Wengernalp
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken,
Gem.
Lauterbrunnen). 1878 m. Alpweide; eine der klassischen Stätten der Alpenwelt, auf der
W.-Seite
der Kleinen
Scheidegg 200 m unterhalb der Passhöhe und etwa 1000 m über dem Thalgrund von
Lauterbrunnen. Die Wengernalp
ist
durch das
Trümmletenthal von der in der Luftlinie 4 km entfernten Basis der
Jungfrau getrennt. Station
der Wengernalpbahn
8
km ssö.
Lauterbrunnen, 2 km s. der Kulminationsstation
Scheidegg und 10 km sw. vom Bahnhof
Grindelwald.
Gasthöfe. Berühmte Fremdenstation. Postbureau, Telephon. Unvergleichlicher Blick auf die ganz nahe erscheinende Jungfrau. Links von ihr erscheint der Mönch mit dem Eiger, während rechts, aber in etwas grösserer Entfernung das Hochgebirge von Lauterbrunnen, vom Tschingelgrat bis zum Schilthorn und seinen östl. Ausläufern, sich darbietet. An heissen Sommertagen gewähren die zahlreichen von der Jungfrau niedergehenden Eislawinen ein interessantes Schauspiel.
Von
Lauterbrunnen her ist die Wengernalp
für Fussgänger in 3¾ Stunden, vom
Trümmelbach durch das
Trümmletenthal
in 4 Stunden zu erreichen. Die frühste Erwähnung der Wengernalp
findet sich in einer Urkunde vom nach welcher
diese Alp von den Edlen von
Wädiswil-Unspunnen an das Kloster
Interlaken überging. In dem 1760 erschienenen Werke über Die
Eisgebirge des Schweizerlandes von G. S.
Gruner wird der Uebergang von
Lauterbrunnen über Wengernalp
nach
Grindelwald wohl erwähnt, aber als mühselig und gefahrvoll bezeichnet, wie auch die Reiseschriftsteller K. Spazier 1789 und
Heidegger 1792: diese
Route zu den selten begangenen zählen. 1771 hatten allerdings Pfarrer Wyttenbach von Bern
und C. V. von
Bonstetten
den Uebergang gewagt, doch zogen die schon damals ziemlich zahlreich nach
Lauterbrunnen und dem
Staubbach
pilgernden Fremden den nach
Grindelwald führenden Thalweg der Ueberschreitung der Wengernalp
vor.
Immerhin fällt schon in diese Zeit die poetische Schilderung dieser Stätte durch den dänischen Dichter J. Baggesen in
seiner 1795/96 ausgearbeiteten Alpendichtung «Parthenaïs.» Wesentliches
zum Bekanntwerden der Wengernalp
trugen bei die begeisterte Schilderung in der
Reise durch das
Berner Oberland
von J. R. Wyss 1816/1817 und der Aufenthalt Lord Byrons, der daselbst 1816 einige Gesänge seines Manfred dichtete. 1818 ist
von der Errichtung einer Schirmhütte die Rede. 1828 wird diese
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mehr
Route als häufig begangen bezeichnet und 1835 das erste Gasthaus auf der Wengernalp
erbaut, aus welcher sich in der
Folgezeit die berühmte Fremdenstation entwickelte. Einen grossen Aufschwung nahm der Besuch seit der Eröffnung der elektr.
Wengernalpbahn
1893. Kostenaufwand: 4½ Mill. Fr. Zahnstangenbahn. Grösste Steigung 25%. Spurweite 80 cm. Fahrzeit 2½
Stunden. Stationen: Lauterbrunnen (799 m), Wengen (1278 m), Wengernalp
(1877 m), Kleine Scheidegg (2064 m), Alpiglen (1618 m),
Grund (946 m), Grindelwald (1037 m). Kleine Scheidegg und Wengernalp
bestehen aus Schiefern und schiefrigen Kalken des Doggers,
die den Malmkalkmassen des Jungfraufusses angelagert erscheinen.