Watteau
(spr. -toh), Antoine, franz. Maler, der Hauptmeister der Rokokozeit, geboren im Oktober 1684 zu Valenciennes, lernte dort bei einem Maler, Gérin, bildete sich aber schon damals mehr nach der Natur und den niederländischen Meistern, welche auch später für die Ausbildung seines malerischen Stils maßgebend wurden. Nachdem er sich um 1702 nach Paris [* 3] begeben, war er, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, anfangs für Bilderhändler thätig, bis er mit Gillot bekannt wurde, der ihn als Schüler aufnahm, und von welchem er die Vorliebe für Darstellungen aus Bühnenstücken übernahm.
Doch war Watteau
nur kurze Zeit bei Gillot thätig. Von diesem ging er zu dem Dekorationsmaler
Claude
Audran, dem Aufseher der Luxembourggalerie, in dessen Auftrag er zahlreiche Wanddekorationen, sogen.
Panneaux, malte, deren geistvolle
Kompositionen sich jedoch nur in
Nachbildungen durch den
Stich erhalten haben. Im
Luxembourg
studierte er auch die Gemälde des
Rubens, welcher auf seine blühende
Farbengebung von größtem Einfluß wurde,
und dessen Liebesgarten auch das Vorbild für Watteaus
galante
Feste war. Um 1708 wurde Watteau
Schüler der
Akademie, um den römischen
Preis zu gewinnen, erhielt im nächsten Jahr aber nur den zweiten
Preis.
Damit begab er sich nach seiner Vaterstadt, von wo er um 1711 wieder nach Paris zurückkehrte. Auf Anregung des Malers Lafosse bewarb er sich um die Mitgliedschaft der Akademie und wurde auch zugelassen, aber erst 1717 als Mitglied aufgenommen, weil er, von Aufträgen überhäuft, das vorschriftsmäßige Aufnahmebild (es war die Abfahrt nach der Insel Cythera, jetzt im Louvre zu Paris) nicht eher einreichen konnte. Um 1716 nahm ihn der Kunstsammler Crozat in sein Haus, wo dessen große Handzeichnungensammlung ihm eine reiche Studienquelle eröffnete, und wo er mit Kunstkennern wie Mariette, Graf Caylus, Julienne u. a. in Verkehr trat. Im Herbst 1720 machte er eine Reise nach London, [* 4] von welcher er Anfang 1721 zurückkehrte. Er starb an der Schwindsucht 18. Juli d. J. in Nogent bei Vincennes.
Trotz seines siechen
Körpers hat Watteau
eine große Anzahl von Bildern geschaffen, welche im
Gegensatz zu seinem melancholischen
Temperament der Verherrlichung des heitersten Lebensgenusses und naiver Sinnenlust dienen. Er hat mit seinen Schäferstücken,
galanten
Festen, ländlichen Vergnügungen und Schauspielerdarstellungen eine neue
Gattung der
Malerei begründet
und durch seine
Figuren, deren
Kostüm
[* 5] er zumeist den arkadischen
Schäferspielen des
Theaters entlehnte, einen Einfluß auf
die Modetracht seiner und der spätern Zeit geübt.
Schon zu seiner Zeit kamen die Coiffures
à la Watteau
auf, zu denen sich später ganze
Kostüme
[* 6]
à la Watteau
, die Watteauhäubchen, die
Negligees
à la Watteau
u. a. m. gesellten. Mit großer Sicherheit und Lebendigkeit der
Zeichnung verband er eine geistreiche und leichte, wenn auch bisweilen flüchtige Pinselführung und ein fein ausgebildetes
Naturgefühl, welches sich besonders in den landschaftlichen
Hintergründen seiner Gemälde zeigt. Die größte Zahl von Gemälden
Watteaus
(19) befindet sich, von
Friedrich d. Gr. angekauft, im
Besitz des deutschen
Kaisers (im
Schloß
zu
Berlin
[* 7] und im
Neuen
Palais bei
Potsdam),
[* 8] darunter eine in der
Komposition veränderte Wiederholung der Abreise nach der
Insel
Cythera, der Liebesunterricht, ein ländliches
Vergnügen, die tanzende
Iris und das Firmenschild des Kunsthändlers Gersaint,
und demnächst im
Louvre zu
Paris (der Fehltritt, la Finette, l'Indifferent, der italienische
Harlekin
Gilles
und die
Gesellschaft im
Park).
Eine große
Anzahl von Bildern Watteaus
befindet sich auch in englischem Privatbesitz (die hervorragendsten bei
Sir
Richard
Wallace in
London). Von seinen übrigen Werken sind hervorzuheben: die
Liebe auf dem italienischen und französischen
Theater
[* 9] und das Frühstück (im
Museum zu
Berlin), zwei galante
Feste im
Freien (in der
Dresdener
Galerie), der junge
Savoyarde und das
Menuett (in der
Eremitage zu St.
Petersburg),
[* 10] die Dorfhochzeit (im Soanemuseum zu
London), der
Ball und die
Jagdgesellschaft (im
Dulwich
College bei
London).
Die
Mehrzahl der
Bilder und
Kompositionen Watteaus
(gegen 800) sind von
Audran, Aveline,
Fr.
Boucher,
Caylus,
C. N.
Cochin, Huquier, Larmessan, Scotin,
Thomassin u. a. gestochen worden (eine Auswahl davon auf 60 Tafeln mechanisch reproduziert
in:
»Dekorationen und
Malereien von A. Watteau«
, Berl. 1888). Seine Art wurde eine Zeitlang durch seine
Schüler
Lancret und
Pater fortgesetzt.
Vgl. Cellier,
Antoine Watteau
(Valenciennes 1867);
de
Goncourt, Catalogue
raisonné de l'œuvre peint, dessiné et gravé d'A. Watteau
(Par. 1875);
Derselbe, L'art du XVIII. siècle (3. Aufl., das. 1880);
Dohme in
»Kunst und
Künstler«, Bd. 3; Vollbehr,
Antoine Watteau
(Hamb. 1885);
Hannover,
[* 11]
De galante
Festus
Maler A. Watteau
(Kopenh. 1888);
P. Mantz in der »Gazette des Beaux-Arts« (1889).