
Weissenburg
Weissenburgbad - Weiss

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Seite 46.612.(Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthal, Gem. Därstetten). 737 m. Dorf, dessen enggedrängte Anlage das ehemalige Städtchen verrät; im Simmenthal am linken Ufer der Simme, an der Mündung des Bunschibachthales und an der Thalstrasse ¶
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Spiez-Zweisimmen. 19 km s. Spiez. Station der Linie Spiez-Zweisimmen. Postbureau, Telegraph, Telephon. Altertümliche Häuser.
Säge. 22 Häuser, 127 reform. Ew. Kirchgemeinde Därstetten. Land- und Alpwirtschaft. Viehzucht. Fremdenindustrie. Romantische
aber etwas schattige Lage in waldiger Thalenge. Brücken über den Bunschibach und die Simme. 90 m lange und 30 m hohe Eisenbahnbrücke
über die Waldschlucht des Bunschibachs, in welcher 1 km nordwärts die bekannten Bäder von Weissenburg
liegen. Am rechten
Ufer des Bunschibaches befinden sich hart an der alten Thalstrasse die Ueberreste der Burg Weissenburg
mit einer 40 m langen
und 9 m hohen Mauer. In der Tiefe der Bunschibachschlucht sieht man ebenfalls Mauerreste, unbekannten Ursprungs,
angeblich einer Burg Weissenau.
Weissenburg
war im Mittelalter der Sitz eines der bedeutendsten der oberländischen Dynastengeschlechter. Die Anfänge des
Hauses Weissenburg
liegen noch im Dunkeln, namentlich ihre Beziehungen mit den Edlen von Erlenbach, nach deren Verschwinden
die Weissenburger
als die Herren des Nieder Simmenthals erscheinen. Am wohnten laut der bekannten,
für die Kenntnis der älteren Dynasten in altbernischen Landen so wichtigen Urkunde von der Verleihung der Schübelmatte
bei Galteren an das Gotteshaus Rüeggisberg, diesem Akte bei dominus Gilelmus et nepos ejus Uldricus et dominus Albicastrenses.
Wohl ein Enkel eines der beiden Brüder und Sohn eines Rudolf II. ist Rudolf III., Herr zu Weissenburg
,
Diemtigen, Wimmis und Rotenfluh, der Erbauer der Burg Weissenau im Bödeli, ein Feind der Berner, die 1298 im Kriege gegen die
Freiburger in das Simmenthal eindrangen und den Verbündeten jener Stadt schädigten. Rudolf III. starb um 1301. Unter seinen
Söhnen Johann I. und Peter erwarb das Haus durch Pfandschaft das Oberhasle. Nach dem Tode des letzten
übte Johann I. die Vormundschaft über die beiden Söhne Johann II. und Rudolf IV. aus, führte aber durch unglückliche
Fehden mit den Untertanen von Hasle und den Bernern, die 1334 Wimmis eroberten, den allmähligen Niedergang
des Hauses herbei. Er starb um 1340. Seine Neffen hatten sich schon vorher an Bern
angeschlossen.
Johann II. kämpfte mit seinen Thalleuten 1339 bei Laupen auf Seiten der Berner. Nachdem es ihm gelungen war, das Ansehen seines
Hauses durch seine kluge Politik zu heben, starb er um 1367 unverehelicht. Mit ihm erlosch sein Haus, da
sein Bruder Rudolf IV. keine männlichen ehelichen Sprossen hinterliess. Die Besitzungen der Weissenburger
gelangten an die
Schwester der beiden Freiherrn, Katharina, verehelicht mit Thüring von Brandis, deren Söhne die Herrschaft erbten.
Von diesem Haus und den Edlen von Scharnachthal, die durch Erbschaft deren Mitherren geworden waren, gelangten
die ehemaligen Gebiete der Freiherren von Weissenburg
im 15. Jahrhundert an Bern,
und zwar Erlenbach 1439, Diemtigen 1448 und Wimmis 1449. Aus
diesen Herrschaften bildete Bern
eine Vogtei, deren Landvogt, Kastellan genannt, auf dem Schlosse Wimmis residierte. Sehr wahrscheinlich
ist die Augustinerpropstei Därstetten, die 1228 zum erstenmal urkundlich erscheint, eine Gründung der
Edlen von Weissenburg.
Ihr Wappen, eine zweitürmige weisse Burg in rotem Felde, findet sich in einer Wappenscheibe von etwa 1300 in
der Kirche zu Blumenstein.