Weihnachts
spiele,
eine Gattung geistlicher
Spiele, die seit dem 11. Jahrh. namentlich für
Deutschland
[* 2] und
Frankreich bezeugt sind und Christi
Geburt, die
Anbetung der Hirten und der heiligen drei Könige darstellten, zuweilen
auch bis zum Bethlehemitischen Kindermord fortgeführt wurden. Die Weihnachts
spiele wurzeln in Ceremonien der Christmesse,
bei der eine Krippe aufgestellt wurde und Geistliche oder
Knaben den Engel und die Hirten sprachen. Zuerst
lateinisch, wurden die Weihnachts
spiele allmählich mit meist komischen
Episoden in der Landessprache ausgestattet und schließlich ganz
in dieser verfaßt.
Die frühesten Weihnachts
spiele aus
Deutschland sind zwei Freisinger lat.
Dramen und der «Ludus scenicus de nativitate Domini» in den
«Carmina burana».
Die ältesten ganz oder meist deutschen Weihnachts
spiele gab aus einer
Erlauer Handschrift
Kummer heraus
(«Erlauer
Spiele»,
Wien
[* 3] 1882), ein
Hess. Weihnachts
spiel Piderit (Parchim 1869). Im Unterschiede von den
Passionsspielen, die seit dem 16. Jahrh.
nur noch in Süddeutschland gepflegt werden, hat das Weihnachts
spiel auch im prot. Norden,
[* 4] von
Luther begünstigt, fortgelebt.
Außer in kunstmüßigen
Dichtungen des 16. Jahrh., z. B. von
Pondo, Lasius, Knaust, Pach (vgl. Bolte in den
«Mark. Forschungen», Bd. 18, Berl.
1884), ist es auch im
Volke, namentlich in
Schlesien,
[* 5] lebendig geblieben. Im Volksschauspiel treten zu der
Anbetung der Hirten
später die sog. Adventsreime hinzu; das Christkind oder Knecht Ruprecht in der Begleituug von
Petrus und
Nikolaus prüfen die Artigkeit der
Kinder. -
Vgl.
Weinhold, Weihnachts
spiele und Lieder aus Süddeutschland und
Schlesien (Graz
[* 6] 1853; 2. Ausg.
1855);
Hartmann, Weihnachtslied und Weihnachtsspiel in Oberbayern (Münch. 1875);
Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Oberösterreich und Tirol [* 7] (2 Bde., Innsbr. 1881 u. 1884);
Hofer, Weihnachtsspiele
(Wiener-Neustadt 1892);
Koppen,
Beiträge zur Geschichte der deutschen Weihnachtsspiele
(Paderb. 1893).