oder überStaggehen, ein Manöver beim Kreuzen (s. d.), wobei das
BeimWinde
[* 2] (s. d.) segelnde Schiff
[* 3] durch
den
Wind hindurch dreht und dann, nachdem die Rahen (s. d.) rundgebraßt (s.
Brassen) sind, über den andern
Bug (s. d.) weiter segelt. Bei flauem
Wind oder hohem Seegang ist das Wenden nicht ausführbar,
dann muß der Umweg des Halsens (s. d.) gemacht werden.
BeimWenden braucht das Schiff nur durch etwa 12
Strich
(s. d.) zu drehen, beim
Halsen dagegen durch 20
Strich, und verliert dann noch wesentlich Luv (s. d.), während Schiffe
[* 4] und
namentlich
Boote mit Schratsegeln beim Wenden durch das
Aufschießen (Hineinlaufen) in den
Wind meist noch Luv gewinnen.
in älterer Zeit bei den deutschen
Stämmen allgemeine Bezeichnung der slaw.Völker; gegenwärtig
versteht man darunter nur die
Slawen der Ober- und Niederlausitz, die sich selber
Serben (Serbjo) nennen und danach auch
Sorben
(s. d.) genannt werden. Nicht zu verwechseln sind damit die
Winden
[* 5] oder Wenden in
Österreich
[* 6] (s. Slowenen). Am Anfang der geschichtlichen
Überlieferung reichte das Gebiet der sorbischen
Stämme ungefähr von der
Saale bis zum
Bober, ging nördlich
etwa bis zum
Parallelkreis von
Berlin
[* 7] und südlich bis an das
Lausitzer und
Erzgebirge.
Das
Sorbische gehört zur westl.
Abteilung der slaw.
Sprachen und zerfällt in zwei stark voneinander abweichende
Dialekte: Obersorbisch und Niedersorbisch, deren Grenze ungefähr durch eine Linie von Senftenberg überSpremberg
[* 15] nach
Muskau
gegeben wird. Nach der
Volkszählung von 1890 hatten in
Preußen 65254
Personen ihre Umgangssprache als wendisch, 5427 als wendisch
und deutsch angegeben. In
Sachsen wurden (1885) 49916 Wenden gezählt. Die Gesamtzahl darf
daher (1895) auf 120000 angenommen werden, wovon reichlich 40 Proz. auf die Niederwenden (Niedersorben)
kommen.
Der
Religion nach ist die Mehrzahl evangelisch-lutherisch, nur etwa 12000 Obersorben sind römisch-katholisch (im Südwesten
des Sprachgebietes, sechs
Parochien in
Sachsen, eine in
Preußen). Eine wend. Litteratur begann unter dem Einfluß der
Reformation
und ging bis 1840 wenig über den
Kreis
[* 16] der kirchlich-religiösen und praktischen Bedürfnisse des
Bauernstandes,
aus dem fast das ganze
Volk besteht, hinaus: von da an, im Zusammenhang mit dem erwachenden Nationalbewußtsein, beginnt man
sich weitere Ziele zu stecken, namentlich unter den Obersorben. Der eifrigste Förderer aller auf
Hebung
[* 17] der
Sprache,
[* 18] der
Litteratur und des Nationalbewußtseins gerichteten Bestrebungen war Joh. Ernst Schmaler (geb.
1816, gest. 1884) in
Bautzen.
Seit 1848 giebt der litterar.
Verein Maćica serbska (1847 in
Bautzen gegründet, seit 1880 mit einer
Abteilung für die Niederlausitz
in
Cottbus;
[* 19] s. Matica) eine Zeitschrift «Časopis maćicy
serbskeje» heraus, die ziemlich alles enthält, was nach wissenschaftlicher
Richtung in sorbischer
Sprache
geschrieben ist. Der
Belletristik speciell sind gewidmet die Zeitschriften «Łužičan»
(1860-77) und «Łužica» (1882 fg.). Außerdem erscheinen je eine Wochenschrift
in
Bautzen («Serbske Nowiny») und
Cottbus («Serbski Casnik»). Als Dichter sind am bekanntesten
Andreas Seiler («Handrija Zejlerja
Zhromadźene spisy», 4 Bde.,
Bautzen 1883-91) und J. ^[Jakub] Ćišinski
(JakobBart). Für die religiöse
Lektüre sorgt je ein evang.
¶
mehr
und ein kath. Bücherverein. Volksüberlieferungen sammelten Schmaler («Volkslieder der Wenden in der Ober- und Niederlausitz», 2 Bde.,
Grimma,
[* 21] 1843-44; mit Karte des Sprachgebietes),
Wenden von Schulenburg («Wend. Volkssagen und Gebräuche», Lpz.
1880; «Wend. Volkstum in Sage, Brauch und Sitte», Berl. 1882),
Mucke (Volksliederhefte; «Statistika łužiskich Serbow», Bautzen
1884-86, mit Karte),
1) Kreis im südl. Teil des russ. Gouvernements Livland,
[* 23] im Gebiet der livländ.
Aa und des Ewest (zur Düna), hat 5637,3 qkm, darunter 77 qkm Seen, 130695 E., meist Letten; Roggen-, Kartoffel- und Flachsbau,
Viehzucht,
[* 24] 1 Papier-, 1 Tuchfabrik, 13 Brauereien, 4 Branntweinbrennereien, 9 Wollkämmereien. - 2) Wenden, lett.
Zehse und Kehs, esthn. Wenno-lin, Kreisstadt im Kreis Wenden, in malerischer Gegend (der sog. Livländischen Schweiz),
[* 25] 5 km links
van ^[korrekt: von] der Aa entfernt und an der Linie Petersburg-Riga der Baltischen Eisenbahn, hat (1893) 4516 E., Post, Telegraph,
[* 26] eine großartige Schloßruine;
die evang. St. Johanniskirche, 1281 erbaut, mit dem Grabmal Plettenbergs
(s. d.), eine russ. Kirche, eine Wasserheilanstalt;
eine Dampfmühle und eine Wollkämmerei.
Die ehemalige Burg Wenden kam 1204 in
die Hände der Schwertritter. 1238 wurde Wenden Residenz des Ordensmeisters und blieb es fast 300 Jahre. Wenden kam 1562 zu
Polen, 1622 zu Schweden
[* 27] und 1710 zu Rußland.