Wasserstof
fsuperoxyd
H2O2 entsteht sehr allgemein bei Oxydationsprozessen, erhält sich aber wegen seiner leichten Zersetzbarkeit stets nur in geringen Mengen und findet sich in solchen auch in der Atmosphäre. Zur Darstellung löst man Baryumsuperoxyd in verdünnter Salzsäure, kühlt, filtriert, setzt Barytwasser zu, wäscht das ausgeschiedene Baryumsuperoxydhydrat mit schwachem Barytwasser und trägt es in kalte verdünnte Schwefelsäure [* 2] ein.
Die filtrierte verdünnte
Lösung von Wasserstof
fsuperoxyd kann man durch Ausfrierenlassen oder durch
Verdampfen im trocknen Luftstrom unter
30° konzentrieren. Eine 3proz.
Lösung hält sich, schwach angesäuert, unter 25° im
Dunkeln monatelang.
Wasserstof
fsuperoxyd bildet einen farblosen
Sirup, riecht eigentümlich, schmeckt schrumpfend bitter, löst sich in
Wasser und
Alkohol,
wenig
in
Äther, spez. Gew. 1,452, erstarrt nicht bei -30°, zersetzt sich sehr leicht
in
Wasser und
Sauerstoff und wirkt daher sehr kräftig oxydierend; doch kann es in andern
Fällen auch reduzierend
wirken.
Eine verdünnte wässerige
Lösung verträgt Siedetemperatur, wobei sich das Wasserstof
fsuperoxyd zum Teil unzersetzt verflüchtigt. Auf
der
Zunge erzeugt einen weißen
Fleck; es bleicht viele
Farbstoffe und färbt die
Haare
[* 3] aschblond. Man benutzt es daher als kosmetisches
Mittel (golden hair wash), zum
Bleichen von
Elfenbein,
Federn,
Seide,
[* 4] auch zur
Restauration alter
Ölgemälde,
um vergilbtes und gedunkeltes
Bleiweiß
[* 5] wiederherzustellen, und zum
Waschen von
Photographien, zum Entfernen der letzten
Spuren
von unterschwefligsaurem
Natron, zur
Reinigung kostbarer
Zeichnungen, als Desinfektionsmittel, als
Mund- und Waschwasser etc.
In allen diesen
Fällen muß man zunächst die dem Wasserstof
fsuperoxyd zugesetzte
Säure durch ein paar
Tropfen
Ammoniak fortnehmen,
auch sind die zu behandelnden
Stoffe durch
Seife,
Ammoniak,
Äther,
Benzin etc. von
Fett sorgsam zu reinigen; es wäre das vorzüglichste
Bleichmittel, wenn es billig genug hergestellt werden könnte, da es nicht wie das
Chlor einen die
Fasern zerstörenden
Stoff
in denselben zurückläßt. Es wurde 1818 von
Thénard entdeckt.