Wartburg
krieg
(Sängerkrieg auf der Wartburg), ein poetischer Wettstreit, der nach mittelalterlicher
Sage 1206 oder 1207 auf
der
Burg des
Landgrafen
Hermann von
Thüringen stattgefunden haben soll und in einem lyrisch-didaktischen Gedicht mittelhochdeutscher
Sprache
[* 2] aus der Zeit um 1260 von einem unbekannten Verfasser geschildert ist. Das Gedicht läßt
sieben Dichter, darunter
Heinrich von Ofterdingen,
Walther von der Vogelweide,
Wolfram von Eschenbach,
Reinmar von Zweter, zum
Sangeskampf über den ruhmwürdigsten
Fürsten auf
Leben und
Tod versammelt sein.
Heinrich von Ofterdingen, der, entgegen den übrigen, das Lob Herzog Leopolds von Österreich [* 3] singt, verliert den Sieg gegen Walther von der Vogelweide, welcher den Thüringer Landgrafen preist. Der Überwundene will sich dem Schiedsspruch, der ihn der Hand [* 4] des Henkers überantwortet, als einem ungerechten Urteil nicht unterwerfen; er ruft den Zauberer Klingsor aus Ungarland zu seinem Beistand herbei, der dann mit Wolfram von Eschenbach streitet, dem er mystische Rätselfragen vorlegt.
Wolfram löst diese, so daß der endlich gleichfalls für besiegt erklärte Klingsor mit Zuhilferufung des Teufels droht. Das Gedicht ist strophisch gegliedert und in dialogischer Form abgefaßt, entbehrt aber eigentlichen dichterischen Wertes fast gänzlich. Erhalten ist dasselbe in zwei Bearbeitungen: in der Manessischen und der jenensischen Handschrift der Minnesänger. Gedruckt liegt es vor in v. d. Hagens »Sammlung der Minnesänger«, Bd. 2 (Leipz. 1838), sowie in besondern, aber unzuverlässigen Ausgaben von A. Zeune (Berl. 1818) und Ettmüller (Ilmen. 1830). Die beste Ausgabe (mit Übersetzung) lieferte Simrock (Stuttg. 1858).
Vgl.
Koberstein, Über das wahrscheinliche
Alter und
die Bedeutung des Gedichts vom Wartburg
krieg (Naumb. 1823);
Lucas, Über den Krieg von Wartburg (Königsb. 1838);
v. Plötz, Über den Sängerkrieg auf der Wartburg (Weim. 1851);
Wilmanns, Das Fürstenlob des Wartburg
kriegs
(»Zeitschrift für deutsches
Altertum«, Bd. 28).
In der Neuzeit fand die
Sage vom Wartburg
krieg durch R.
Wagner
(»Tannhäuser«) dichterische Behandlung.