Titel
Weber.
Naturforscher, Mediziner:
1)
Ernst
Heinrich, berühmter Physiolog und Anatom, geb. zu
Wittenberg
[* 3] als Sohn des bekannten Theologen
Michael Weber
daselbst,
studierte in
Wittenberg u.
Leipzig,
[* 4] wurde 1818 daselbst
Professor der vergleichenden und 1821 der menschlichen
Anatomie, 1840 auch
der
Physiologie und starb daselbst Weber
hat sich um die menschliche, die vergleichende
und die mikroskopische
Anatomie sowie die
Entwickelungsgeschichte
[* 5] der
Tiere und die
Physiologie, besonders deren physikalische
Seite
(Mechanik des
Gehens,
Druck-,
Temperatur- und
Ortssinn in der
Haut
[* 6] des
Menschen etc.), große
Verdienste erworben. Seine Hauptarbeiten
sind: »Anatomia comparata nervi sympathici« (Leipz.
1817),
»De aure et auditu hominis et animalium« (das. 1820),
»Tractatus de motu iridis« (das. 1821),
»Wellenlehre« (das. 1825),
das Ergebnis gemeinschaftlicher Beobachtungen mit seinen Brüdern Wilhelm und Eduard, »Zusätze zur Lehre [* 7] vom Bau und von der Verrichtung der Geschlechtsorgane« (das. 1846),
»Die Lehre vom Tastsinn und Gemeingefühl« (Braunschw. 1851) und »Annotationes anatomicae et physiologicae« (Leipz. 1851). Rosenmüllers »Lehrbuch« und Hildebrands »Handbuch der Anatomie« erhielten durch seine Umarbeitungen einen höhern Wert.
Vgl.
Ludwig, E. H. Weber
, Gedächtnisrede (Leipz. 1878).
2)
Wilhelm
Eduard,
Physiker, geb. zu
Wittenberg,
Bruder des vorigen, studierte in
Halle
[* 8]
Naturwissenschaft, habilitierte
sich daselbst 1827, erhielt schon im nächsten Jahr eine außerordentliche Professur und ward 1831
Professor
der
Physik in
Göttingen.
[* 9] Infolge seines
Protestes gegen die Aufhebung der
Verfassung 1837 seines
Amtes entsetzt, lebte er als
Privatmann in
Göttingen und auf
Reisen und folgte 1843 einem
Ruf an die
Universität
Leipzig, kehrte aber 1849 in seine frühere
Stellung nach
Göttingen zurück. Weber
war noch
Student, als er mit seinem
Bruder
Ernst
Heinrich die klassischen Untersuchungen über
»Die Wellenlehre« (Leipz. 1825) herausgab.
Webers
weitere
Arbeiten betrafen zunächst
Probleme der
Akustik und damit zusammenhängend solche der
Elastizität fester
Körper;
hervorragend unter denselben ist seine
»Theorie der
Zungenpfeifen«. In
Göttingen unternahm er mit
Gauß
Untersuchungen über den Erdmagnetismus und gab mit demselben die
»Resultate aus den
Beobachtungen des
Magnetischen
Vereins von 1836 bis
1841« (Leipz. 1836-43, 6 Bde.
mit 3
Atlanten) heraus. Dieselben enthalten eine große Zahl von
Arbeiten Webers
über Beobachtungsmethoden und neue
Apparate,
über
Magnetismus,
[* 10] über
Induktion
[* 11] durch den Erdmagnetismus und die unipolare
Induktion.
In den
Beobachtungen für 1840 führte Weber
zum erstenmal das absolute elektromagnetische Strommaß ein und gab dessen
Vergleichung mit dem gebräuchlichen chemischen Strommaß. Eine
Frucht der gemeinsamen
Arbeit von
Gauß und Weber
war auch der
erste schon 1833 ausgeführte und zur
Korrespondenz zwischen der
Sternwarte
[* 12] und dem physikalischen
Laboratorium
[* 13] benutzte elektrische
Telegraph.
[* 14] 1846 erschien dann die erste der großen Abhandlungen:
»Elektrodynamische Maßbestimmungen«,
in welcher er durch exakte Messungen das Fundamentalgesetz der
Elektrodynamik
[* 15] prüfte, sein elektrisches
Grundgesetz aufstellte
und aus demselben die
Gesetze der
Induktion ableitete.
In der zweiten Abhandlung mit dem Zusatz »insbesondere Widerstandsmessungen«
führte er das
System der absoluten
Maße der Stromstärke, der elektromotorischen
Kraft
[* 16] durch und gab
Methoden zur Messung des
Widerstandes in
absolutem
Maß. Diese Weber
schen absoluten Strommaße hat der
Pariser
Elektrikerkongreß 1881 auch für die elektrotechnische
Praxis adoptiert. In der dritten Abhandlung entwickelte Weber
die
Theorie des
Magnetismus und
Diamagnetismus,
[* 17] in der vierten, gemeinschaftlich mit R.
Kohlrausch gearbeiteten, wurde die Vergleichung der absoluten elektromagnetischen
und mechanischen Strommaße durchgeführt. Die fünfte (Leipz. 1864) beschäftigte sich mit dem
Problem der elektrischen
Schwingungen.
In den 1871 und 1877 erschienenen Abhandlungen beteiligte sich an der von Helmholtz hervorgerufenen Diskussion über das Webersche elektrische Grundgesetz, indem er die Einwürfe, welche Helmholtz gegen dasselbe, speziell gegen die Unvereinbarkeit desselben mit dem Prinzip von der Erhaltung der Energie, erhob, widerlegte. Andre Arbeiten Webers betreffen die »Anwendung der magnetischen Induktion auf Messung der Inklination mit dem Magnetometer« [* 18] (Gött. 1853) und »Galvanometrie« (das. 1862). Im Verein mit seinem jüngern Bruder, Eduard Friedrich (s. Weber 3), gab er die wichtigen Untersuchungen über die »Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge« heraus. 1887 wurde er zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt.
3) Eduard Friedrich, Physiolog, Bruder der vorigen, geb. zu Wittenberg, studierte in Leipzig und Halle, praktizierte dann in Halle als Assistenzarzt an der Klinik von Krukenberg, in Naumburg [* 19] und Göttingen, wo er mit seinem Bruder Eduard die »Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge« (Göttingen 1836) bearbeitete, und folgte 1835 einem Ruf als Prosektor nach Leipzig, wo er starb. Durch seine Abhandlung »Muskelbewegung« in Wagners »Handwörterbuch der Physiologie« eröffnete er in diesem Teil der Wissenschaft neue Bahnen.
4) Karl Otto, Mediziner, geb. zu Frankfurt [* 20] a. M., studierte in Bonn, [* 21] habilitierte sich 1853 als Privatdozent der Chirurgie, wurde 1857 zum außerordentlichen Professor ernannt, erhielt 1862 die außerordentliche Professur der pathologischen Anatomie, folgte 1865 einem Ruf als Professor der Chirurgie nach Heidelberg [* 22] und starb Bahnbrechend auf dem Gebiet der chirurgischen Pathologie, schrieb er: »Die Knochengeschwülste in anatomischer und praktischer Beziehung« (Bonn 1856);
»Chirurgische Erfahrungen und Untersuchungen« (Berl. 1859);
auch mehrere Beiträge zu Pitha und Billroths »Handbuch der allgemeinen und speziellen Chirurgie«.
[Geschichtschreiber.]
5) Karl von, verdienter Forscher auf dem Gebiet der sächsischen Geschichte, geb. zu Dresden, [* 23] Sohn des Kirchenrechtslehrers Karl Gottlieb von Weber, studierte die Rechte, ward schon 1839 Appellationsgerichtsrat, wurde 1843 zum Ministerialrat und Geheimen Referendar beim Gesamtministerium und 1849 zum Direktor des Hauptstaatsarchivs in Dresden ernannt und widmete seine Muße Forschungen auf dem Gebiet der sächsischen Geschichte, als deren Resultate erschienen: »Maria Antonia Walpurgis, Kurfürstin von Sachsen« [* 24] (Dresd. 1857, 2 Bde.);
»Aus vier Jahrhunderten« (Leipz. 1857, 2 Bde.; neue Folge 1861, 2 Bde.);
»Moritz, Graf von Sachsen, Marschall von Frankreich« (das. 1863);
»Anna, Kurfürstin zu Sachsen« (das. 1865);
seit 1861 gab er das »Archiv für sächsische Geschichte« heraus. Er starb
6) Georg, namhafter Geschichtschreiber, geb. zu Bergzabern in der Pfalz, widmete sich dem Studium der Philologie und Geschichte, ward ¶
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Professor an der höhern Bürgerschule zu Heidelberg, war 1848-72 Direktor derselben und starb Seine Hauptwerke sind: »Geschichtliche Darstellung des Calvinismus im Verhältnis zum Staat« (Heidelb. 1836);
»Geschichte der Kirchenreformation in Großbritannien« [* 26] (neue Ausg., Leipz. 1856, 2 Bde.);
»Litterarhistorisches Lesebuch« (das. 1851, 3 Tle.);
»Lehrbuch der Weltgeschichte« (20. Aufl., Heidelb. 1888, 2 Bde.);
»Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung« (20. Aufl., Leipz. 1889);
»Allgemeine Weltgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des Geistes und Kulturlebens der Völker« (das. 1857-80, 15 Bde.; 2. Aufl. 1882 ff.),
ein treffliches Werk;
»Geschichte der deutschen Litteratur« (11. Aufl., das. 1880);
»Geschichte des Volks Israel und der Entstehung des Christentums« (mit Holtzmann, das. 1867, 2 Bde.);
»Zur Geschichte des Reformationszeitalters« (das. 1874);
»Fr. Christ. Schlosser« (das. 1876);
»Mein Leben und Bildungsgang« (das. 1883);
»Heidelberger Erinnerungen« (Stuttg. 1886);
»Geschichtsbilder aus verschiedenen Ländern und Zeitaltern« (Leipz. 1886);
»Jugendeindrücke und Erlebnisse« (das. 1887).
[Philologen etc.]
7) Wilhelm Ernst, Pädagog, geb. zu Weimar, [* 27] studierte in Leipzig Philologie, wurde 1817 Professor der alten Litteratur zu Chur [* 28] in Graubünden, 1819 Oberlehrer am Gymnasium zu Wetzlar, [* 29] 1823 Prorektor und Professor zu Frankfurt a. M. und 1829 Direktor der gelehrten Schule in Bremen, [* 30] wo er starb. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben die Übersetzungen der »Elegischen Dichter der Hellenen in ihren Überresten« (Frankf. a. M. 1826),
der »Griechischen Anthologie« (Stuttg. 1838),
von Horaz' Satiren (das. 1852);
die Biographien des Kaisers Marcus Salvius Otho (Frankf. 1815) und des Horaz (Jena [* 31] 1844);
»Vorlesungen zur Ästhetik, vornehmlich in Bezug auf Goethe und Schiller« (Hannov. 1831);
»Ästhetik aus dem Gesichtspunkt gebildeter Freunde des Schönen« (Brem. 1834-36, 2 Bde.);
»Goethes Iphigenia und Schillers Tell« (Brem. 1839);
»Schule und Leben«, Vorträge und Abhandlungen (Halle 1837);
»Revision des deutschen Schulwesens« (Frankf. 1847);
»Klassische Altertumskunde« (Stuttg. 1848).
8) Albrecht, ausgezeichneter Sanskritist und Kenner des indischen Altertums, geb. zu Breslau, [* 32] Sohn des Professors der Nationalökonomie, Benedikt Weber (gest. 1848 in Breslau), studierte 1842-45 in Breslau, Bonn und Berlin [* 33] Sprachwissenschaften, namentlich Orientalia, machte 1846, mit einem Reisestipendium der Berliner [* 34] Akademie versehen, eine wissenschaftliche Reise nach England und Paris, [* 35] wo er zu Wilson und Mill, zu Burnouf, Reinaud, Mohl u. a. in Beziehungen trat, habilitierte sich 1848 an der Universität zu Berlin und wurde daselbst 1856 zum außerordentlichen, 1867 zum ordentlichen Professor der altindischen Sprache [* 36] und Litteratur ernannt.
Seit 1857 ist er auch Mitglied der Berliner Akademie. Viele wichtige und zum Teil sehr umfangreiche Sanskrittexte sind von Weber zum erstenmal britisch herausgegeben worden, namentlich der »Weiße Jadschurveda« (Berl. u. Lond. 1849-59, 3 Bde.) und der »Schwarze Jadschurveda« (Leipz. 1871-72, als 11. und 12. Bd. der »Indischen Studien«),
»Tscharanawyuha, Übersicht über die Schulen der Wedas« (Berl. 1855, im 3. Bd. der »Indischen Studien«) u. a. In seiner »Indischen Litteraturgeschichte« (Berl. 1852, 2. vermehrte Aufl. 1876; auch ins Englische [* 37] übersetzt) lieferte er ein höchst wertvolles, mit reichen Litteraturnachweisen ausgestattetes Handbuch. Sammlungen seiner kleinern Arbeiten, meist kritischen Inhalts, sind die »Indischen Skizzen« (Berl. 1857) und die »Indischen Streifen« (das. 1868-79, 3 Bde.); die letztern enthalten Rezensionen über fast alle bedeutenden Werke der drei letzten Dezennien aus dem Gebiet des Sanskrit und der indischen Altertumskunde.
Seit 1850 gibt Weber mit Unterstützung der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft die Zeitschrift »Indische Studien« heraus (bis jetzt 17 Bde., Berl. 1850-84),
die außer den oben erwähnten Ausgaben von Sanskrittexten von ihm Abhandlungen über »Die Kastenverhältnisse in den Brâhmana und Sûtra«, über das »Wedische Opferritual«, dessen bedeutendster Kenner Weber ist, über die Upanischads, über das Mahâbhâshya u. a. enthält. Wichtige Beiträge zur Kenntnis des Prâkrit lieferte er in den Abhandlungen: »Über ein Fragment der Bhagavatî« (Berl. 1866-67, in den Abhandlungen der königl. preuß. Akademie) und über das »Saptaçatakam des Hâla« (Leipz. 1870; vollständige Ausg., das. 1881). Von seinen sonstigen in den Abhandlungen und Monatsberichten der Berliner Akademie erschienenen Abhandlungen sind namentlich die über die Nakshatras, die aus Babylon entlehnten Sternbilder des Mondes bei den Indern (1860-61) und über die Entstehung des epischen Gedichts »Râmâyana« (Berl. 1870) hervorzuheben. Selbständige Werke Webers sind noch das »Verzeichnis der Berliner Sanskrithandschriften« (Berl. 1853; Bd. 2, Abt. 1, 2, das. 1886 bis 1888); »Über das Catrunjaya des Mahâtmyam« (Leipz. 1858) und die Übersetzung des Dramas »Mâlavikâ und Agriwitra« (Berl. 1856). Zahlreiche lexikalische Beiträge, besonders aus dem Gebiet der ältesten Sanskritlitteratur, lieferte er zu dem großen Petersburger Sanskritwörterbuch.
Dichter und Schriftsteller.
9) Karl Julius, Schriftsteller, geb. zu Langenburg, studierte in Erlangen [* 38] und Göttingen die Rechte, nahm dann eine Hofmeisterstelle in der französischen Schweiz [* 39] an, wo er sich mit der französischen Litteratur und Philosophie vertraut machte, wurde 1792 Privatsekretär bei dem Grafen von Erbach-Schönberg, 1799 Rat der Regierungskanzlei zu König im Odenwald und trat 1802 als Hof- und Regierungsrat in Isenburgsche Dienste, [* 40] um den Erbgrafen auf seinen Reisen zu begleiten. In Berlin aber entfloh dieser seinem Führer, worauf Weber seinen Abschied nahm und zu Jagsthausen privatisierte.
Von 1820 bis 1824 vertrat er das Oberamt Künzelsau in der württembergischen Ständeversammlung. Er starb in Kupferzell. Als Schriftsteller trat Weber zuerst auf mit seiner »Möncherei« (Stuttg. 1818-20, 3 Bde.),
einer Geschichte des Mönchtums, die, obwohl als Geschichtswerk mit wesentlichen Mängeln behaftet, doch das Gepräge eines eigentümlichen Geistes trägt. Dasselbe gilt von seiner Arbeit »Das Ritterwesen« (Stuttg. 1822-24, 3 Bde.). Seine gereiftesten und bekanntesten Werke (Stuttg. 1834-44, 30 Bde.) sind: »Deutschland, [* 41] oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen« (Stuttg. 1826-28, 3 Bde.; 3. Aufl., als »Reisehandbuch« eingerichtet. 1843, 6 Bde.) und der unvollendete »Demokritos, oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen« (das. 1832-1840, 12 Bde.; 8. Aufl. 1870 u. 1888).
10) Beda, historischer und asketischer Schriftsteller und Dichter, geb. zu Lienz im Pusterthal, besuchte das Gymnasium zu Bozen, [* 42] studierte zu Innsbruck [* 43] und, nachdem er im Stift Marienberg im Vintschgau in den Benediktinerorden getreten, noch ¶
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in den Seminaren zu Brixen und Trient. [* 45] Nach empfangener Priesterweihe ward er 1825 als Professor am Gymnasium zu Meran [* 46] angestellt; 1848 für Meran in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, stand er zur Gagernschen Partei. Im August 1849 ward er Domkapitular der Limburger Diözese und Pfarrer der katholischen Gemeinde zu Frankfurt, wo er starb. Bedeutendes lyrisches Talent bekunden seine »Lieder aus Tirol« [* 47] (Stuttg. 1842). Sein Hauptwerk ist »Das Land Tirol« (Innsbr. 1838, 3 Bde.),
von welchem als »Handbuch für Reisende in Tirol« (das. 1842, 2. Aufl. 1853) ein Auszug erschien; der tirolischen Geschichte gehören »Oswald von Wolkenstein und Friedrich mit der leeren Tasche« (das. 1850) und »Andreas Hofer und das Jahr 1809« (das. 1852) an. Noch sind das Trauerspiel »Spartacus« (Wien [* 48] 1846),
»Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit« (Regensb. 1846, 3. Aufl. 1877),
»Charakterbilder« (Frankf. 1853) und »Kartons aus dem deutschen Kirchenleben« (Mainz [* 49] 1858) zu erwähnen. Auch gab er die »Gedichte Oswalds von Wolkenstein« (Innsbr. 1847) heraus. Von seinen asketischen Schriften fanden namentlich die »Blüten heiliger Liebe und Andacht« (Innsbr. 1845) Verbreitung.
Vgl. Brühl, Beda Weber (Regensb. 1858).
11) Friedrich Wilhelm, Dichter, geb. zu Alshausen in Westfalen, [* 50] studierte zu Greifswald [* 51] und Breslau erst Philologie, dann Medizin, ließ sich, nachdem er längere Reisen in Deutschland, Frankreich und Italien [* 52] gemacht hatte, 1841 in dem Kurort Driburg und 1856 als Brunnenarzt im Bad [* 53] Lippspringe nieder. Seit 1867 privatisiert er zu Thienhausen bei Steinheim in Westfalen. Außer verschiedenen Übersetzungen (z. B. Tennysons »Enoch Arden«, »Maud«; »Schwedische Lieder« mit Klavierbegleitung) veröffentlichte er das den Kampf des sächsischen Heidentums gegen das Christentum schildernde Epos »Dreizehnlinden« (Paderb. 1878, 42. Aufl. 1889),
eine Dichtung von vollendeter Form und ebenso vorzüglichem Inhalt, welche einen außerordentlichen Erfolg erlebte, sowie einen Band [* 54] »Gedichte« (das. 1881, 11. Aufl. 1888) und »Marienblumen« (Köln [* 55] 1885). Weber huldigt in diesen Werken tief religiösen Anschauungen, ohne sich in Konfessionalismus zu verlieren, obwohl er vielfach von ultramontaner Seite als Parteidichter auf den Schild [* 56] gehoben wird. Seit 1861 gehört Weber als Mitglied des Zentrums dem preußischen Abgeordnetenhaus an.
Vgl. Keiter, Friedr. Wilh. Weber (Paderb. 1887).
12) Veit, Schriftsteller, s. Wächter 2).
Maler und Kupferstecher.
13) Friedrich, Kupferstecher, geb. 1813 zu Liestal bei Basel, [* 57] erlernte seine Kunst seit 1835 bei Amsler in München [* 58] und ließ sich dann in Paris nieder, wo er sich durch eignes Studium weiterbildete und zunächst mehrere Porträte [* 59] stach, z. B. Lais Corinthiaca und Bonifacius Amerbach nach Holbein, [* 60] Holbein nach dem Selbstporträt, die Kaiserin Eugenie nach Winterhalter, Napoleon mit seinem Sohn in seinem Kabinett nach Steuben, la bella Visconti nach Raffael, dann aber auch nach ältern Meistern historische und andre Bilder, z. B. die Vierge au linge nach Raffael im Louvre, die Madonna von Lugano nach Luini, die himmlische und irdische Liebe nach Tizian und die Italienerin am Brunnen [* 61] nach de Keyser. Seine Stiche sind durch treffliche Modellierung, treue Wiedergabe des Gesichtsausdrucks und geschickte Behandlung der Stoffe ausgezeichnet. Er starb in Basel.
14) August, Maler, geb. zu Frankfurt a. M., wo er bei dem Maler Rosenkranz seine Studien als Landschaftsmaler begann, die er dann bei dem Hofmaler Schilbach in Darmstadt [* 62] fortsetzte. Von 1836 bis 1838 war er Schüler des Städelschen Instituts in Frankfurt. Im Herbst 1838 zog er nach Düsseldorf, [* 63] wo er noch ein Jahr die Akademie besuchte, später aber selbst viele Schüler bildete und starb. Webers Landschaften gehören der stilistischen Richtung an, ihr Hauptreiz beruht in der Schönheit der Linien und Formen, einer möglichst abgerundeten Komposition und einer poetischen Stimmung der Farbe. Er hat eine große Zahl poetischer Bilder geschaffen, unter denen Mondschein und Abendlandschaften den größten Beifall fanden. Auch in Zeichnungen und Aquarellen leistete er Vorzügliches. Ebenso hat er sich in der Lithographie mit Glück versucht. Er war königlicher Professor.
15) Theodor, Maler, geb. zu Leipzig, trat 15jährig in das Atelier des Marinemalers Krause in Berlin, siedelte 1856 nach Paris über, studierte dort bei Isabey, debütierte im Salon 1861 mit zwei Gemälden: Städteansicht und Schiffbruch, und blieb bis zum Krieg von 1870 in Paris, von wo er sich nach London [* 64] begab. 1874 ließ er sich in Brüssel [* 65] nieder, nahm aber 1883 seinen Wohnsitz wieder in Paris. Im Gegensatz zu dem skizzenhaften Realismus legt Weber in seinen Marinen und Landschaften das Hauptgewicht auf solide Malweise und korrekte Zeichnung.
Seine Hauptwerke sind: die Ebbe in Ostende, [* 66] das belgische Pestschiff zwischen Ostende und Dover, [* 67] die Ausfahrt der Fischer in Ostende, die Ankunft des französischen Postdampfers zu Dover, im Hafen zu Vlissingen, Schiffbruch in der Bucht von Douarnenez, Ansicht aus Tréport, Schiffbruch bei Dieppe, [* 68] das Schloß der heil. Elisabeth zu Jersey, die letzte Woge, die Ufer der Seine bei Bougival, die Felsen von Leide im Busen von Douarnenez, Krabbenfischer an den Küsten der Bretagne bei Roscoff, Heringsfischerei im Kanal, [* 69] Schiffbruch der englischen Brigg Euphemia bei Tréport (im Museum zu Avignon), das Rettungsboot, die Küste von Blankenberghe und die Einfahrt in den Hafen von Blankenberghe.
Musiker.
16) Bernhard Anselm, Komponist, geb. zu Mannheim, [* 70] erhielt seine Ausbildung dort durch den Abt Vogler, dirigierte 1787-90 das Großmannsche Theaterorchester zu Hannover [* 71] und schloß sich dann wieder an Vogler an, den er auf dessen Reisen durch Deutschland, Holland und Skandinavien begleitete; um 1793 aber folgte er einem Ruf als Kapellmeister des Nationaltheaters nach Berlin, wo er starb. Seinen Kompositionen, die meist aus einzelnen Musikstücken zu Schauspielen, z. B. zu Schillers »Tell«, »Braut von Messina« [* 72] und »Jungfrau von Orléans«, zu Goethes »Epimenides«, sodann aus einigen Opern (»Deodata«, »Hermann und Thusnelda«) bestehen, sind gefällige Melodik, formelle Klarheit und Abgerundetheit sowie wirksame Orchestration eigen; jedoch zeigen sie weder besondern Phantasieschwung noch große Originalität und waren bald nach dem Tod ihres Autors wieder vergessen. Am bekanntesten wurden seine Gesänge mit Klavierbegleitung und seine melodramatische Komposition von Schillers »Gang [* 73] nach dem Eisenhammer«.
17) Gottfried, Musiktheoretiker, geb. zu Freinsheim in Rheinbayern, studierte zu Heidelberg und Göttingen die Rechte, ward 1804 Fiskal-Prokurator zu Mannheim, daneben Direktor der Kirchenmusik und des musikalischen Konservatoriums, 1814 Tribunalrichter in Mainz, 1818 ¶