1) Stadt in Shropshire (England), im O. von Shrewsbury, hat Kohlen- und Eisengruben, Kalksteinbrüche,
Drahtzieherei, Nagelschmieden und (1881) 6202 Einw. Dabei der isolierte
Wrekin (402 m), ein berühmter Aussichtspunkt.
2) Stadt in Somersetshire (England), einer der Hauptsitze der Serge- und Kolterfabrikation, mit (1881) 6360 Einw. Von diesem
Wellington führt der Herzog von Wellington den Titel; aus dem nahegelegenen Blackdownhügel steht eine Säule zur Erinnerung
an seinen Sieg bei Waterloo.
3) Hauptstadt der britisch-austral. Kolonie Neuseeland, am Lambton Harbor der Cooksstraße, (1886) 27,833 Einw., Sitz des
Gouverneurs und der Regierung sowie eines deutschen Konsuls, sechs Banken, botanischer Garten, Museum, drei Theater, Schiffswerfte,
große Fleischkonservenfabrik, Gas- u. Wasserleitung. Eisenbahnlinien führen nach New Plymouty und Napur.
Zum Hafen gehören 20 Segelschiffe von 4741 Ton. und 23 Dampfer von 3068 T. Wellington hat Dampferverbindung mit Sydney und Melbourne
und den größern Hafenstädten Neuseelands.
Sir Arthur Wellesley, Herzog von Wellington, Fürst von Waterloo, brit. Feldherr und Staatsmann,
geb. 1. Mai 1769 zu Dublin als dritter Sohn des Grafen von Mornington (s. Wellesley), besuchte die Schule zu Eton und die Militärschule
zu Angers in Frankreich, trat 1787 als Fähnrich in englische Dienste und kaufte sich später die Oberstleutnantsstelle im 33. Infanterieregiment,
mit dem er 1794 dem Feldzug in Holland beiwohnte und 1797 nach Ostindien ging, wo sein älterer Bruder, Richard
(s. Wellesley), zum Generalgouverneur ernannt worden war.
In dem Kriege gegen Tippu Sahib avancierte er zum Generalmajor, ward dann Gouverneur von Seringapatam und focht 1803 mit Glück
gegen die Marathen. 1805 nach Europa zurückgekehrt, wurde er für Rye ins Unterhaus gewählt, nahm indessen
nur selten teil an den Debatten. 1807 unter dem Ministerium Portland wurde er zum Staatssekretär von Irland ernannt, schloß
sich aber bald der Expedition gegen Kopenhagen an, dessen Kapitulation er
verhandelte. Die Regierung belohnte ihn mit dem Rang
eines Generalleutnants und sandte ihn im August 1808 mit 8000 Mann nach Portugal.
Auf der Pyrenäischen Halbinsel begann seine eigentliche Feldherrnlaufbahn. Er erfocht über Junot die Siege bei Roleja und
Vimeiro (17. und 21. Aug.), gab dann das Kommando an Dalrymple ab, erhielt aber im April 1809 den Oberbefehl über die verstärkten
britischen sowie über die portugiesischen Truppen. Er nötigte Soult 10. Mai zum Rückzug, schlug ihn am 16. bei
Porto, drang nun über den Tajo nach Spanien ein, vertrieb, mit La Cuesta vereinigt, die Franzosen aus Madrid und schlug 28. Juli bei
Talavera de la Reyna die vereinigten französischen Heere unter König Joseph, wodurch er sich den Titel
eines Barons Douro von Wellesley und Viscount Wellington von Talavera sowie von der portugiesischen Regentschaft den eines Marquis von Vimeiro
erwarb. Die von den Spaniern verlorne Schlacht bei Almonacid und andre Unfälle bewogen ihn jedoch, den Rückzug nach Portugal
anzutreten. Masséna, der ihm folgte, warf er 27. und 28. Sept. 1810 in der blutigen Schlacht bei Busaco und
zog sich dann hinter die verschanzten Linien von Torres Vedras zurück, die er gegen Masséna behauptete. Im September 1811 überschritt
er abermals den Tajo, nahm 12. Febr. 1812 Ciudad Rodrigo und 7. April Badajoz, siegte 22. Juli bei Salamanca und besetzte 13. Aug. Madrid.
Er wandte sich nun gegen Burgos, fand aber so hartnäckigen Widerstand, daß er die Belagerung aufgeben und den Rückzug gegen
Salamanca antreten mußte. Gleichwohl erfolgten 3. Okt. 1812 seine Erhebung zum Marquis von Wellington und eine Dotation von 100,000 Pfd. Sterl.,
nachdem er eine gleiche Summe und den Titel Graf von Wellington schon im Anfang d. J. erhalten hatte. Am Schluß
des Feldzugs stand Wellington wieder auf portugiesischem Boden. Anfang 1813 auch mit dem Oberbefehl über die spanischen Truppen betraut,
errang Wellington 21. Juni den glorreichen Sieg von Vitoria, wofür er zum englischen Feldmarschall und vom Prinz-Regenten von
Portugal zum Herzog von Vitoria erhoben ward. Hierauf eroberte er 8. Sept. San Sebastian und 31. Okt. Pamplona, um sich die beiden Hauptstraßen
nach Bayonne zu öffnen, eroberte Soults Stellung an der Nivelle 16. Nov. und zwang diesen, sich nach Bayonne zurückzuziehen. 1814 nötigte
er Soult durch Flankenbedrohung zum Rückzug in die Stellung bei Orthez und warf ihn bis unter die Mauern
von Toulouse zurück, das nach einer letzten Schlacht 10. April in seine Hände fiel. Die Abdankung Napoleons machte den fernern Feindseligkeiten
ein Ende. Der englische Prinz-Regent verlieh Wellington 11. Mai 1814 die Würde eines Herzogs von Wellington und eines Marquis
von Douro, und das Parlament bewilligte ihm nach seiner Ankunft zu London (23. Juni) abermals 400,000 Pfd. Sterl. zum Ankauf von
Ländereien. Wellington ging hierauf als außerordentlicher Gesandter nach Paris und trat 1. Febr. 1815 als britischer Bevollmächtigter
auf dem Wiener Kongreß an Castlereaghs Stelle. Hier empfing er zuerst die Nachricht von Napoleons Landung,
unterzeichnete die Achtserklärung gegen diesen und den Allianztraktat, kam schon 6. April zu Brüssel an, wo er den Oberbefehl
über die britisch-hannöversch-holländisch-braunschweigischen Truppen übernahm, machte mit Blücher durch den Sieg bei Waterloo
(s. d.) 18. Juni der ihm vom König der Niederlande den Titel eines Fürsten von Waterloo eintrug, dem französischen
Kaiserreich zum zweitenmal ein Ende, marschierte hierauf mit Blücher gegen Paris, wo er 5. Juli einzog, und erhielt nach dem
Vertrag vom 20.
mehr
Nov. 1815 das Oberkommando über die verbündeten Truppen, die Frankreich besetzt hielten. Auch in dieser mehr diplomatischen
Stellung behauptete er sein leidenschaftsloses Wesen, vermochte sich aber, wie sein Betragen im Prozeß Neys bewies, nicht zum
Edelmut zu erheben. Dagegen fanden die Bourbonen den Verbündeten gegenüber in ihm eine Stütze. Auf dem
Kongreß zu Aachen 1818 beantragte er selbst die Zurückziehung des Okkupationsheers; auch half er die Kontributionsfrage zu
gunsten der französischen Regierung entscheiden. 1822 ging er als britischer Bevollmächtigter aus den Kongreß nach Verona.
Als Mitglied des Oberhauses näherte er sich mehr und mehr den Grundsätzen des starrsten Toryismus. 1827 ward
er zum Oberbefehlshaber der britischen Landmacht ernannt. Nach Goderichs Rücktritt übernahm er im Januar 1828 die Bildung
des neuen Ministeriums und die Stelle eines ersten Lords des Schatzes. Er umgab sich mit entschiedenen Tories, suchte der Verwaltung
einen militärischen Charakter aufzudrücken und vernachlässigte gänzlich die sehr verwickelten auswärtigen Verhältnisse.
Der Einfluß der Julirevolution auf die britische Nation und die Thronbesteigung Wilhelms IV. veranlaßten im November 1830 den
Sturz seiner Verwaltung und der Tories überhaupt. Mit gewohnter Hartnäckigkeit widersetzte er sich nun der Parlamentsreform
und den andern Reformmaßregeln der Whigminister. Wenn er auch im Oberhaus kein glänzendes Rednertalent geltend machte,
so übten doch sein persönliches Ansehen und die Klarheit und Bestimmtheit seines Ausdrucks den größten Einfluß. Nach der
Entlassung der Whigs im November 1834 ergriff er mit Peel (s. d. 1) wiederum die Zügel der Verwaltung als Minister des Auswärtigen,
doch mußte er schon bei Eröffnung der Session von 1835 zurücktreten.
Als Peel nach dem Sturz der Whigs im September 1841 sein Ministerium bildete, beteiligte sich Wellington aufs neue
an der Regierung, ohne aber ein bestimmtes Departement zu übernehmen. Mit der Auflösung des Kabinetts im Juni 1846 zog er sich
ebenfalls zurück. Außer der Oberbefehlshaberstelle bekleidete er noch das Amt des Gouverneurs im Tower,
des Wächters der Fünfhäfen und des Kanzlers der Universität zu Oxford. Er starb 14. Okt. 1852 in seinem Schloß Walmer Castle bei
Dover und ward 18. Nov. mit königlichem Pomp in der St. Paulskirche beigesetzt.
Schon bei Lebzeiten waren ihm Standbilder auf vielen öffentlichen Plätzen errichtet worden. Wellington war ein
Mann von etwas mehr als mittlerer Größe, mager, knochig gebaut, von unverhältnismäßig langem Gesicht mit stark vortretender
Römernase. Weder durch Genialität noch durch kühne Ideen ausgezeichnet, besaß er doch scharfen Verstand, eisernen Willen,
leidenschaftslose Kälte und unerschütterliches Pflichtgefühl. Aus seiner Ehe mit Miß Pakenham, der Schwester des
Barons Longford, hinterließ er zwei Söhne.
Der älteste, Arthur Richard, geb. 3. Febr. 1807, der ihm als zweiter Herzog von Wellington folgte, war Generalleutnant in der Armee und starb
kinderlos 13. Aug. 1884 in Brighton. Der zweite Sohn, Lord Charles Wellesley, geb. 16. Jan. 1808, rückte in der Armee bis
zum Generalmajor auf, gehörte als Parlamentsmitglied seit 1852 zur Partei Peels und starb erblindet 9. Okt. 1858. Dessen Sohn
Henry Wellesley, geb. 5. April 1846, Oberst in der Artillerie, ist seit 1884 dritter Herzog von Wellington.
Vgl. die von Gurwood herausgegebenen
»Despatches of the Duke of Wellington etc.« (Lond. 1836-1838, 12 Bde.;
neue Ausg. 1858, 8 Bde.; Supplemente 1858-72, 15 Bde.),
seine »Speeches in parliament« (das.
1854, 2 Bde.)
und die »Notes of conversations with the Duke of Wellington by Ph. H. Earl of Stanhope« (das. 1889);
die Biographien von Bauer (Quedlinb.
1840, 6 Bde.), Maxwell (7. Aufl., Lond. 1882), Jackson und Scott (das. 1840), Yonge (das. 1860, 2 Bde.),
Gleigh (neue Ausg., das. 1878), Tucker (das.
1879), Hooper (Lond. 1889), Brialmont (Par. 1856, 3 Bde.), Büdinger (Leipz. 1869) u. a.