1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 482,49 qkm und
(1895) 27746 (13215 männl., 14531 weibl.) E. in 66 Gemeinden mit 183 Ortschaften, darunter 2
Städte. – 2) W.,auchWeißenburg am
Sand genannt, ehemals
Freie Reichsstadt Weißenburg am Nordgau, unmittelbare Stadt im bayr. Reg.-Bez.
Mittelfranken, an der Schwäbischen
Rezat, in 427 m Höhe, am westl. Fuß des
Frankenjuras in fruchtbarer
Gegend, an der Linie
München-Hof der Bayr. Staatsbahnen,
[* 3] Sitz des
Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht
Eichstätt),
[* 4] Rent- und
Aichamtes, hat (1895) 6315 E., darunter1058 Katholiken, Postexpedition,
Telegraph,
[* 5] Fernsprecheinrichtung,
Bezirksgremium,
alte
Mauern, drei evang.Kirchen, darunter die
Pfarrkirche zu St.
Andreas (1465), eine kath.
Kirche (1869),
Rathaus (1476), ehemaliges Karmeliterkloster, 1526 säkularisiert,
Augustiner-Nonnenkloster (1242), jetzt
Bezirksamt, Realschule,
Progymnasium, Mädcheninstitut,
Krankenhaus,
[* 6] Armenhaus,
eine Mineralquelle (Wildbad), zwei Wasserleitungen,
Kanalisation,
Gasanstalt;
Fabrikation von
Gold- und
Silberdraht,
Borten und
Tressen, Kämmen,
Tuch, Emailblech- und Wachswaren, Fenstern,
Feilen,
Messern,
Scheren,
[* 7] Leder,
Bürsten, Seife und Lichtern, Färbereien, zahlreiche Mühlen,
[* 8]
Brauereien, Märkte und
bedeutenden Schweinehandel. Die Stadt kam 1802 an
Bayern,
[* 9] durch
Tausch an das damals preuß. Fürstentum
Ansbach
[* 10] und 1806 mit
diesem wieder an
Bayern. –
Vgl.
Voltz,
Chronik der Stadt Weißenburg (Weißenb. 1835).
[* 1]
^[Abb. Wappen
[* 11] von Weißenburg in Mittelfranken]
1)
Kreis
[* 12] im
BezirkUnterelsaß, hat 602,76 qkm, (1895) 56502
G. in 83 Gemeinden und zerfällt in die Kantone
Lauterburg, Selz,
Sulz unterm
Wald, Weißenburg und Wörth.
[* 13] – 2) Kreisstadt im
KreisWeißenburg und Hauptstadt des Kantons Weißenburg (17410 E.), an der
Lauter, an den Linien
Basel-Straßburg-Weißenburg (208,2 km) der Elsaß-Lothr. und Weißenburg-Neustadt-Worms (98 km) der
Pfälz. Eisenbahnen, Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht
Straßburg)
[* 14] und eines Steueramtes, kath.
Dekanats
und Konsistoriums der
KircheAugsburgischen Bekenntnisses, hat (1895) 6260 E., darunter etwa 2350 Katholiken und 200 Israeliten,
in Garnison das Infanterieregiment Markgraf
Karl (7. Brandenb.) Nr. 60, Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
Denkmal des 5. preuß.
Jägerbataillons (1897), got.
Münster
[* 15] St.
Peter und
Paul (ehemalige Abteikirche, 13. Jahrh.), evang. St.
Johanneskirche,
Synagoge, Gymnasium, höhere Mädchenschule, Bürgerspital in der ehemaligen Dominikanerkirche;
Strumpfwaren-,
Papier-, Leder- und Streichholzfabrikation, Färberei,
Brauerei,
Acker-, Hopfen- und
Weinbau. – Weißenburg verdankt seine Entstehung
der im 7. Jahrh. gegründeten Benediktinerabtei, in welcher
Otfried (s. d.) um 868 das «Evangelienbuch»
dichtete.
Die
Äbte waren in der Folge Reichsstand; 1524 wurde die
Abtei in ein Kollegiatstift umgewandelt, und von 1546 an war der jeweilige
Bischof von
Speyer
[* 16] gefürsteter Propst. Die Stadt erlangte ihre Unabhängigkeit von der
Abtei und trat 1247 dem Rheinischen
Städtebund, 1354 dem
Bund der 10 elsäss. Reichsstädte bei. Weißenburg kam im
Ryswijker Frieden 1697 an
Frankreich, 1871 an
Deutschland.
[* 17] Bei Weißenburg am Fuß des Scherhols (507 m) beginnen die
«Weißenburger Linien»
(s. d.).
Bei Weißenburg fand das erste größere
Treffen im
Deutsch-FranzösischenKriege statt (s. den Schlachtplan auf S. 610). Die 2. Division
(Douay) des 1. franz. Korps (Marschall Mac-Mahon) stand in starker
Stellung auf dem südwestlich von Weißenburg gelegenen Geisberge
und wurde hier vom 2. bayr.
(Bothmer) und 5. preuß.
Armeekorps (von Kirchbach) unter
Führung des Kronprinzen von
Preußen
[* 18] angegriffen
und geschlagen;
GeneralAbel Douay fiel; das Schloß Geisberg wurde vom Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7 erstürmt.
Die mit Wällen umkleidete Stadt Weißenburg war nur schwach besetzt und wurde gegen
Mittag vom 5. bayr. Jägerbataillon und dem 58. preuß.
Infanterieregiment genommen.