namentich
Wiesen, Aecker und
Rebberge, deren Ertrag sich eines guten
Rufes erfreut. Mit Ausnahme der breiten
Sohle des
Thurthales,
deren Geröll- und Kiesböden nur eine schwächere Schicht Humus tragen, darf der Bezirk Weinfelden zu den fruchtbarsten
und ertragreichsten Landschaften nicht nur des Kantons Thurgau,
sondern der ganzen
O.-Schweiz gezählt werden. Von den 14894 Ew.
sind 12015 Reformierte, 2877 Katholiken und 2 Andre. 3251 Haushaltungen in 2683
Häusern. Hauptbeschäftigung der Bewohner
bildet die Landwirtschaft, besonders als Wein-, Obst- und Wiesenhau mit Viehzucht und Milchwirtschaft. Die Viehzählungen
haben folgende Resultate ergehen:
1886
1896
1906
Rindvieh
7486
8967
9613
Pferde
537
611
894
Schweine
1195
1989
3562
Ziegen
881
1009
974
Schafe
10
45
19
Bienenstöcke
1417
2142
-
Stark entwickelt ist auch die industrielle Tätigkeit, die sich besonders längs der
Thur angesiedelt hat, deren Wasserkraft
sie ausbeutet. Stickfabriken (besonders Schifflistickerei) in
Bürglen, Berg und Weinfelden, Schuhfabriken in Weinfelden und
Wigoltingen; ferner Fabrikation von Kunstdünger, Seife etc. Den Bezirk durchzieht seiner ganzen
Länge nach die doppelspurige Bahnlinie
Zürich-Winterthur-Romanshorn. In Erstellung begriffen ist die Linie Konstanz-Weinfelden-Wil.
Ein dichtes Netz von
Strassen verbindet die einzelnen Ortschaften des Bezirkes unter sich und mit
Steckborn,
Ermatingen, Konstanz
und
Kreuzlingen,
Romanshorn,
Amriswil,
Wil und
Frauenfeld. Ueber die geschichtliche Entwicklung vergl. den
Artikel über den
FleckenWeinfelden.
(Kt. Thurgau,
Bez. Weinfelden). 435 m. Gem., stattlicher Marktflecken und Bezirkshauptort auf der rechten
Seite der
Thur, am N.-Rand der hier an die 2 km breiten
Sohle des
Thurthales und am S.-Fuss des mit
Rebbergen bedeckten
Ottenbergs. 17 km
ö.
Frauenfeld im Zentrum des Kantons gelegen und daher auch mit Vorliebe gewählter Versammlungs- und Festort für eine
Menge von Vereinen und Gesellschaften. Station der Linie
Zürich-Winterthur-Romanshorn. Postbureau Telegraph, Telephon; Postwagen
über
Mettlen,
Wuppenau und über
Affeltrangen nach
Wil und über Berg nach Konstanz. Gemeinde, mit
Bachtobel, Berg,Bleiche,
Burg (teilweise), Fabrikquartier, Mittelhard,
Sangen,
Schlipfenberg, Straussberg,
Tobel, Unterthuren und Unterhard (teilweise): 555
Häuser, 3516 Ew.
(2822 Reformierte und 694 Katholiken);
Flecken: 435
Häuser, 2736 Ew. Reform. und kathol. Kirchgemeinde.
Sitz der thurgauischen Kantonalbank; Filiale der thurgauischen Hypothekarbank. Im neuen Rathaus
versammelt sich, abwechselnd
mit
Frauenfeld, der GrosseRat des Kantons und finden auch die kantonalen Schwurgerichtsverhandlungen statt.
Acker-,
Wiesen- und Obstbau, Weinbau (renommierte Weinsorten). Mehrere Weinhandlungen. Von Bedeutung ist auch die Industrie
des
Ortes: je eine Schuh- und eine Teigwarenfabrik, Bierbrauerei;
grosse mechanische Weberei und Stickerei, grosse Handelsmühle,
zwei Buchdruckereien und eine täglich erscheinende Zeitung;
grosse Käsehandlung.
Seit 1905 eine Gasfabrik.
Altersasyl und Anstalt für geistig zurückgebliebene Kinder. Neue kathol. Pfarrkirche (seit 1904). Die reformierte Pfarrkirche
diente früher beiden Konfessionen und stellt einen ebenfalls seit 1904 restaurierten, schönen Bau im romanischen Stil dar.
Von dem die reform. Kirche tragenden Bergvorsprung aus bietet sich eine entzückende Aus- und Fernsicht
über
Thurthal, Hügelland und Gebirge. Die Höhen und Hänge des
Ottenbergs waren schon in alten Zeiten bewohnt.
Seine sonnige Lage und der weit umfassende Ausblick lockten die Ansiedler an, so dass hier schon vor Jahrhunderten eine ganze
Anzahl von Burgsitzen und Schlössern entstanden. Solche waren: der Straussberg, dessen letzte Reste
erst in neuerer Zeit verschwunden sind;
die Schneggenburg, die der Fraumünsterabtei in Zürich
1254 eine Aebtissin, Elisabetha von
Schneggenburg, gegeben;
die Neuenburg
über der
Schlucht östl. Weinfelden, die von den Freiherrn von
Bussnang erbaut und 1405-1407 in den
Appenzellerkriegen zerstört worden ist.
Noch aufrecht und bewohnt ist der Bogenstein auf dem selben
Felsvorsprung, auf dem die reform. Kirche steht; in den letzten Jahren hat er sich in eine Gastwirtschaft mit Pension umgewandelt.
Auf einer Felsrippe zwischen zwei
Schluchten steht 1 km nordwestl. hinter dem
OrtWeinfelden das
SchlossWeinfelden. Vom ursprünglichen
Bau steht nur noch der massive viereckige
Turm, während das angebaute
Schloss aus späterer Zeit stammt.
Es bestand schon 1180 und fiel damals als erledigtes
Lehen an den Reichsvogt, den
Grafen von
Kiburg, der nun dem Domkapitel
zu Konstanz die Hälfte des dritten Teiles der Burg schenkte.
Diese Teilung der Besitzrechte ward in der Folge für den Eigentümer eine schwere Hemmung. 1260-1339
waren die
Herren von Weinfelden Besitzer der Burg. Dann kam diese an die Freiherren von
Bussnang, die sie 1435 aus ökonomischer
Bedrängnis verkauften. Von nun an wechselte sie häufig ihren Besitzer, um 1614 um die Summe von 131000
Gulden zusammen mit
den
HerrschaftenWeinfelden und
Bussnang an Zürich
zu kommen, in dessen Besitz sie bis 1798 verblieb. Das
Schloss
war Sitz des zürcherischen Obervogtes. Nach 1798 ward es verkauft und ist seitdem in Privathänden. Fast ebenso zahlreich
wie auf der S.-Seite, waren die Burgsitze an der N.-Flanke des
Ottenberges und an den
¶
mehr
Ufern des Kemmenbaches; doch sind alle, oft bis auf die letzten Reste, der Zerstörung anheimgefallen. - Auch der OrtWeinfelden
selbst hat eine bewegte Geschichte. Vor dem 14. Jahrhundert war er ohne nennenswerte Bedeutung, indem Bussnang die kirchliche
und wohl auch politische Zentrale des Thales und einer weiten Umgebung bildete. Dahin war auch Weinfelden
eingepfarrt. Erst 1316 erhielt es seine eigene Kirche. Urkundlich genannt wird der Ort freilich schon 838 und 868 unter Graf
Adalbert, sowie 1159: Winfeldin. Im Jahr 1309 verkaufte Heinrich von BussnangGüter in Schlipfenberg und Weinfelden, glich
dann aber den Abgang wieder aus durch Erwerbung des Kirchensatzes und der Burg Weinfelden.
In den Appenzellerkriegen 1403-1407 und wieder im alten Zürichkrieg 1444-1447 war Weinfelden mannigfachen Bedrängnissen
ausgesetzt. Im Plappartkrieg von 1458 zogen die Eidgenossen vor das Schloss, das dem Konstanzer Bürger Berthold Vogt gehörte,
und erzwangen von ihm eine Entschädigung von 2000 Gulden. Als die Eidgenossen 1460 den Thurgau
eroberten, gehörte
Weinfelden zum sog. Grafschaftsgericht. Während des 30jährigen Krieges, namentlich von 1633 an wird Weinfelden oft genannt
als Sitz des Generalwachtmeisters Kilian Kesselring, der von hier aus die Bewachung der Grenzen leitete.
Von hier zogen auch anlässlich des Horn'schen Einfalles und der Belagerung von Konstanz die eidgenössischen
Truppen aus. Weinfelden war, wohl seiner zentralen geographischen Lage wegen, in der Zeit der Landvogtei der Versammlungsort
des thurgauischen Gerichtsherrentages, ebenso der Ausschüsse aus den einzelnen Gemeinden, besonders zur Zeit der Reformation,
wo bald die Gesandten der fünf katholischen Orte, bald die von Zürich
und Bern
mit denselben Verhandlungen pflogen.
In den Hungerjahren 1692 und 1693 waren in Weinfelden 66 Familien genötigt, durch Bettel ihr Leben zu fristen. Stark in den
Vordergrund des politischen Lebens trat Weinfelden im Revolutionsjahr 1798, als es sich darum handelte, den Thurgau
zu einem
selbständigen Kanton zu machen. Als Sitzungsort des Komites und der Landsgemeinden jener Tage wurde
Weinfelden zum Mittelpunkt der Bewegung, der sich der untere Thurgau
mit Frauenfeld erst später anschloss. Von dieser Zeit an datiert
das Streben von Weinfelden, neben Frauenfeld als zweiter Hauptort des Kantons und als Sitz kantonaler Institutionen sich geltend
zu machen.
Von Weinfelden stammte der als Dichter und Politiker bekannte Pfarrer Thomas Bornhauser († 1856), der
durch seine patriotischen Reden und Lieder, sowie durch seine persönliche Wirksamkeit die Seele der thurgauischen Verfassungsänderung
im Anfang der 30er Jahre des 19. Jahrhundert geworden ist. Für Förderung der Jugendbildung hat Weinfelden stets Anstrengungen
gemacht. Schon 1581 hielt es zwei Schulmeister und bezahlte jedem der beiden für das Halten der Winterschule
per Woche 7 Gulden. Im Jahr 1641 erwarb es ein Privathaus und machte es zum Schulhaus. In den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts
erbaute es ein neues Schulhaus, das in jener Zeit eines der schönsten und besteingerichteten in weiter Umgebung
war. Fund eines Steinbeiles auf dem Ottenberg; römische Einzelfunde.