![vergrössern: Bezirk Werdenberg. ^[Karte: 5° 05’ O; 47° 10’ N; 1:150000]. vergrössern: Bezirk Werdenberg. ^[Karte: 5° 05’ O; 47° 10’ N; 1:150000].](/meyers/teile/46/46_0626-1.jpg)
Werdenberg.
Bezirk des Kantons St. Gallen, mit dem Bezirk Ober Rheinthal an dessen äusserster O.-Grenze gelegen. 20550 ha Fläche und 18204 Ew., also 89 Ew. auf 1 km2. Der Bezirk grenzt ostwärts mit dem Rhein an Vorarlberg und das Fürstentum Liechtensteig, im S. und W. an die Bezirke Sargans und Ober Toggenburg und an Appenzell I. R., im N. an den Bezirk Ober Rheinthal. Es ist von N. nach S. 21 km lang und hat eine maximale Breite von 12 km. Von O. nach W. steigt das Land aus der breiten Sohle des Rheinthales (von 450 m Höhe) über sanftes Hügelland zur Alp- und Felsregion der Kette Gonzen-Alvier-Churfirsten (bis in 2385 m Höhe), im N. zu den östl. Ausläufern (Hohenkasten) des Säntisgebirges hinauf.
Zwischen Säntis und der südl. Grenzkette schiebt sich ein breiter Sattel mit dem wildromantischen Simmitobel ein, durch welches die Post- und Bergstrasse nach Wildhaus und ins Toggenburg hinaufzieht. Wie überall im Rheinthal von Graubünden bis zum Bodensee, schmiegen sich auch hier die grössern Dörfer an den Bergfuss an und sind die neuern Ansiedelungen in der Rheinthalsohle selbst wenig zahlreich. Die Bodenbeschaffenheit in der Ebene weist noch auf die Zeit hin, da der Bodensee sich östl. um den Appenzeller Bergsporn thalaufwärts zog.
Die ehemals weit-gedehnten Moor-, Torf- und Streulandflächen sind infolge der neuern Entsumpfungsarbeiten, Bach- und Rheinstromregulierungen, besonders aber seit der Anlage des Werdenberger Binnenkanales und der Einleitung der Seitenbäche in diesen letztern bedeutend zurückgegangen und haben nun fruchtbaren Mais-, Kartoffel- und Gemüsepflanzungen, sowie schönen Wiesen Platz gemacht. An den Bergflanken stehen behäbige Bauernhöfe inmitten eines üppigen Wiesen- und Obstgeländes.
Dem Rhein fliessen in der Richtung W.-O. eine Menge wilder, reissender Bergbäche zu. So der aus mehreren grossen Quellarmen sich bildende Trübbach, der beim Dorf Trübbach in den Rhein mündet; dann der Mühlbach, mit dessen Unterlauf der Werdenberger Binnenkanal beginnt, der Sevelenbach, der Sarbach, der Röllbach und Tobelbach, die sich zum Buchser Giessen vereinigen, der Brunnen- mit dem Limserbach und dem Staudenerbach, der Grabserbach, Simmibach, Leimbach, Wieslebach und unterer Mühlbach, die alle vom Werdenberger Binnenkanal aufgenommen werden.
Grössere stehende Gewässer sind der stark zurückgegangene Schanersee und der Werdenberger Weier. Ausgedehnte Sümpfe findet man noch bei Azmoos, und um Sevelen, weniger bedeutende bei Weite (Wartau), s. Altendorf und um den Werdenberger Weier. Sumpfiger Wald zieht sich dem Rhein entlang, namentlich im südl. Abschnitt des Bezirkes. Die Bewohner beschäftigen sich mit Acker- und Wiesenbau, Streue- und Torfgewinnung in der Ebene, Wiesen- und Obstbau in der Mittelregion, Alp- und Forstwirtschaft in der obern Bergregion.
Den Haupterwerbszweig bildet wohl die Viehzucht; Grabs, Buchs, Gams, Salez, Wartau und Sevelen haben Viehmärkte. Weinbau treiben die zwei südlichsten Gemeinden Sevelen und Wartau. Von Bedeutung ist aber auch die industrielle Tätigkeit, besonders Stickerei und mechanische Weberei. Grabs hat eine Stickfachschule. Der Bezirk zählt 13 grosse Stickfabriken, 3 Bierbrauereien, 5 Käsereien, 1 Weberei (Azmoos), 3 Buchdruckereien, 5 Elektrizitätswerke. Die Eidg. Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
1886 | 1896 | 1906 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 9183 | 9626 | 11![]() |
Pferde | 664 | 762 | 784 |
Schweine | 1974 | 3482 | 3075 |
Schafe | 4165 | 4570 | 3206 |
Ziegen | 3003 | 4861 | 3747 |
Bienenstöcke | 945 | 1186 | - |
Der Bezirk umfasst die 6 politischen Gemeinden Buchs, Gams, Grabs, Sennwald, Sevelen und Wartau. Der geschichtlichen Entwicklung entsprechend, sind der untere Bezirksteil, der eine zürcherische Landvogtei bildete, und der S.-Abschnitt von Grabs aufwärts, der den Glarnern angehört hatte, überwiegend reformiert, das den katholischen Orten untertan gewesene Amt Gams dagegen katholisch. 8 reformierte Pfarreien: Buchs, Grabs, Salez, Sax, Sennwald, Sevelen, Gretschins und Azmoos. Kathol. Kirchgemeinde Gams und kathol. Diasporakirchen in Buchs und Azmoos-Trübbach. 3934 Haushaltungen in 3198 Häusern. 18204 Ew., wovon 15498 Reformierte und 2705 Katholiken.

Hauptort des Bezirkes ist
Buchs. Sekundarschulen in
Frümsen,
Gams,
Buchs,
Grabs und
Azmoos
Trübbach. Bezirkskrankenhaus in
Grabs.
Viele gemeinnützige und wohlthätige Vereine und Anstalten. Volks- und landwirtschaftliche Genossenschaften und Vereine.
Ausser dem
Schloss Werdenberg
zählt der Bezirk die Burgruinen Forsteck,
Hohensax,
Frischenberg,
Fontnas,
Hertenberg und
Wartau. Die höhern Gebiete entwickeln sich allmählich zu Sommerfrischen, so besonders die Palfriesalp mit
gut besuchtem Kurhaus und das Kurhaus
Alvier.
Werdenberg - Wermeling

* 3
Seite 46.628.Drei Heilbäder. Von N. nach S. wird der Bezirk von der Bahnlinie Rorschach-Sargans durchzogen, die hier die Stationen Salez, Hag-Gams, Buchs, Sevelen und Trübbach hat. In Buchs, einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt, mündet die Arlbergbahn ein. Postwagen Buchs-Grabs-Gams-Wildhaus-Toggenburg, Salez-Sennwald, Frümsen-Sax-Gams, Hag-Gams, Trübbach-Azmoos-Oberschan. Rheinbrücken mit Strassen nach Vorarlberg und Liechtenstein bei Hag-Bendern, Buchs-Schan, Sevelen-Vaduz, Trübbach-Balzers. Rheinfähre von Sennwald-Salez nach Ruggell. Bergübergänge von Sax über die Saxerlücke nach Brülisau-Appenzell, von Trübbach-Sevelen über die Palfriesalp nach Mels-Flums, von Grabs über Niedernalp und Voralpseepass nach Walenstadt. Neben der schönen Bergstrasse Gams-Wildhaus und der Landstrasse Rorschach-Sargans gibt es schöne Gemeindestrassen, und zwar bis in die Berglandschaft hinauf. Die ¶
mehr
Ortsnamen Schan, Gretschins, Malans, Fontnas, Buchs, Grabs, Garns, Sax, Frümsen weisen auf romanische Besiedelung hin, die neuern Namen Hag, Sennwald, Aeugstisried etc. dagegen auf die alemannische Einwanderung.