Weichselzopf
(Wichtel- oder
Judenzopf,
Trichoma,
Cirragra,
Plica polonica), eine chronische
Krankheit der behaarten Körperteile,
infolge deren die
Haare
[* 2] zu einem unentwirrbaren
Geflecht zusammenkleben. Die
Krankheit war im
Mittelalter, bis zum 16. Jahrh.,
auch in
Deutschland
[* 3] nicht selten und soll sich in der
Schweiz,
[* 4] in
Belgien,
[* 5] am
Rhein, im Elsaß selbst endemisch
gefunden haben. Jetzt kommt sie bei uns nur in ganz vereinzelten
Fällen vor. Am häufigsten findet man sie in
Polen und in
den Donauländern. Es entsteht zunächst an einzelnen
Punkten, weiterhin über die ganze
Fläche der Kopfhaut
ein nässender
Ausschlag (eczema capillitii), der größtenteils zu
Borken
(Grind) eintrocknet und die
Haare zu einem dichten,
filzartigen
Kuchen verklebt. Da ein
Schlichten und Auskämmen des
Haars zum Teil der Schmerzhaftigkeit, zum Teil mannigfacher
abergläubischer
Vorurteile wegen vermieden wird, so lagert sich in dem Haarfilz, abgesehen von dem
Exsudat,
Schmutz aller möglichen Art ab, der natürlich die Haarmasse noch dichter macht; nebenbei ist der Weichselzopf
dann
auch, da er sich gewöhnlich bei den in Unreinlichkeit verkommenden untersten
Klassen findet, ein sehr geeigneter
Ort für
Ungeziefer,
Läuse u. dgl. Gehörige Sorge für Reinlichkeit
und
Kultur der
Haare und der
Haut
[* 6] können die
Krankheit verhüten. Beginnt der
Ausschlag, so sind diejenigen
Mittel
¶
mehr
anzuwenden, welche zur Beseitigung der Ekzemas (s. d.) geeignet sind. Nur schert
man am besten frühzeitig das Haar
[* 8] ab und kämmt und bürstet sehr sorgfältig. Bei einem veralteten Weichselzopf
wird am besten die
Kur mit dieser Prozedur begonnen, um den weiterhin anzuwendenden örtlichen Mitteln die Möglichkeit gründlicher Einwirkung
auf die erkrankte Kopfhaut zu geben.