Titel
Weiden
(Korbweiden
), Arten von Salix Tourn, Weide, artenreiche Familie der Weiden
gewächse (engl.
Willow, frz. saule, holl. wilgenboom, wilg, ital.
sálice, salcio, salciore). Von den bekannten Weiden
bäumen gibt es eine so große Zahl von Arten und Varietäten, daß selbst
sämtliche Lehrbücher sie nicht erschöpfend aufzuzählen vermögen; auch die Einteilung der W. ist eine verschiedne; man
trennt z. B. in bitterrindige W. (Reif-, Küsten-, kaspische, echte Trauer-,
Silber-,
Dotter, Bruch-, Knack, fünfmännige oder Lorbeer-Weiden
), schalenrindige W.
(Mandel-, Purpur-Weiden
). - Bachweiden,
¶
mehr
Korbweiden
, breitblättrige W. (Sal-, Palm-, Pfeifenholz, Grauweiden
), zweifarbige W. (Lorbeer W.), großblättrige W. und
kurzgestielte Alpen-Weiden.
Botanisch richtiger gibt es etwa 28 Gruppen: zum Teil mit vielen Unterabteilungen, als
a) Bruchweiden
(Knackweiden
) mit 1) fünfmännige W., Lorbeerweiden
, pentandra L., auf Torf- und überhaupt feuchten Plätzen;
1-12 m hoch, Blüte im Mai und Juni, Rinde adstringierend, Surrogat für Chinarinde, Samenhaare als schlesische
Baumwolle oder Weidewolle bekannt.
2) Bruch-Weiden
(Knack-, Pfuhl-, Steinweide) S. fragilis L., Blüte im Mai, Standort fast überall in Europa bis Sibirien,
an Ufern, etc., auch Parkbaum, wird im Anbau regelmäßig geköpft, Kopfweide, wenig zäh und
sehr fest, Rinde reich an Salicin und zum Gerben benutzt; hoher Brennwert.
3) Trauer-Weiden, Zierpflanze.
b) Mandelweiden.
4) Mandel-Weiden, S. amygdalina L., bis 3 m hoch, Blüte April, Mai.
5) Wollenblättrige W., S. undulata Ehr., bis 6 m, gleiche Blütezeit; besonders in Norddeutschland.
6) Seedornblättrige W., S. hippophaëfolia Thuill., 3 m.
7) Spitzblättrige W. (Reif W.), S. acutifolia Willd., für sandigen Boden.
d) Purpur-Weiden, 8) Purpur-Weiden, S. purpurea L., 3 m, März bis April blühend, mehrere Formen, an Ufern häufig, gutes Flechtwerk.
9) Rote W. (Bach W.), S. rubra Huds., bis 5 m, April, bis Mai, meist einzeln.
e) Korb-Weiden
10) Korb-Weiden (Band-Weiden), S. viminalis L., bis 3 m, März, April, an Ufern, am meisten angebaut.
11) Weichhaarige W., S. mollissima Ehrb, bis 3 m, April, an Ufern; seltner.
12) Nebenblatt-Weiden, S. stipularis Sm., sehr gut, aber selten.
f) Sal-Weiden
13) Graue W. (Oleaster-Ufer-Weiden) S. incana Schrnk, bis 6 m, April bis Mai, auf steinigem Boden an Flüssen und Parkbaum.
14) Seidenhaarige W., S. holosericea Willd., ähnlich, selten.
15) Schwarzwerdende W., S. nigricans Sm., 2-6 m, April bis Mai, selten, auf feuchten Wiesen und Brüchen.
16) Schlesische W., S. silesica Willd., Mai, Juni, in Gebirgen.
17) Langblättrige W., S. longifolia Host., April, selten kultiviert.
18) Sal-, Sahl-, Sool-, Palm-Weiden, S. Caprea L., 3-9 m, März, April, sehr häufig, auch in Wäldern.
19) Graue W. (Werft W.), S. cinerea L., 0,5-1,5 m, März, April, an Gräben und feuchten Wiesen, häufig.
20) Ohr-Weiden (geöhrte W.), S. aurita L., bis 2,5 m, April, Mai, an sehr nassen Plätzen.
21) Zweifarbige W., S. philicifolia L., 2-4 m, Mai, Juni, in Gebirgen, selten angebaut. -
g) Niedrige W., Strauch-Weiden:
22) Kriechende W., S. repens L., bis 50 cm, April, Mai, auf Torf-, Moor-, Heideboden. -
h) Alpen-Weiden
23) Lappländische W., S. Lapponum L., auf Alpen und Hochgebirgen.
24) Bäumchen-Weiden, S. Arbuscula L., bis 1 m. -
i) Gletscher-Weiden, Zwergweiden.
25) Netzadrige W., S. reticulata L.
26) Stumpfblättrige W., S. retusa L.
27) Krautartige W., S. herbacea L., Alpen bis Schneegrenze.
Verwendung. Die W. gehören zu den wichtigsten Holzarten der Forstkultur und werden auch vielfach von Landwirten und Gärtnern gezogen; der Anbau ist, gut betrieben, sehr rentabel und der Verbrauch der zu Flechtwerken dienenden ein zunehmender, besonders bezüglich der Korbwarenindustrie. Die W. liefern
a) Brennmaterial, besonders S. alba, fragilis und pentandra;
b) Bundstöcke für Böttcher und Schnitznutzholz, besonders S. fragilis, alba, caprea, viminalis;
Hauptsache ist die Erzielung schlanker, zäher, astreiner, nicht brüchiger Ruten, grün, einjährig, stark;
für lokalen Absatz zwei- bis vierjährige Lohden.
c) Korbwarenmaterial, grün und geschält, die wichtigste Handelsware, besonders S. purpurea, viminalis, acutifolia, und als feinste Ware S. aureata; gesucht: Astreinheit, möglichste Weiße, Glanz, Feinheit und Schlankheit der Ruten.
d) Faschinen, besonders S. vitellina, viminalis, cannalina, helix, amygdalina, purpurea, rosmarinifolia, arenania; Bedingung: starke Bewurzelung, dichter Stand, Astreinheit, weiße Farbe, Zähigkeit.
e) Futterlaub, besonders Salweiden.
f) Rinde zum Gerben, besonders S. viminalis, purpurea, helix, rubra, fragilis, alba, caprea, cineraria, bezahlt mit 2-3 Mk. und darüber pro Ztr. Gerbstoffgehalt 8-13%, Salicingehalt bis 3%, gesammelt im Frühjahr von zwei- bis vierjährigen Trieben.
g) Bindematerial für Gärtner etc., Kopfweidenzucht.
h) Stecklinge, starke Nachfrage, lohnende Kultur.
i) Farbstoffe.
k) Salicin.
l) Hopfenbittersurrogat.
m) Reis- und Pulverkohle. -
Anbau. Die W. werden, besonders in Frankreich, woselbst Tausende davon leben, in Plantagen, Weidenhegern, in Wäldern, in Feldern und Wiesen, Sümpfen und Brüchen gezogen. In Frankreich findet der Verkauf an bebesondere ^[richtig: besondere] Händler und der Verschleiß durch Großgeschäfte statt, und zwar an Böttcher- und Korbmachermeister (Hauptabsatz) und an Fabrikgeschäfte, Landwirte, Gärtner etc. Oberförster Schmidt rechnet für den Kopf der Bevölkerung 15 kg, für ganz Deutschland bis 14 Mill. Mk. Rohmaterial, für 1 ha bis 25 m. Ztr. Ertrag mit 160-440 Mk. Handarbeitsverdienst, den Durchschnittsbedarf der kleinen Meister zu 18-20 m. Ztr., geschälte W. zu 24-36 Mk. Der Anbau muß forstmännisch betrieben werden und geschieht in Stummelgräben, in parallelen Gräben (Vernötung) mit Stecklingskultur und im Kopfholzbetrieb, je nach Art und Verwendung.
Preise im Hundert: Gurtenwieden 20, Bindewieden 50, Dachwieden 75 Pfg., Stecklingsschnitt 10000weise, Schnitt pro Bund 8-10 Pfg., Schälen 56 Pfg., je nach Sorte 3,45-3,6-6 Mk. In Gebunden 1 m. Ztr. 36-42-48-56 Mk. Kosten 12 Mk. Rinde 6 Mk. 1 Ztr. geschälte W. = 18-24 Bunde. Reinertrag pro ha 160-290 Mk. -
Über Kultur, Verarbeitung, Absatz etc. der W. gibt es besondere Werke, welche der Händler kennen muß. Benutzt zu den Mitteilungen wurden: R. Schulze, Die Kultur der Korbweiden, 1874, Brandenburg und Breitenlohner, Kultur der Korbweiden, Prag 1877. - Die Handelsbewegung war in Deutschland im Jahre 1880: ¶
mehr
Einfuhr
kg Ztr. | Mk. | ||
---|---|---|---|
Ungeschälte Korb-W. | 33527 | = | 503000 |
Geschälte do. | 6089 | = | 110000 |
Korbflechtwaren | 3700 | = | 1005000 |
: | 43316 | = | 1618000 |
Ausfuhr
kg Ztr. | Mk. | ||
---|---|---|---|
Ungeschälte Korb-W. | 14466 | = | 217000 |
Geschälte do. | 12147 | = | 219000 |
Korbflechtwaren | 16422 | = | 4138000 |
: | 43052 | = | 4574000 |
- Zoll: W., Flechtweiden, auch gespaltene, ungeschälte Nr. 13 c 2,. geschälte Nr. 13 d des Tarifs im Anh.