Weihnachten
(Christfest, Natale Domini), ursprünglich das heidnische Julfest (s. d.), das Fest der winterlichen Sonnenwende; in der Folge das Geburtsfest Christi, welches in jene Zeit fiel und mit vielen heidnischen Gebräuchen des alten Festes auch dessen passende deutsche Bezeichnung (»heilige Nacht«) annahm. Warum man, da der wirkliche Geburtstag Jesu niemals hat ausgemittelt werden können, gerade den 25. Dez. dazu gewählt hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Nach einigen geschah es, weil dieser Tag im Altertum als Tag der Sonnenwende angesehen wurde und daher bei den Römern Dies natalis invicti, Geburtstag der Unbesiegten (Sonne), [* 2] hieß, eine Bezeichnung, die sich leicht auf Christus, das Licht [* 3] der Welt, beziehen ließ. Nach andern war es bloß die Folge der auf mystischen Berechnungen und prophetischen Äußerungen beruhenden Annahme des 25. März als feststehenden Tags der Empfängnis Christi. Gewiß ist, daß der 25. Dez. als Geburtstag Christi in dem römischen Festverzeichnis von 354 zum erstenmal im Abendland erwähnt wird, und daß im Orient der 6. Jan., das Fest der Erscheinung Christi, auch für das seiner Geburt galt, bis das letztere durch ein Gesetz des Kaisers Justinian ausdrücklich auf den 25. Dez. verlegt und seitdem in allen christlichen Kirchen gleichmäßig an diesem Tage gefeiert wurde.
Das
Fest des heil.
Stephan (26. Dez.) kommt schon in den ersten
Jahrhunderten der
Kirche vor und wurde später
als zweiter Weihnachtsfeiertag begangen. Auf einem
Konzil zu
Mainz
[* 4] wurden sogar vier Weihnachtstage angeordnet, welche jedoch
später auf drei reduziert wurden, bis nach
Preußens
[* 5] Vorgang (1773) fast allenthalben auch der dritte
Feiertag als kirchlicher
Festtag aufgehoben wurde. Die
Feier der eigentlichen
Christnacht, d. h. der
Nacht vor dem
Fest, wurde früher
sehr festlich begangen (Christmetten), wobei besonders dramatische
Darstellungen der
Geburt
Christi vorgeführt wurden (s.
Weihnachtsspiele).
Weihnachten
bildet auch in dem
Kirchenjahr einen besondern
Abschnitt (Weihnachtscyklus), der vom ersten Adventssonntag bis zum
Hohen
Neujahr (6. Jan.) reicht. Die sogen. Christbescherung, die man jedoch nur
in
Deutschland
[* 6] und
Skandinavien antrifft, hängt zwar, wie der
Christ- oder
Weihnachtsbaum (s. d.), mit alteinheimischen
Vorstellungen
zusammen, fand aber in der christlichen
Idee von einen geeigneten
Anhalt,
[* 7] wodurch das ganze
Fest noch außerdem die Bedeutung
eines Kinderfestes erhielt, welche es jetzt in
Deutschland hat.
Vgl. Strauß, [* 8] Das evangelische Kirchenjahr (Berl. 1850);
Sandys, Christmas-tide (2. Aufl., Lond. 1860);
v. Reinsberg-Düringsfeld, Das festliche Jahr (Leipz. 1863);
Weber,
Weihnachten
(das. 1879);
Usener, Religionsgeschichtliche Untersuchungen, 1. Teil: »Das Weihnachtsfest« (Bonn [* 9] 1888).