Wealdenfor
mation
(Weald, spr. ŭihld,
Wälderformation), Zwischenbildung zwischen
Jura- und
Kreideformation,
[* 3] bald der
erstern, bald der letztern zugerechnet, bald in zwei Abteilungen, eine untere jurassische (untere Wealdenfor
mation,
Purbeck) und eine obere
kretaceïsche (obere, eigentliche Wealdenfor
mation), zerspalten. Die Bezeichnung stammt von dem
»Weald« genannten, früher aus
Wald bestehenden, jetzt angebauten Teil der englischen
Grafschaften
Kent,
Surrey und
Sussex. Die
Wealdenfor
mation ist auf Südostengland, Nordfrankreich und Nordwestdeutschland beschränkt und besteht in ihrer untern
Abteilung in
England aus wenig mächtigen
Kalken und
Mergeln, meist
Brackwasser- und Süßwassergebilden mit Gastropoden (Paludina,
Planorbis), Pelekypoden (Cyrena,
Unio) und Schalenkrebsen
(Cypris, vgl. Tafel
»Juraformation
[* 4] I«).
Eine dünne Zwischenschicht ergab reiche Funde an Beuteltieren; andre Lagen (dirt beds) stellen vorweltliche Dammerde dar, voll von Cykadeen und Koniferen, [* 5] deren Wurzelstöcke oft noch in dem ursprünglichen Boden eingewurzelt gefunden werden. Mächtiger (bis 500 m) ist der Purbeck in Deutschland, [* 6] wesentlich eine Brackwasserbildung, aus Mergeln und Kalken bestehend, unter letztern der sogen. Serpulit, der von Röhren [* 7] der Serpula coacervata ganz erfüllt ist. Gelegentlich kommen Gips- und Steinsalzeinlagerungen vor.
Die obere Abteilung der Wealdenfor
mation besteht aus einem untern
Sandstein
(Deistersandstein,
Hastingssand) und einem obern
Thon (Wealdenthon,
Wealdclay). In letzterm treten an einigen
Punkten
Deutschlands
[* 8]
Schieferthone und Steinkohlenflöze auf,
welche am
Teutoburger Wald, am
Wesergebirge, am
Deister,
Süntel und
Osterwald abgebaut werden. Die
Flora dieser
Flöze und der
sie begleitenden
Schieferthone zeigt fast durchgehends noch jurassische
Formen, vorwaltend
Farne
[* 9] und
Cykadeen, daneben
Koniferen
von tropischem
Typus, während
Dikotyledonen fehlen.
Der englische Hastingssand umschließt nur vereinzelte Trümmer von Braunkohle, keine eigentlichen Kohlenflöze; dagegen enthält er Fische, [* 10] Schildkröten, [* 11] Iguanodon [* 12] und Hylaeosaurus. In England und in Deutschland machen Thone mit dünnen Lagen eines sandigen Kalksteins, reich an Melana, Cyrenia, Cypris, in England auch an Iguanodonzähnen, den Beschluß der Süß- und Brackwasserbildungen, welchen rein marine Schichten der Kreideformation folgen.
Vgl. Dunker und v. Meyer, Monographie der norddeutschen Wealdenbildungen (Braunschw. 1846);
Credner, Über die Gliederung der obern Juraformation und der Wealdenbildung im nordwestlichen Deutschland (Prag [* 13] 1863);
Schenk, Die fossile
Flora der Wealdenfor
mation
(Kassel
[* 14] 1871);
Struckmann, Die Wealdenbildungen der Umgegend von Hannover [* 15] (Hannov. 1880).