Weinlese
,
in alamann. Gegenden Wimmet oder Wimmete genannt, die Ernte
[* 2] der reifen
Trauben, wird im Herbst, in
Deutschland
[* 3] meist im Oktober
bis in den November hinein, gehalten; Frühsorten werden auch schon im September gelesen. Bei beginnender
Reife werden die
Weinberge behufs Überwachung gegen Traubendiebstahl oder zu frühes
Lesen durch meist
von den Gemeinden angestellte Wächter auch für die
Besitzer geschlossen. Den Beginn der Weinlese
einer
Markung setzen meist die
versammelten Eigentümer der
Berge durch
Abstimmung fest; von da an hört die gemeinsame Überwachung auf.
In den eigentlichen Edelweinlagen, z. B. im Rheingau, [* 4] wartet mau mit der Lese der weißen Trauben über die Reifezeit hinaus, bis die sog. Edelfäule eingetreten ist, ein Zustand der Überreife, bei dem sich nicht nur der Zuckergehalt steigert, sondern der dem Wein auch höhere Blume verleiht. In Edelweinlagen wird schon bei der Ernte eine Auslese gehalten., d. h. es werden die besonders gut entwickelten Trauben zuerst gesammelt und weiter verarbeitet, um beste Weinqualitäten zu erzielen.
Diese Auslese (Ausbruch) gestattet sogar in wenig günstigen Jahren die Gewinnung vorzüglicher Weine. Die abgeschnittenen gesammelten Trauben werden dann zerkleinert, wobei nicht nur die Beerenhülsen, sondern auch die Kämme oder Trappen, d. h. die Stiele der Trauben oder Beeren, meist mit in die Brühe oder Maische hineingeraten. Für Herstellung gewöhnlicherer Weine ist dieses Verfahren nicht nachteilig. Da aber die Kämme die Qualität der Edelweine vermindern können, so werden häufig zur Erzielung solcher die Trauben durch besondere Vorrichtungen (Traubenraspeln und Abbeermaschinen) entbeert (abgekämmt) und die Sonderung der Beeren von den Kämmen durch ein hölzernes Gitterwerk, auf welchem die letztern zurückbleiben, bewerkstelligt. Die so erzielten Weine werden Beerweine genannt. Da die Entwicklung der einzelnen Trauben, sogar ¶
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an demselben Stocke, oft sehr verschieden ist, so sammelt man oft in der Vorlese die zuerst gereiften Trauben und wartet mit der Ernte der übrigen ihre Reife ab. Manchmal wird außer der Vorlese und Hauptlese auch noch eine Nachlese gehalten, nicht selten aber verunglückt die letztere durch eintretendes kaltes Wetter [* 6] vollständig. Den sog. Sekt (vino secco), oder Strohwein erhält man, indem man die Trauben am Stengel [* 7] knickt und noch einige Zeit hängen läßt, oder aber die abgeschnittenen Trauben auf Stroh ausgebreitet austrocknen läßt. Die zum Versand bestimmten Tafeltrauben dürfen weder unreif noch vollreif abgeschnitten werden, und möglichst nur bei trocknem Wetter und ohne eine Beere zu berühren.