Weihrauch
(Olibanum, Thus), Gummiharz, welches aus dem Stamm verschiedener Boswellia-Arten in Nordostafrika, nahe dem Kap Gardafui und auf einem beschränkten Saum der mittlern Südostküste Arabiens zwischen Kap Nus und Kap Schedscher in der Weise gewonnen wird, daß man in die Stämme Einschnitte macht und den ausfließenden milchähnlichen (daher der Name, vom hebräischen lebonah, »Milch«) Saft erhärten läßt. Der Weihrauch bildet verschieden gestaltete, fast farblose, hellgelbe oder bräunliche, weiß bestäubte, durchscheinende Körner, ist leicht zerreiblich, im Bruch wachsartig, erweicht im Mund, schmeckt terpentinartig und schwach bitter, aber nicht unangenehm, riecht aromatisch, besonders beim Erwärmen, und zersetzt sich in höherer Temperatur. Er besteht wesentlich aus Harz, Gummi und ätherischem Öl und zerfällt in Wasser zu einer neutralen trüben Flüssigkeit. Weihrauch kommt fast ausschließlich über Aden in den Handel, von wo er nach London, Bombay, den Handelsplätzen des Roten Meers, Ägypten und China verschifft wird. Er dient als Räuchermittel in der römisch- und griechisch-katholischen Kirche, sehr selten als Arzneimittel.
Die Benutzung des Weihrauchs in den Tempeln reicht ins höchste Altertum zurück; Phöniker und Ägypter bezogen ihn als eine der größten Kostbarkeiten aus Arabien, und nach einer Inschrift am Tempel von Dayr el Bahri wurden auch lebende Weihrauchpflanzen zu Schiff herbeigeführt und dem Ammon geweiht. Plutarch erzählt, daß Alexander d. Gr. bei der Einnahme von Gaza für 500 Talente Weihrauch und 100 Talente Myrrhen nach Makedonien sandte, und nach Herodot zahlten die Araber einen jährlichen Tribut von 1000 Talenten an Dareios. Auch im hebräischen und griechischen Altertum wurde Weihrauch in den Tempeln benutzt, in Rom wurde er ebenfalls beliebt, und Nero verbrauchte eine ungeheure Menge beim Begräbnis der Poppäa. Im Mittelalter blieb Weihrauch in der römischen und griechischen Kirche in hohem Ansehen und diente bei den mannigfaltigsten Zeremonien. Bedeutende Quantitäten verbrauchen die Chinesen, welche den Weihrauch seit dem 10. Jahrh. von den Arabern erhielten.