Wasserstoff
Leuchtgas

* 3
Leuchtgas.(Hydrogenium) H, chemisch einfacher gasförmiger Körper, findet sich im freien Zustand in sehr geringer Menge in der Atmosphäre, in den von Vulkanen ausgestoßenen Gasen, auch in den Gasen, welche den Erdölquellen entströmen, und im verdichteten Zustand in den Meteoriten. Es tritt auch bei der Zersetzung vieler organischer Stoffe durch Gärung und trockne Destillation [* 2] auf und findet sich daher in den Darmgasen, in der ausgeatmeten Luft und im Leuchtgas. [* 3]
Viel weiter verbreitet sind Wasserstof
fverbindungen, namentlich die
Verbindung mit
Sauerstoff, das
Wasser
(welches 11,11 Proz. Wasserstoff
enthält), die Stickstoffverbindung,
das
Ammoniak, Kohlenstoffverbindungen, die zahlreichen natürlich vorkommenden
Kohlenwasserstoffe
(Erdöl,
[* 4]
Sumpfgas). Mit
Sauerstoff
und
Kohlenstoff, oft auch mit
Stickstoff verbunden, ist ein
Bestandteil aller organischen
Körper. Zur
Darstellung von reinem
Wasserstoff
zersetzt man
Wasser durch den elektrischen
Strom oder durch
Natrium, welches sich des
Sauerstoffs des
Wassers bemächtigt, so daß der Wasserstoff
frei wird, oder durch Erhitzen von
Zink mit
Kalilauge oder durch Übergießen von reinem
Zink mit reiner verdünnter
Schwefelsäure.
[* 5] Im letztern
Fall wird die
Entwickelung sehr beschleunigt, wenn man Platinblech oder
einige
Tropfen Platinchloridlösung zu dem
Zink bringt.
Größere
Mengen Wasserstoff
gewinnt man aus
Eisen,
[* 6] besser aus
Zink und gewöhnlicher verdünnter
Schwefelsäure, wobei schwefelsaures
Eisenoxydul, resp. schwefelsaures
Zinkoxyd als Nebenprodukte erhalten werden. Dies
Gas kann mit
Arsen-,
Phosphor- und
Schwefelwasserstoff,
bei Anwendung von
Eisen mit übelriechenden
Kohlenwasserstoffen verunreinigt sein und muß durch geeignete Waschflüssigkeiten
gereinigt werden. Leitet man Wasserdampf über glühendes
Eisen, so entstehen
Eisenoxyduloxyd und Wasserstoff.
Am vorteilhaftesten erhitzt
man
Ätzkalk mit
Koks oder
Anthracit in einer
Retorte und leitet das entweichende Gemisch von Wasserstoff
und Kohlensaure durch
Kalkmilch,
um die
Kohlensäure zu beseitigen.
Wasserstoffsäuren - Wa

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Seite 16.437.
Über das in der
Retorte bleibende Gemisch von kohlensaurem
Kalk und
Kohle wird überhitzter Wasserdampf
geleitet und dadurch
Ätzkalk regeneriert, so daß man ohne weiteres von neuem Wasserstoff
erhalten kann, solange noch
Kohle vorhanden
ist. Am bequemsten und besonders zum
Füllen von
Luftballons erhält man Wasserstoff
durch Erhitzen von
Ätzkalk mit
Zinkstaub. Die Mischung
kann in verlöteten Blechbüchsen
[* 7] vorrätig gehalten werden, wenn man den
Ätzkalk bei 300° scharf getrocknet
hatte. Die Gasentwickelung erfolgt bei Rotglut. Wasserstoff
ist ein farb-, geruch- und geschmackloses
Gas, wird durch sehr starken
Druck und bei sehr niedriger
Temperatur zu einer stahlblauen
Flüssigkeit verdichtet, ist der leichteste aller
Körper, spez. Gew.
0,069 (1
Lit. wiegt
¶
mehr
0,0896 g) und besitzt auch das kleinste Atomgewicht, welches daher = 1 angenommen wird. Er ist in Wasser weniger löslich als
Sauerstoff, sehr leicht entzündlich, verbrennt mit schwach leuchtender, äußerst heißer Flamme,
[* 9] in welcher Platindraht weißglühend
wird und intensives Licht
[* 10] ausstrahlt, zu Wasser. Wasserstoff
entzündet sich auch, wenn er auf Platinschwamm strömt,
und ein Gemisch mit Sauerstoff oder Luft explodiert sehr heftig (s. Knallgas). Man darf deshalb aus Entwickelungsapparaten ausströmenden
Wasserstoff
nicht entzünden, bevor die Luft vollständig ausgetrieben ist.
Führt man eine kleine Wasserstoff
flamme in eine an beiden Seiten offene, senkrecht stehende Glasröhre, so entstehen Töne,
deren Höhe von der Länge und Weite des Rohrs über der Flamme abhängig ist (chemische Harmonika), und die
man also durch Heben und Senken des Rohrs beliebig variieren kann. Bei gewöhnlicher Temperatur ist Wasserstoff
ziemlich indifferent,
er verbindet sich auch mit Chlor im Dunkeln nicht, im zerstreuten Tageslicht nur langsam, im direkten Sonnenlicht dagegen
unter heftiger Explosion.
Chlorschwefel - Chlorw

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Chlorwasserstoff.
Mehrere Metalle absorbieren große Mengen Wasserstoff
, ohne den metallischen Habitus zu verlieren, so daß die Verbindung wie eine Legierung
des Metalls mit metallischem Hydrogenium zu betrachten ist. Sie geben diesen Wasserstoff
nur beim Erhitzen im luftleeren Raum wieder
ab. Bei Rotglut sind Platin, Palladium, Eisen für Wasserstoff durchdringlich. Viele Metalloxyde werden beim Erhitzen,
manche schon bei gewöhnlicher Temperatur, durch Wasserstoff unter Wasserbildung vollständig reduziert; viele Schwefelmetalle und Chlormetalle
werden unter Bildung von Schwefelwasserstoff und Chlorwasserstoff
[* 11] durch Wasserstoff reduziert.
Besonders kräftig reduzierend wirkt Wasserstoff im Entstehungsmoment. So wird vielen Körpern Sauerstoff entzogen, wenn man sie mit verdünnter Schwefelsäure übergießt und Zink hinzufügt, oder wenn man sie in Wasser bringt und Natriumamalgam in dasselbe einträgt. Der Wasserstoff ist einwertig und bildet mit Sauerstoff das Wasser H2O und Wasserstoffsuperoxyd H2O2 . Er dient zum Füllen der Luftballons, als Feuerzeug (Döbereinersche Zündmaschine), zur Bereitung von Knallgas und zu Beleuchtungszwecken, indem man billig bereiteten Wasserstoff mit Kohlenwasserstoffdämpfen mengt oder Platindraht in der Flamme erhitzt. Ein mit Kohlenoxyd gemischtes Wasserstoffgas, durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohlen erhalten, dient als Heizmaterial (Wassergas). [* 12] Die Entwickelung brennbaren Gases bei Einwirkung verdünnter Säuren auf gewisse Metalle wurde schon im 16. Jahrh. von Paracelsus beobachtet, aber erst 1766 erkannte Cavendish den Wasserstoff (brennbare Luft) als eigentümliche Luftart.