der Heilige, von seiner Großmutter Ludmilla (s. d.) erzogen, wollte, als er den böhmischen Thron bestiegen,
die christliche Religion zur herrschenden erheben und ward deshalb auf Anstiften seines Bruders Boleslaw 28. Sept. 935 erschlagen.
Sein Todestag wird von den Böhmen, die ihn als Schutzpatron verehren,
festlich begangen, und seine Krone (Wenzelskrone) diente
früher zur Krönung der böhmischen Könige.
1) deutscher König, als König von Böhmen Wenceslaus IV., ältester Sohn Kaiser Karls IV. von seiner dritten
Gemahlin, Anna von Schweidnitz, geb. wurde schon als dreijähriges Kind zum König von Böhmen gekrönt und im zehnten
Jahr mit Johanna, Tochter Herzog Albrechts I. von Bayern, vermählt. 1373 wurde er mit der Mark Brandenburg belehnt, deren Verwaltung
jedoch der Vater fortführte; ward er zum römischen König erwählt und 6. Juli Aachen gekrönt,
und 1378 folgte er Karl IV. auf dem böhmischen und deutschen Königsthron.
Obgleich unterrichtet, talentvoll und von seinem Vater schon im zwölften Jahr zur Teilnahme an den Staatsgeschäften zugezogen,
war Wenzel doch den Anforderungen seiner bewegten Zeit nicht gewachsen. Es fehlte ihm an Selbständigkeit
und Festigkeit des Willens, und der Staatsgeschäfte wurde er überdrüssig, sowie er die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen
erkannte. In Deutschland war er anfangs redlich bestrebt, den Fehden zwischen Fürsten, Rittern und Städten durch Verkündigung
des Landfriedens auf dem Nürnberger Reichstag 1383 ein Ende zu machen; allein weder dieser Plan noch ein 1384 zu
Heidelberg gemachter und 1387 zu Mergentheim wiederholter Versuch einer Gesamteinigung aller Fürsten und Städte waren von Erfolg.
Wenzel zog daher fortan vor, seine Zeit in Böhmen bei Jagden und Trinkgelagen zu verbringen.
Erst 1389 ließ er sich bewegen, einen Fürstentag nach Eger zu berufen und einen Landfrieden festzustellen,
in welchem er die Sache der Städte, die er früher selbst zum Widerstand aufgemuntert hatte, preisgab. Überdies hatte er bald
in Böhmen selbst mit der Unbotmäßigkeit des Adels und der Geistlichkeit zu kämpfen. Als er mit dem Erzbischof von Prag in Streit
geriet, ließ er dessen Generalvikar Johann von Pomuk (Nepomuk), den er im Verdacht hatte, daß er den Erzbischof
gegen ihn aufgereizt habe, 1393 in die Moldau stürzen, und diejenigen von Adel, welche die Kammergüter nicht freiwillig zurückgaben,
wurden ohne weiteres hingerichtet.
Die unfähige, zugleich grausame, gewaltthätige und schlaffe Regierung Wenzels brachte die böhmischen Großen
dahin, sich mit Wenzels Bruder, dem König Siegmund von Ungarn, und seinem Vetter, dem Markgrafen Jobst von Mähren, zu verbinden,
auf deren Veranstaltung Wenzel 1394 überfallen und auf dem Prager Schloß mehrere Monate in geheimer Haft gehalten wurde, bis auf
seines Bruders, des Herzogs Johann von Görlitz, Betrieb die deutschen Fürsten endlich durch Androhung von
Gewaltmitteln seine Freilassung bewirkten.
Doch mußte er einen Vertrag eingehen, durch welchen seine königliche Macht auf eine Schattenherrschaft herabgesetzt wurde.
Als Wenzel den Visconti das Herzogtum Mailand, ein Reichslehen, übertrug und Frankreich zuliebe in die Absetzung der beiden Gegenpäpste
Bonifacius IX. und Benedikt XIII. willigte, traten die vier Kurfürsten von Mainz, Köln, Trier und Pfalz 1400 zu
Rhens zusammen und sprachen 20. Aug. an der Marienkapelle bei Oberlahnstein seine Absetzung aus. Unterdessen war Wenzel mit seinen
böhmischen Unterthanen in neue Zwistigkeiten geraten, die Siegmund benutzte, seinen Bruder gefangen zu nehmen und 19 Monate
zu Wien in Haft zu halten. Da Papst Bonifacius IX. 1403 Wenzels Absetzung förmlich aussprach, begünstigte
derselbe aus Haß gegen die katholische Geistlichkeit die Anhänger
mehr
Huß'. Nachdem nach Ruprechts Tod 1410 Siegmund zum römischen Kaiser gewählt worden war, trat Wenzel in einem Vergleich zu dessen
gunsten 1411 seine Rechte auf das Kaisertum ab, indem er sich bloß den Kaisertitel vorbehielt, überließ von jetzt an den
Landständen die Regierung in Böhmen und ergötzte sich auf seinen Schlössern an der Jagd. Er starb in
Prag infolge eines Blutschlags, welcher ihn bei der Kunde von dem Ausbruch der hussitischen Empörung befiel.
Vgl. Pelzel, Lebensgeschichte
des römischen und böhmischen Königs Wenzel (Prag 1788-1790, 2 Bde.);
Lindner, Geschichte des Deutschen Reichs unter König Wenzel (Braunschw.
1875-76, 2 Bde.);
»Reichstagsakten unter König Wenzel« (hrsg.
von Weizsäcker, Münch. 1868-77, 3 Bde.).
[Könige von Böhmen.]
2) Wenzel (Wenceslaus) I., Sohn Ottokars I., folgte diesem 1230, fiel, obwohl mit einer Tochter Philipps von
Schwaben vermählt, 1240 von der staufischen Sache ab, mußte 1248 vor einer Empörung des Adels, an deren Spitze
sein Sohn Ottokar stand, aus Böhmen fliehen, eroberte es 1249 wieder und starb Deutschem Wesen hold, galt er auch
als Freund des Minnesangs; das ihm zugeschriebene böhmische Minnelied ist jedoch unecht.
3) Wenzel II., Sohn Ottokars II., folgte diesem nach seinem Tod auf dem Marchfeld 1278 in der Herrschaft von
Böhmen und Mähren unter Vormundschaft des Markgrafen Otto von Brandenburg, welcher Wenzel selbst in einer Art von Gefangenschaft
hielt und das Land durch Habsucht bedrückte, vermählte sich mit Rudolfs von Habsburg Tochter Guta, trat 1283 selbst die Regierung
an, ohne jedoch dem wüsten Treiben der Adelsparteien ein Ende machen zu können, erwarb Eger, Meißen und
die Oberlehnsherrschaft über die schlesischen Herzogtümer, wurde 1291 zum König von Kleinpolen, d. h. Krakau und Sandomir, 1300 auch
zum Herrscher Großpolens, dessen Erbtochter er als zweite Gemahlin geehelicht hatte, erwähnt, brachte 1302 seinen Sohn (s.
unten) auf den Thron Ungarns und starb Wenzel war auch Minnesänger.
4) Wenzel III., des vorigen Sohn, wurde 1302 in Stuhlweißenburg als König von Ungarn gekrönt, konnte sich aber gegen Karl Robert
von Neapel nicht behaupten, folgte seinem Vater 1305 in Böhmen, versank völlig in Schwelgerei und Sinnenlust, ward von
dem thüringischen Ritter Konrad v. Bodenstein ermordet. Mit ihm erlosch der Mannesstamm der Premysliden.
- 5) Wenzel IV., s. Wenzel 1).