die dem Fürstentum Liechtenstein gegenüberliegende schweizer. Thalstufe am Rhein, die durch Bergvorsprünge
von der höhern Stufe des Sarganser Landes wie von der nächstniedern des St. Gallischen Rheinthals abgetrennt ist, ein Halbthal,
das im Thalgrund Maisäcker, am Fuß der Berge Weingärten, höher Wald und Alpen enthält und in sechs Gemeinden
17,325 Einw. zählt. Zentrum war bis 1798 Schloß und Städtchen Werdenberg, das jetzt einen Teil der Gemeinde Grabs ausmacht. Im Mittelalter
war Werdenberg eine Grafschaft, welche einem Zweig des Hauses Montfort gehörte.
Bezirk des Kantons St. Gallen,
mit dem Bezirk Ober Rheinthal an dessen äusserster O.-Grenze gelegen. 20550 ha Fläche und 18204 Ew.,
also 89 Ew. auf 1 km2. Der Bezirk grenzt ostwärts mit dem Rhein an Vorarlberg und das Fürstentum
Liechtensteig, im S. und W. an die Bezirke Sargans
und Ober Toggenburg und an Appenzell
I. R., im N. an den Bezirk Ober Rheinthal. Es ist von
N. nach S. 21 km lang und hat eine maximale Breite von 12 km. Von O. nach W. steigt das Land aus der
breiten Sohle des Rheinthales (von 450 m Höhe) über sanftes Hügelland zur Alp- und Felsregion der Kette Gonzen-Alvier-Churfirsten
(bis in 2385 m Höhe), im N. zu den östl. Ausläufern (Hohenkasten) des Säntisgebirges hinauf.
Zwischen Säntis und der südl. Grenzkette schiebt sich ein breiter Sattel mit dem wildromantischen Simmitobel
ein, durch welches die Post- und Bergstrasse nach Wildhaus und ins Toggenburg hinaufzieht. Wie überall im Rheinthal von Graubünden
bis
zum Bodensee, schmiegen sich auch hier die grössern Dörfer an den Bergfuss an und sind die neuern Ansiedelungen in der Rheinthalsohle
selbst wenig zahlreich. Die Bodenbeschaffenheit in der Ebene weist noch auf die Zeit hin, da der Bodensee
sich östl. um den Appenzeller Bergsporn thalaufwärts zog.
Die ehemals weit-gedehnten Moor-, Torf- und Streulandflächen sind infolge der neuern Entsumpfungsarbeiten, Bach- und Rheinstromregulierungen,
besonders aber seit der Anlage des Werdenberger Binnenkanales und der Einleitung der Seitenbäche in diesen
letztern bedeutend zurückgegangen und haben nun fruchtbaren Mais-, Kartoffel- und Gemüsepflanzungen, sowie schönen Wiesen
Platz gemacht. An den Bergflanken stehen behäbige Bauernhöfe inmitten eines üppigen Wiesen- und Obstgeländes.
Dem Rhein fliessen in der Richtung W.-O. eine Menge wilder, reissender Bergbäche zu. So der aus mehreren grossen Quellarmen
sich bildende Trübbach, der beim Dorf Trübbach in den Rhein mündet; dann der Mühlbach, mit dessen Unterlauf
der Werdenberger Binnenkanal beginnt, der Sevelenbach, der Sarbach, der Röllbach und Tobelbach, die sich zum Buchser Giessen
vereinigen, der Brunnen- mit dem Limserbach und dem Staudenerbach, der Grabserbach, Simmibach, Leimbach, Wieslebach und unterer
Mühlbach, die alle vom Werdenberger Binnenkanal aufgenommen werden.
Grössere stehende Gewässer sind der stark zurückgegangene Schanersee und der Werdenberger Weier. Ausgedehnte Sümpfe findet
man noch bei Azmoos, und um Sevelen, weniger bedeutende bei Weite (Wartau), s. Altendorf und
um den Werdenberger Weier. Sumpfiger
Wald zieht sich dem Rhein entlang, namentlich im südl. Abschnitt des Bezirkes. Die Bewohner beschäftigen
sich mit Acker- und Wiesenbau, Streue- und Torfgewinnung in der Ebene, Wiesen- und Obstbau in der Mittelregion, Alp- und Forstwirtschaft
in der obern Bergregion.
Den Haupterwerbszweig bildet wohl die Viehzucht; Grabs, Buchs, Gams, Salez, Wartau und Sevelen haben Viehmärkte. Weinbau treiben
die zwei südlichsten Gemeinden Sevelen und Wartau. Von Bedeutung ist aber auch die industrielle Tätigkeit,
besonders Stickerei und mechanische Weberei. Grabs hat eine Stickfachschule. Der Bezirk zählt 13 grosse Stickfabriken, 3 Bierbrauereien, 5 Käsereien, 1 Weberei
(Azmoos), 3 Buchdruckereien, 5 Elektrizitätswerke. Die Eidg. Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
1886
1896
1906
Rindvieh
9183
9626
11096
Pferde
664
762
784
Schweine
1974
3482
3075
Schafe
4165
4570
3206
Ziegen
3003
4861
3747
Bienenstöcke
945
1186
-
Der Bezirk umfasst die 6 politischen Gemeinden Buchs, Gams, Grabs, Sennwald, Sevelen und Wartau. Der geschichtlichen Entwicklung
entsprechend, sind der untere Bezirksteil, der eine zürcherische Landvogtei bildete, und der S.-Abschnitt
von Grabs aufwärts, der den Glarnern angehört hatte, überwiegend reformiert, das den katholischen Orten untertan gewesene
Amt Gams dagegen katholisch. 8 reformierte Pfarreien: Buchs, Grabs, Salez, Sax, Sennwald, Sevelen, Gretschins und Azmoos. Kathol.
Kirchgemeinde Gams und kathol. Diasporakirchen in Buchs und Azmoos-Trübbach. 3934 Haushaltungen in 3198 Häusern. 18204 Ew.,
wovon 15498 Reformierte und 2705 Katholiken.
Hauptort des Bezirkes ist Buchs. Sekundarschulen in Frümsen, Gams, Buchs, Grabs und Azmoos Trübbach. Bezirkskrankenhaus in Grabs.
Viele gemeinnützige und wohlthätige Vereine und Anstalten. Volks- und landwirtschaftliche Genossenschaften und Vereine.
Ausser dem Schloss Werdenberg zählt der Bezirk die Burgruinen Forsteck, Hohensax, Frischenberg, Fontnas,
Hertenberg und Wartau. Die höhern Gebiete entwickeln sich allmählich zu Sommerfrischen, so besonders die Palfriesalp mit
gut besuchtem Kurhaus und das Kurhaus Alvier.
Drei Heilbäder. Von N. nach S. wird der Bezirk von der Bahnlinie Rorschach-Sargans durchzogen, die hier die Stationen Salez,
Hag-Gams, Buchs, Sevelen und Trübbach hat. In Buchs, einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt, mündet die
Arlbergbahn ein. Postwagen Buchs-Grabs-Gams-Wildhaus-Toggenburg, Salez-Sennwald, Frümsen-Sax-Gams, Hag-Gams, Trübbach-Azmoos-Oberschan.
Rheinbrücken mit Strassen nach Vorarlberg und Liechtenstein bei Hag-Bendern, Buchs-Schan, Sevelen-Vaduz, Trübbach-Balzers. Rheinfähre
von Sennwald-Salez nach Ruggell. Bergübergänge von Sax über die Saxerlücke nach Brülisau-Appenzell, von Trübbach-Sevelen
über die Palfriesalp nach Mels-Flums, von Grabs über Niedernalp und Voralpseepass nach Walenstadt. Neben
der schönen Bergstrasse Gams-Wildhaus und der Landstrasse Rorschach-Sargans gibt es schöne Gemeindestrassen, und zwar bis
in die Berglandschaft hinauf. Die
mehr
Ortsnamen Schan, Gretschins, Malans, Fontnas, Buchs, Grabs, Garns, Sax, Frümsen weisen auf romanische Besiedelung hin, die neuern
Namen Hag, Sennwald, Aeugstisried etc. dagegen auf die alemannische Einwanderung.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Werdenberg, Gem. Grabs). 450-465 m. Gemeindeabteilung und Städtchen nahe dem linken Rheinufer und
am NO.-Fuss des Telzenbergs; 1,5 km w. der Station Buchs der Linie Rorschach-Sargans und der Arlbergbahn.
Telephon. Zusammen mit Lims: 95 Häuser, 517 reform. Ew.; Städtchen: 72 Häuser, 395 Ew. Kirchgemeinde Grabs. Die Siedelungsgruppe
Buchs-Werdenberg-Altendorf zählt zusammen 489 Häuser und 3197 zur Mehrzahl reform. Ew. Ueber dem an einem kleinen Seelein
und an der Strasse Buchs-Grabs gelegenen altertümlichen Städtchen tront das gut erhaltene, grosse und
stattliche Schloss Werdenberg, das die ganze Landschaft beherrscht.
Die hohe Turmzinne bietet eine prachtvolle Aussicht über die Rheinebene von den Bündner, Liechtensteiner und Vorarlberger
Alpen, sowie den St. Galler und Appenzeller Bergen bis beinahe zum Bodensee hinunter. Des festen und mächtigen
Hauses mittelalterliche Gemächer und geräumige Hallen rufen einer Reihe Erinnerungen an bewegte vergangene Zeiten. Heute
gehört Schloss Werdenberg der Familie Hilty, deren Stammsitz das unten im Städtchen am Tor stehende schlossähnliche Haus
ist.
Die Grafen von Werdenberg stammten von dem mächtigen Haus Montfort ab, dem einst die Gaugrafenwürde in
Rätien zugestanden hatte. Sie zerfielen in die beiden Linien Werdenberg-Sargans und Werdenberg-Heiligenberg, welch' letzterer
die Grafschaft Werdenberg, gehörte. Ihr Glied war auch Rudolf von Werdenberg, der von Oesterreich seiner Länder entsetzte
Graf und Mitkämpfer der Appenzeller in der Schlacht am Stoss (17. Juni 1405), Die Werdenberger standen bald mit
ihren Vettern von Montfort, bald mit jenen von Sargans in Fehde. 1471 trat Graf Wilhelm die Grafschaft Werdenberg, bestehend
aus den jetzigen politischen Gemeinden Grabs, Buchs und Sevelen, mitsamt der Herrschaft Wartau seinem Schwiegersohn Peter von
Montsax ab. Nun kam sie durch Verkauf der Reihe nach an Luzern
(1485), an die Freiherren von Kastelwart (1493),
an die Herren von Höwen (1498) und an Glarus
(1517). Die hohe Gerichtsbarkeit von Wartau dagegen gehörte seit 1488 den Sargans regierenden
eidg. Orten. Glarus
liess seine Untertanen durch einen Landvogt reformierter Konfession regieren. 1721 suchte sich das Ländchen
Werdenberg frei zu machen, doch ohne Erfolg. In der Helvetik 1798 wurde es dem Kanton Linth und 1803 dem Kanton St. Gallen
angegliedert. Hier kam es zunächst an den Bezirk Sargans, um dann 1831, durch Sax-Sennwald, Garns und Wartau vergrössert,
zum eigenen Bezirk zu werden.