler durch die Sorgfalt der Ausführung, die Leuchtkraft der Farben und die Poesie der Auffassung den Ruhm eines der ersten Aquarellisten der neuern Zeit gebracht haben.
Nach einem kürzern Aufenthalt in Hamburg [* 28] ließ sich Werner in Leipzig nieder. Von seinen Werken sind hervorzuheben: Marktplatz zu Piperno, Venedig [* 29] in seinem Glanz und seinem Verfall, der Dogenpalast, Inneres der Kirche in Cefalù, Studien aus Pompeji, [* 30] Ansicht von Spalato mit dem Palast des Diokletian (Leipziger Museum), der Löwenhof der Alhambra, Blick auf Beirut, die Insel Philä, die Kreuzkirche zu Jerusalem, [* 31] die große Moschee zu Damaskus, der Dent du Midi, Bazar in Kairo, [* 32] der Isistempel in Theben, das Thor der Gerechtigkeit in Kairo etc. Seine Studien aus Palästina [* 33] sind teilweise enthalten in dem Prachtwerk »The Holy Places«, die vom Nil sind in dem Werk »Nilbilder« in Farbendruck vervielfältigt worden. Die zwölf Studien von der Belagerung Roms durch General Oudinot (1849) sind von Domenico Amici in Kupfer [* 34] gestochen. Werner ist Professor an der Kunstakademie zu Leipzig und Mitglied der Akademie von Venedig.
4) Gustav Albert, schwäb. Theolog, geb. zu Zwiefalten, gab, da man ihn wegen seiner konfessionslosen Gläubigkeit und wegen Berührungen mit der Lehre [* 35] Swedenborgs zur Verantwortung zog, 1841 seine Stellung als Landpfarrer in Walddorf bei Tübingen [* 36] auf und schuf sich durch unermüdliche Thätigkeit und staunenswerte Selbstaufopferung eine bedeutende Wirksamkeit als Reiseprediger, bis er, da er die Augsburgische Konfession nicht unterzeichnen wollte, 1851 aus der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Einstweilen hatte er zu Reutlingen [* 37] ein Rettungshaus, »Gotteshilfe«, gegründet und eine Papierfabrik gekauft. Daraus erwuchsen allmählich die sogen. Wernerschen Anstalten als großartigster Versuch, der modernen Industrie das Prinzip eines christlichen Sozialismus einzupflanzen und die soziale Frage praktisch zu lösen. Werner starb Vgl. ¶
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Wurster, G. Werners Leben und Wirken (Reutling. 1888).
5) Karl, kathol. Kirchenhistoriker, geb. 1821 zu Hafnerbach in Niederösterreich, verwaltete das theologische Lehramt zuerst an der bischöflichen Diözesanlehranstalt in St. Pölten, sodann seit 1870 an der Wiener Universität. Unter seinen Werken sind zu nennen: »Der heil. Thomas von Aquino« (Regensb. 1858, 3 Bde.);
»Franz Suarez und die Scholastik der letzten Jahrhunderte« (das. 1861, 2 Bde.);
»Geschichte der apologetischen und polemischen Litteratur der christlichen Theologie« (Schaffh. 1861-67, 5 Bde.);
»Geschichte der katholischen Theologie Deutschlands [* 39] seit dem Trienter Konzil« (Münch. 1866, 2. Aufl. 1889);
»System der christlichen Ethik« (Regensb. 1850 bis 1852, 3 Bde.; Bd. 1, 2. Aufl. 1888);
»Spekulative Anthropologie« (Münch. 1870);
»Beda der Ehrwürdige« (Wien 1875);
»Alkuin und sein Jahrhundert« (2. Aufl., das. 1881);
»Gerbert von Aurillac, die Kirche und Wissenschaft seiner Zeit« (das. 1878);
»Die Scholastik des spätern Mittelalters« (das. 1881-87, 4 Bde.);
»Die Augustinische Psychologie in ihrer mittelalterlich-scholastischen Einkleidung« (das. 1882);
»Die nominalisierende Psychologie der Scholastik« (das. 1882);
»Die italienische Philosophie des 19. Jahrhunderts« (das. 1884-86, 5 Bde.).
6) Reinhold, deutscher Admiral, geb. zu Weferlingen bei Gardelegen, [* 40] wurde 1842 Seemann auf einem Kauffahrteischiff, machte zahlreiche Reisen nach Ostindien, [* 41] ward Obersteuermann, diente 1849-52 als Offizier in der deutschen Marine und ging 1852 als Leutnant in den preußischen Seedienst über. Er ward 1856 Kapitänleutnant und machte als Kommandant des Transportschiffs Elbe die ostasiatische Expedition 1859-62 mit, befehligte 1864 im Gefecht bei Jasmund die Korvette Nymphe, ward 1864 Korvettenkapitän, leitete 1866 die Wegnahme der hannöverschen Küstenbefestigungen, war 1867-69 Oberwerftdirektor in Danzig [* 42] und avancierte 1870 zum Kapitän zur See. Er kommandierte 1873 das deutsche Geschwader an der Ostküste Spaniens, von wo er im August wegen eigenmächtigen Einschreitens gegen die Kriegsschiffe der Insurgenten in Cartagena abberufen wurde, ward 1874 Konteradmiral und Oberkommandant der Flottendivision in Kiel. [* 43]
Durch seine Bestätigung des Gutachtens der Sachverständigen-Kommission über den Untergang des Großen Kurfürsten zog er sich die Ungunst des Ministers v. Stosch zu und forderte und erhielt seinen Abschied. Er lebt in Wiesbaden. [* 44] Werner schrieb: »Die preußische Expedition nach China, [* 45] Japan und Siam« (2. Aufl., Leipz. 1873, 2 Bde.);
»Die Schule des Seewesens« (das. 1866);
»Das Buch von der deutschen Flotte« (5. Aufl., Bielef. 1889);
»Seebilder« (das. 1876);
»Atlas [* 46] des Seewesens« (Leipz. 1871);
»Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben« (4. Aufl., Berl. 1885; neue Folge 1888);
»Berühmte Seeleute« (das. 1882-84, 2 Bde.);
»Auf See und an Land« (das. 1884);
»Drei Monate an der Sklavenküste« (Stuttg. 1885);
»Dirk Mallinga, ein Seemannsleben« (Leipz. 1888).
7) Fritz, Maler, geb. zu Berlin, bildete sich von 1846 bis 1849 auf der dortigen Akademie zum Kupferstecher aus, beschäftigte sich dann eine Zeitlang mit Radieren von Porträten und stach unter anderm die Tafelrunde Friedrichs d. Gr. nach Menzel. 1852 begab er sich nach Paris, um dort nach alten Meistern zu stechen, wobei er sich besonders in das Studium der Maler der Rokokozeit versenkte, und 1855 ließ er sich als Kupferstecher in Düsseldorf [* 47] nieder, wo er unter anderm die Zeichnung für einen (nicht ausgeführten) Stich von Menzels Flötenkonzert bei Friedrich d. Gr. anfertigte. 1861 folgte er Menzel nach Königsberg, wo er ihm bei seinen Studien für das große Krönungsbild half, und 1864 ging er gänzlich zur Malerei über, mit besonderer Vorliebe für die Rokokozeit und die Epoche Friedrichs d. Gr. Seinem ersten Bilde dieser Art: der Grenadier im Vorzimmer zu Rheinsberg (1864), verdankte er die Mittel zu einer Studienreise nach Amsterdam [* 48] und Paris, wo er sich bei Bonnat weiterbildete, einen entscheidenden Einfluß aber von Meissonier empfing, in dessen Art er seitdem Genrebilder aus der Rokokozeit und dem modernen Leben mit gleich liebevoller Durchführung der belebten und unbelebten Natur, ausgezeichnet durch geistvolle Charakteristik, helle, freundliche, emailartig glänzende Färbung und feine Beleuchtung [* 49] der Innenräume, aber auch Landschaften und Architekturstücke gemalt hat.
Seine Hauptwerke sind: der Fahnenjunker vom Regiment Schwerin, [* 50] Grenadier Friedrichs d. Gr., in Sanssouci mit Kindermädchen scherzend, Friedrich II. in seiner Bibliothek in Sanssouci, der Präparator, der Naturforscher, der Konchyliensammler, im naturhistorischen Kabinett, Lessings Wohnhaus [* 51] in Wolfenbüttel, [* 52] Stadtthor in Tangermünde, Straße in Amsterdam, aus der Dresdener Galerie, Rückkehr des Prinzen Wilhelm von der Parade, Enthüllung des Denkmals der Königin Luise in Berlin (Nationalgalerie). Werner lebt in Berlin.
8) Anton von, Maler, geb. zu Frankfurt [* 53] a. O., studierte 1859-62 auf der Berliner [* 54] Akademie und ging dann nach Karlsruhe, [* 55] wo er sich bei Lessing und Schrödter weiterbildete und sich zunächst, durch die Dichtungen Scheffels begeistert, als Illustrator bethätigte. 1864 erschienen die Illustrationen zu »Frau Aventiure«, 1866 folgten die zu »Juniperus«, 1867 die zu »Gaudeamus«, 1868 die zu den »Bergpsalmen« und 1869 die zu dem »Trompeter von Säckingen«, Zeichnungen, welche durch ihre feine Empfindung und durch flotten, geistreichen Humor dem Geiste der Dichtungen völlig gerecht wurden.
Zugleich entstanden eine Reihe von Genrebildern (vertrauliche Unterhaltung, das Quartett, Klosterleben, Don Quichotte bei den Ziegenhirten) und auch einige Geschichtsbilder (Luther vor Cajetan, Konradin im Gefängnis, Hanno von Köln [* 56] entführt Heinrich IV.). Nachdem er 1867 Paris besucht und sich von 1868 bis 1869 in Italien aufgehalten hatte, siedelte er nach Berlin über und durfte dann dem letzten Teil des deutsch-französischen Kriegs in Versailles [* 57] beiwohnen, wo er Gelegenheit fand, sein auf schnelle, wenn auch nüchterne Erfassung des Gegenständlichen gerichtetes Talent in verschiedenen Bildniszeichnungen und Skizzen zu erproben.
Den ersten großen Erfolg erzielte er 1871 mit einem für den Einzug der siegreichen Truppen in Berlin gemalten Velarium: Kampf und Sieg, einer symbolischen Darstellung der Schlacht bei Sedan, [* 58] in welcher er dramatische Kraft der Darstellung und poetische Auffassung mit einem glänzenden Kolorit so glücklich vereinigte, daß er den Auftrag erhielt, für die Berliner Siegessäule in einer friesartigen, zur Ausführung in Glasmosaik bestimmten Komposition die Einigung der deutschen Stämme und die Huldigung vor dem Thron [* 59] der Germania [* 60] darzustellen. Die glückliche Ausführung dieses Auftrags, neben welcher auch eine Reihe das Menschenleben symbolisierender Friesbilder für die Fassade des Pringsheimschen Hauses in Berlin entstand, trug ihm auf Ansuchen der Berliner Künstlerschaft 1875 die Stellung des Direktors der neuorganisierten ¶