Weihnachten
(aus der altdeutschen Formel ze wihen nahten, «zu» oder «an den heiligen Nächten»),
Christfest oder
Heiliger Christ, das Gedächtnisfest der
Geburt Jesu. Weihnachten
wird erst seit dem 4. Jahrh.
als christl. Hauptfest gefeiert.
Über Jahr,
Monat und
Tag der
Geburt Christi gab es weder schriftliche Nachrichten
noch mündliche Überlieferung. Die morgenländ.
Kirche feierte im 8. und 4. Jahrh. die
Geburt Christi zugleich mit seiner
Taufe am 6. Jan. (s.
Epiphania); dagegen findet sich die Feier des 25. Dez., des
Tages, der nach dem Julianischen
Kalender als Wintersonnenwende
galt, zuerst im
Abendlande (in
Rom 354). und kam von da gegen Ende des 4. Jahrh. zu den morgenländ.
Christen. Die Entstehung
und Ausbreitung des Festes stand im Zusammenhange mit dem
Siege über die
Lehre
[* 2] der
Arianer (s. d.). Mit dem Weihnachtsfest
wurden vom 5. bis zum 8. Jahrh. mehrere teils ältere, teils neu aufkommende
Feste in unmittelbare
Verbindung gesetzt, so daß ein
Weihnachtskreis entstand. (S.
Kirchenjahr.)
Die symbolische Beziehung des 25. Dez. als des Tages der Wintersonnenwende auf das der Menschheit in Christus angebrochene geistige Licht [* 3] lag sehr nahe, da fast alle alten Völker die Wintersonnenwende als den Beginn des erneuten Lebens der Natur zu feiern pflegten. Die Germanen feierten in dieser Zeit ihr Julfest (s. Julklapp) und glaubten in ihr ein persönliches Umziehen und Eingreifen der Geister und der großen Götter zu verspüren, die sich auch in allerlei Gestalten den Menschen zeigten.
Viel von dem Glauben und Brauche des german. und wohl auch des röm. Heidentums ist in die christl. Weihnachtssitte übergegangen und hat sich erhalten. Im Gegensatz zu dem heidn. Festbrauch entstanden die Darstellungen der Geburtsgeschichte Jesu, die sog. Krippen, und Weihnachtslieder und Weihnachtsdramen (s. Weihnachtsspiele). Seit dem 17. Jahrh. kamen auch die mit Lichtern und Gaben geschmückten Christbäume auf. Älter ist der schon bei den röm. Saturnalien (s. d.) herkömmliche und durch diese nach Deutschland [* 4] gekommene Brauch des gegenseitigen Beschenkens, das Herkommen gewisser eigentümlicher Festspeisen, als Christstollen, Striezel, Huzel- oder Klözenbrot, Mohnklöhe u. dgl. So wurde ein allgemeines Freudenfest in dem Maße wie kein anderes christl. Fest. -
Vgl. P.
Cassel, Weihnachten
, Ursprung, Bräuche und
Aberglauben (Berl. 1862);
Mannhardt, Weihnachtsblüten in Sitte und Sage (ebd. 1864): Marbach, Die heilige Weihnachtszeit (2. Aufl., Frankf. a. M. 1865);
Uhlhorn, Das Weihnachtsfest, seine Sitten und Bräuche (Hannov. 1869);
Usener, Religionsgeschichtliche Untersuchungen, I (Bonn [* 5] 1889);
de Lagarde, Altes und Neues über das Weihnachtsfest (Gött. 1891);
Tille Die Geschichte der deutschen Weihnacht (Lpz. 1893).