Weigel
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Weigel,
Weigel,
Joh. Aug. Gottlob, Buchhändler und Kunstkenner, geb. in Leipzig, [* 2] wurde 1795 zum Proklamator bei der Universität ernannt und errichtete 1797 eine Antiquariatsbuchhandlung, die, verbunden mit einem Auktionsinstitut, das erste große Geschäft dieser Art in Deutschland [* 3] wurde, wozu nicht wenig die damals stattfindenden Säkularisierungen der Klöster beitrugen, die eine Menge Klosterbibliotheken unter den Hammer [* 4] brachten. Sein Lagerkatalog erschien u. d. T.: «Apparatus literarius» (Lpz. 1807; 2. Aufl. 1821; zuletzt 1834). Bald kam auch Verlag dazu, namentlich auf dem Gebiete der klass.
Philologie, wozu Weigel
selbst
Kollationen von Handschriften und ungedruckten
Arbeiten der Gelehrten über Schriftsteller
anlegte. Auf solcher Grundlage entstanden die
Ausgaben des Longinus von Weiske, des Euripides von Matthäi, des
Plato von Stallbaum
u. a. Außerdem besaß er eine treffliche Sammlung von Originalhandzeichnungen (eine Auswahl 1853 in
Faksimiles herausgegeben), Gemälden, Kupferstichen, Radierungen und xylogr.
Büchern. Eine
Beschreibung derselben erschien
als
«Ährenlese auf dem Felde der Kunst» (3 Abteil.,
Lpz. 1836-45). Weigel
starb
Das
Geschäft hatte schon sein jüngster Sohn
Theodor Oswald Weigel
(geb. übernommen, der es unter der Firma
T. O. Weigel
fortführte und bedeutend erweiterte, namentlich im Verlags- und Kommissionsgeschäft. Neben
Philologie
pflegte er besonders Kunstwissenschaft, Geschichte mit ihren Hilfswissenschaften,
Theologie und Naturwissenschaften; angeführt
seien nur Försters
«Denkmale deutscher
Baukunst,
[* 5]
Bildnerei und Malerei» (12 Bde., 1855-68, mit 600
Tafeln).
Außerdem besaß er reiche Sammlungen von xylogr. Werken, einzelnen Holzschnitten aus ältester Zeit, von Metall- und frühesten
Kupferstichen,
Spielkarten u. s. w., auf
Grund deren er mit A. Zestermann «Die Anfänge der Druckerkunst
in
Bild und
Schrift» (2 Bde., Lpz.
1866, mit 145
Tafeln Facsimiles) veröffentlichte. Aus seiner großen Sammlung von
Autographen, besonders der
Reformatoren und
der
Helden des Dreißigjährigen
Krieges, ging sein «Autographen-Prachtalbum» (Lpz.
1848-49) hervor. Nach W.s
Tode in Hosterwitz bei Pillnitz) übernahm sein Sohn Felix Oswald
Weigel
(geb. das Antiquariats- und Auktionsgeschäft und führte es unter der
Firma Oswald Weigel
fort, während die übrigen Geschäftszweige mit der Firma im
Besitz der
Erben blieben. 1888 wurde das
Kommissionsgeschäft an F.
Volckmar (s. d.) und der Verlag an
Christian Herm.
Tauchnitz verkauft, der erst «T. O. Weigel
Nachfolger», seit 1895 mit
eigenem
Namen firmiert.
Der ältere Sohn Joh. Aug. Gottlob W.s,
Rudolf Weigel
, geb. errichtete 1831 in
¶
Leipzig ein Kunstgeschäft, über dessen Bestand er einen wissenschaftlich geordneten «Kunstlager-Katalog» (Abteil. 1–35, Lpz. 1833–67) herausgab. Auch lieferte er die Litteratur zu Rumohrs «Holbein» [* 7] und Supplemente zu Bartschs «Peintre-graveur» (Bd. 1, Lpz. 1843),
desgleichen aus seinen Kollektaneen Zusätze zu verschiedenen, in seinem Verlag erschienenen kunsthistor. Werken, wie z. B. zu Choulants «Geschichte der anatom. Abbildungen», Beckers «Jobst Ammann» u. s. w. Er selbst gab heraus «Holzschnitte berühmter Meister» (Lpz. 1851–54, mit 74 Faksimiles, Folio). Nach seinem erfolgten Tode ging ein Teil des Geschäfts an Hermann Vogel in Leipzig über, der Verlag später an Joh. Ambrosius Barth (s. d.) ebenda.
Weigel,
Valentin, Stifter einer mystisch-religiösen Sekte, geb. 1533 zu Großenhain,
[* 8] studierte in
Leipzig und Wittenberg
[* 9] und wirkte dann als Pfarrer zu Zschopau bei Chemnitz.
[* 10] Er starb Im Druck erschienen seine
Werke nebst einer Anzahl unechter Schriften in den J. 1604–19. Hervorzuheben sind: «Das Büchlein vom Gebet», «Der güldene
Gryff», «Vom Ort der Welt», «Von der Gelassenheit», «Dialogus
de Christianismo». Gegenüber dem starren Buchstabendienst der gleichzeitigen Orthodoxie betont Weigel
das innere Licht,
[* 11] das aus
der Einwohnung Gottes und der Salbung mit dem Heiligen Geist hervorleuchtet und das allein wahre Erkenntnis zu bringen vermag.
Statt des äußerlich stellvertretenden Leidens des histor. Christus fordert er, daß in uns der alte Mensch
sterbe, Christus geboren werde und lebe, statt der zugerechneten Gerechtigkeit das gerechte Leben des mit Christo geeinigten
Gläubigen. W.s Schriften wurden vielfach verbrannt, gegen seine Anhänger (Weigelianer) mit Gewalt eingeschritten. Die wichtigsten
der letztern sind: Jes. Stiefel, gest. 1627, Schenkwirt zu
Langensalza,
[* 12] und dessen Neffe, Ez. Meth, gest. 1640, die sich für Inkarnationen Christi und
des Erzengels Michael hielten; ferner Paul Nagel, Professor der Mathematik zu Leipzig, und Klaus Engelbrecht, gest. 1642 in Braunschweig.
[* 13] Auch der Mystiker Jakob Böhme (s. d.) war durch Weigel
stark beeinflußt. –
Vgl. Opel, Valentin Weigel
(Lpz. 1864);