Das
Fest des heil.
Stephan(26. Dez.) kommt schon in den ersten
Jahrhunderten der
Kirche vor und wurde später
als zweiter Weihnachtsfeiertag begangen. Auf einem
Konzil zu
Mainz
[* 4] wurden sogar vier Weihnachtstage angeordnet, welche jedoch
später auf drei reduziert wurden, bis nach
Preußens
[* 5] Vorgang (1773) fast allenthalben auch der dritte
Feiertag als kirchlicher
Festtag aufgehoben wurde. Die
Feier der eigentlichenChristnacht, d. h. der
Nacht vor dem
Fest, wurde früher
sehr festlich begangen (Christmetten), wobei besonders dramatische
Darstellungen der
GeburtChristi vorgeführt wurden (s.
Weihnachtsspiele).
Weihnachten bildet auch in dem
Kirchenjahr einen besondern
Abschnitt (Weihnachtscyklus), der vom ersten Adventssonntag bis zum
HohenNeujahr(6. Jan.) reicht. Die sogen. Christbescherung, die man jedoch nur
in
Deutschland
[* 6] und
Skandinavien antrifft, hängt zwar, wie der
Christ- oder
Weihnachtsbaum (s. d.), mit alteinheimischen
Vorstellungen
zusammen, fand aber in der christlichen
Idee von einen geeigneten
Anhalt,
[* 7] wodurch das ganze
Fest noch außerdem die Bedeutung
eines Kinderfestes erhielt, welche es jetzt in
Deutschland hat.
(aus der altdeutschen Formel ze wihen nahten, «zu» oder
«an den heiligen Nächten»),
Christfest oder Heiliger Christ, das Gedächtnisfest der Geburt Jesu. Weihnachten wird erst seit dem 4. Jahrh.
als christl. Hauptfest gefeiert. Über Jahr, Monat und Tag der Geburt Christi gab es weder schriftliche Nachrichten
noch mündliche Überlieferung. Die morgenländ. Kirche feierte im 8. und 4. Jahrh. die Geburt Christi zugleich mit seiner
Taufe am 6. Jan. (s. Epiphania); dagegen findet sich die Feier des 25. Dez., des Tages, der nach dem Julianischen Kalender als Wintersonnenwende
galt, zuerst im Abendlande (in
Rom 354). und kam von da gegen Ende des 4. Jahrh. zu den morgenländ. Christen. Die Entstehung
und Ausbreitung des Festes stand im Zusammenhange mit dem Siege über die Lehre
[* 10] der Arianer (s. d.). Mit dem Weihnachtsfest
wurden vom 5. bis zum 8. Jahrh. mehrere teils ältere, teils neu aufkommende
Feste in unmittelbare Verbindung gesetzt, so daß ein Weihnachtskreis entstand. (S. Kirchenjahr.)
Die symbolische Beziehung des 25. Dez. als des Tages der Wintersonnenwende auf das der Menschheit in Christus angebrochene geistige
Licht lag sehr nahe, da fast alle alten Völker die Wintersonnenwende als den Beginn des erneuten Lebens
der Natur zu feiern pflegten. Die Germanen feierten in dieser Zeit ihr Julfest (s. Julklapp) und glaubten in ihr ein persönliches
Umziehen und Eingreifen der Geister und der großen Götter zu verspüren, die sich auch in allerlei Gestalten den Menschen
zeigten.
Viel von dem Glauben und Brauche des german. und wohl auch des röm.
Heidentums ist in die christl. Weihnachtssitte übergegangen und hat sich erhalten. Im
Gegensatz zu dem heidn. Festbrauch entstanden die Darstellungen der Geburtsgeschichte Jesu, die sog. Krippen, und Weihnachtslieder
und Weihnachtsdramen (s. Weihnachtsspiele). Seit dem 17. Jahrh. kamen auch die mit Lichtern und Gaben geschmückten
Christbäume auf. Älter ist der schon bei den röm. Saturnalien (s. d.) herkömmliche und durch diese nach Deutschland gekommene
Brauch des gegenseitigen Beschenkens, das Herkommen gewisser eigentümlicher Festspeisen, als Christstollen, Striezel, Huzel-
oder Klözenbrot, Mohnklöhe u. dgl. So wurde ein allgemeines Freudenfest in dem Maße wie kein anderes christl. Fest.
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Vgl. P. Cassel, Weihnachten, Ursprung, Bräuche und Aberglauben (Berl. 1862);
Mannhardt, Weihnachtsblüten in Sitte und Sage (ebd. 1864):
Marbach, Die heilige Weihnachtszeit (2. Aufl., Frankf. a. M.
1865);
Uhlhorn, Das Weihnachtsfest, seine Sitten und Bräuche (Hannov. 1869);
Usener, Religionsgeschichtliche Untersuchungen,
I (Bonn 1889);
de Lagarde, Altes und Neues über das Weihnachtsfest (Gött. 1891);
Tille Die Geschichte der
deutschen Weihnacht (Lpz. 1893).