Titel
Weiße
,
Thb. - Theater

* 4
Theater.1) Christian Felix, Dichter und Jugendschriftsteller, geb. zu Annaberg, [* 2] studierte seit 1745 Theologie und Philologie in Leipzig, [* 3] wo Lessing, mit dem er die Leidenschaft für das werdende deutsche Theater [* 4] teilte, sein Studiengenosse war, und wurde 1750 Hofmeister eines in Leipzig studierenden Grafen Geiersberg. Mit Ekhof, Rabener, Gellert nahe bekannt geworden, gab er die Theologie auf, widmete sich hauptsächlich philologischen und schönwissenschaftlichen Studien und schrieb fleißig für die Kochsche Schauspielergesellschaft.
Schon sein Erstlingswerk, das
Lustspiel »Die
Matrone von Ephesus«, war beifällig aufgenommen worden; ein
nach dem
Englischen bearbeitetes
Lustspiel: »Der
Teufel ist los«, verwickelte ihn mit
Gottsched in einen Streit, der dessen bereits
erschütterte
Autorität in Bezug auf das
Theater vollends brach.
Der von
Nicolai (1757) ausgeschriebene
Preis für das beste
deutsche
Trauerspiel, welchen
Cronegk und v.
Brawe davontrugen, rief auch Weiße
zu einem
Versuch in der
Tragödie
auf. Er verfaßte seinen
»Eduard III.«, dem bald ein
»Richard III.« folgte.
Weiße - Weiße Frau

* 6
Seite 16.509.
Die von ihm auf
Nicolais
Wunsch übernommene Fortsetzung von dessen
»Bibliothek der schönen
Wissenschaften« wurde bald nach
dem Erscheinen des 5.
Bandes unterbrochen durch eine
Reise, die Weiße
1759 mit seinem Zögling nach
Paris
[* 5] machen
mußte, wo ihn eifriger Theaterbesuch zu erneuter dramatischer
Produktion reizte. Nach seiner Heimkehr zu
Ostern 1760 löste
sich das
Verhältnis zu seinem Zögling. Der Dichter verweilte zunächst eine Zeitlang als
Gesellschafter des
Grafen
Schulenburg
zu
Burgscheidungen in
Thüringen und trat dann 1761 die ihm durch vornehme Gönnerschaft erwirkte
Stelle
eines Kreissteuereinnehmers in
Leipzig an, in welcher er bis zu seinem
Tod verblieb. Während seines Aufenthalts bei dem
Grafen
¶
mehr
Schulenburg waren die Tragödien: »Crispus«, »Mustapha und Zeangir«, »Rosamunde«, die Lustspiele: »Die Haushälterin«, »Der
Mißtrauische gegen sich selbst« und die »Neue Weiberschule« sowie eine Übersetzung des Tyrtäos und die »Amazonenlieder«
(1760) entstanden. Nach Antritt seines Steueramtes verfaßte Weiße
noch eine Reihe von Tragödien und Komödien und die von Hiller
komponierten Singspiele: »Lottchen am Hof«,
[* 7] »Die Jagd«, »Die Liebe auf dem Land« und »Der Erntekranz«.
Für sein eignes Haus hatte er seit 1765 »Lieder für Kinder« gedichtet, die ungemeinen Beifall fanden. In gleichem Maß ward
solcher der pädagogischen Zeitschrift Weißes:
[* 8] »Der Kinderfreund« (1776-82, 4 Bde.)
zu teil, welcher sich der »Briefwechsel der Familie des Kinderfreunds« (1783-92, 12 Bde.) anschloß.
Diese letztern Veröffentlichungen steigerten Weißes Popularität zu einer seltenen Höhe, ähnlich der frühern Gellerts; sie
riefen einen massenhaften Briefwechsel nach allen Gegenden Deutschlands
[* 9] hervor, den Weiße
, in pädagogischen Angelegenheiten
um Rat angegangen, mit unablässigem Eifer führte.
Hebriden, Neue - Hebun

* 10
Hebung.Seit 1790 wohnte er auf dem ihm als Erbteil zugefallenen Rittergut Stötteritz. Er starb Weißes vielseitige schriftstellerische Thätigkeit war an sich in keiner Weise bedeutend, hat aber mittelbar, besonders auf dem dramatischen Gebiet, einen erheblichen und zum Teil wohlthätigen Einfluß ausgeübt. Freilich kam er als Dramatiker nur wenige Schritte über die nüchterne Nachahmung der französischen Korrektheit und Rhetorik hinaus; aber selbst Lessing, welcher in der »Dramaturgie« den beschränkten Standpunkt und die Äußerlichkeit Weißes energisch betonte, mochte ihm nicht alles Verdienst um die Hebung [* 10] der deutschen Bühne absprechen.
Weißes Lyrik ist bei aller Gewandtheit trivial, am meisten die einst hoch gerühmten »Kinderlieder«, deren Altklugheit mit echter Kinderpoesie auch nicht einen Blutstropfen gemein hat. Minder verfehlt sind die sonstigen pädagogischen Schriften des Dichters, und nicht ohne Grund hat Weißes »Kinderfreund« sowie dessen Fortsetzung lange Zeit hindurch sich populär erhalten. Seine »Selbstbiographie« erschien Leipzig 1807.
Vgl. Iphofen, Lebensgeschichte Chr.
Fel. Weißes (Freiberg
[* 11] 1806); Minor, Chr. F. Weiße
und seine Beziehungen zur deutschen Litteratur des 18. Jahrhunderts (Innsbr. 1880).
2) Christian Ernst, Rechtslehrer, Sohn des vorigen, geb. zu Leipzig, studierte daselbst und in Göttingen [* 12] die Rechte, habilitierte sich 1788 an ersterer Universität, machte sich dann 1790-92 in Wetzlar, [* 13] Regensburg [* 14] und Wien [* 15] mit dem praktischen Staatsrecht vertraut, wurde 1796 Professor der Rechte in seiner Vaterstadt, 1800 zugleich Oberhofgerichtsassessor, 1805 Professor des Lehnrechts, 1809 Beisitzer der Juristenfakultät und 1813 Professor des Kriminalrechts. Er starb in Stötteritz.
Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: »Geschichte der kursächsischen Staaten« (Leipz. 1802-12, 7 Bde.; Bd. 5-7 auch u. d. T.: »Neueste Geschichte des Königreichs Sachsen [* 16] seit dem Prager Frieden«);
»Lehrbuch des sächsischen Staatsrechts« (das. 1824-27, 2 Bde.).
Auch redigierte er das »Museum für die sächsische Geschichte, Litteratur und Staatskunde« (Leipz. 1794-96, 3 Bde.),
fortgesetzt als »Neues Museum für die sächsische Litteratur und Statistik« (1800-1807, 4 Bde.).
Fichte

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Fichte. 3) Christian Hermann, Philosoph, Sohn des vorigen, geb. zu Leipzig, studierte daselbst, schloß
sich der Hegelschen Philosophie an, welche er später mit dem theistischen Element der Schellingschen positiven Philosophie
versetzte,
wurde mit I. H. ^[Immanuel Hermann] Fichte
[* 17] (s. d. 2) einer der Gründer der neuen Theistenschule, 1846 ordentlicher
Professor der Philosophie an der Universität seiner Vaterstadt, wo er starb. Seine sehr zahlreichen
Arbeiten erstreckten sich vornehmlich auf das ästhetische und religionsphilosophische, die spätesten auch auf das Gebiet
der Evangelienkritik. Zu den erstern gehören sein der (dialektischen) Form nach streng im Hegelschen Geist entwickeltes,
dem (theistisch gefärbten) Inhalt nach, von demselben sich losmachendes »System der Ästhetik als Wissenschaft
von der Idee der Schönheit« (Leipz. 1830, 2 Bde.;
das 1872 von Seydel unter demselben Titel herausgegebene Buch enthält Weißes letzte Kollegienhefte) und die nach seinem Tod
von R. Seydel gesammelten, teilweise höchst geistreichen »Kleinen Schriften zur Ästhetik« (das. 1867) sowie die
»Kritik und Erläuterung des Goetheschen Faust« (das. 1837). Seine religionsphilosophischen Ideen entwickelte Weiße
in den Schriften:
»Die Idee der Gottheit« (Dresd. 1833);
»Die philosophische Geheimlehre von der Unsterblichkeit des menschlichen Individuums« (das. 1834);
»Theodicee« (das. 1834);
»Von der Auferstehung« (das. 1836);
»Grundzüge der Metaphysik« (Hamb. 1835);
»Die evangelische Geschichte, kritisch und philosophisch bearbeitet« (Leipz. 1838, 2 Bde.);
»Über die Zukunft der evangelischen Kirche« (das. 1849, anonym);
»Die Christologie Luthers« (das. 1852);
»Philosophische Dogmatik oder Philosophie des Christentums« (das. 1855-62, 3 Bde.);
»Die Evangelienfrage« (das. 1856) und »Psychologie und Unsterblichkeitslehre« (hrsg. von Seydel, das. 1869).