Walzwerk,
[* ] Maschinenanlage zur Herstellung von Blech, Walzeisen, Röhren, Draht.
Zur Formgebung dienen Walzen (s. d.), meist aus Gußeisen (Hartguß), die paarweise zwischen zwei gußeisernen
forlaufend
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Ständern (Walzengerüst) eingelagert sind.
Nur bei dem zur Herstellung von Nadreifen benutzten Kopfwalzwerk liegen die Walzen außerhalb der Ständer.
In der Regel werden in einem Ge- rüst zwei Walzen zusammengestellt (Duo Walz- werk);
für gewisse Fälle der Fabrikation auch drei (Trio walz werk) und mehr.
Die Walzenachsen liegen mit wenig Ausnahmen horizontal überein- ander, ragen über die Gerüste nach außen vor und erhalten hier quadratischen oder sternförmigen Quer- schnitt, um die Walzen nebeneinander stehender Ge- rüste unter Einschaltung kurzer Wellenstücke mit Hilfe übergeschobcner Htuffen zusammenschließen (kuppeln) zu können.
Eine Anzahl solcher im Ver- band stebeuder Einzelwalzwerke bilden eine W alzen - [* ] strahe(s.nachstehendeFig.i).
Die von einem Dampf- odcr Wassermotor ausgehende Betriebsarbeit wird Nig. 1. unter Vermittelung von Zahnrädern a (Kräu- seln), die in einem besondern Gerüst d gelagert sind, und einer ausrückbaren Klauen- oder Reibungs- kuppelung o dem ersten Walzenpaar I der Straße zugeleitet und von diesem aus mittels der Walzen- kuppelungen ä ans die übrigen II u. s. w. über- tragen.
Indem die Querschnittsabmessungen der Kuppelnngswellen so gewählt werden, daß die Festigkeit dieser geringer ist als die der Walzen- körper und Walzenzapfen, sichern dieselben die Wal- zen bei zu starkem Anwachsendes Arbeitswiderstan- des vor Bruch (Vrech tuppclnngcn).
Die untere Walze der Duowalzwerke ist unverrückbar gelagert; die Lager der obern Walze gleiten in den rahmen- artig gestalteten Gerüsten und können mittels Gegen- gewichten n. dgl. gehoben, mittels Schrauben- spindeln oder hydraulischen Druckwerken gesenkt werden.
In der tiefsten Stellung berühren sich die Walzen in der sog. Walzlinie.
Vor dieser liegt an der Einzngseite der umlaufenden Walzen der zur Stützung und sichern Einführung des Werkstückes dienende Walzentisch;
auf der Austrittseite lösen Abstreifmeißel das Werkstück von den Walzen- flachen ab.
Für wiederholtes Auswalzen des Ar- beitsstückes muß dieses nach jedem Durchgang auf die Einzugseite über die Oberwalze zurückgeführt werden.
Bei großen, für die Bearbeitung schwerer Stücke bestimmten Walzwerk werden zur Erleichterung des Nberhebens an der Ein- und Austragseite der Wal- zen Walzentische angeordnet, die in der Höhenrich- tung verstellbar sind.
Nicht selten sind die Stutz- flächen dieser aus einer größern Anzahl neben- einander liegender Transportwalzen gebildet, die zuweilen zur Erleichterung des Transportes selb- ständige Drehung erhalten.
Zur Vermeidung des mit dem Überheben verbundenen Zeitaufwandes tann durch Einschaltung eines Wendegetriebes zwi- schen Motor und Krauselgerüst nach jedem Durch- gang des Werkstückes dieNmlaufrichtung der Walzen gewechselt werden (Kehr- oder Reversierwalz- werke).
Bei den Triowalzwerken findet die Rück führung des Werkstückes zwischen der Mittel- un^ Oberwalze, also unter Leistung von Walzarbeil statt.
Die bisher erwähnten Walzwerk heiszen auch Schub oder Langwalz werke.
Liegen jedoch die Acksei der Walzen geneigt zueinander im Gerüst, so erhäl das Werkstück neben der fortschreitenden auch einl Drehbewegung, wodurch derartige Walzwerk zur Her stellung von Rundstäben und Röhren geeignet wer den (Schrägwalzwerk; s. auch Mannesmann sches Röhrenwalzverfahren).
Die Verminderung des Querschnittes eines Werk stückes ist stets mit einer Lüngenzunahme, dei Strecknng, des letztern verbunden.
Die Quer schnittsabnadmc in der Richtung normal zur Walz linie wird die Stauchung, diejenige parallel zi dieser Linie die Breit ung genannt.
Zur Herstel lung plattenförmiger Körper (Bleche, Panzerplatten) wer den Walzen von kreiscylin drischer Gestalt benutzt, de ren Länge der Breite de^ Arbeitsstückes entspricht.
Dei Abstand der Walzen in dci Walzlinie bedingt die Dickt des herznstellenden Arbeits stückes und wird für jeder nenenDnrchgang verkleinert Die Breitung ist hierbei ir der Regel nicht begrenzt, die Werkstücke erhalten daher rauhe Ränder.
Für Platten mit genar rechteckigem Querschnitt werden den Walzen nock zwei kurze stehende Cylinderwalzen vorgelagert, du selbständig angetrieben werden und deren gegew seitiger Abstand, der Breite des Werkstückes ent sprechend, geregelt wird (Universalwalzwerke), oder es werden in die Oberfläche der einen odel anch der beiden Walzen rundumlaufende Nuten (Kaliber) geschnitten, deren Querschnitt dem bcr zustellenden Stabquerschnitt gleicht.
Diese Kalibei sind für die Herstellung beliebiger Stabformen ge eignet. Man unterscheidet offene und gcschlosscm Kaliber.
Auch im Kaliber kann die Verminderung und Umgestaltung des Querschnitts eines Werk stückes nur allmählich erfolgen.
Sie erfordert bei Walzen mit offenen Kalibern, ebenso wie bei Platten- Walzwerken, die Veränderung des gegenseitigen Ad [* ] Fig. 2. standes der beiden in einem Gerüst vereinten Wal zen, bei geschlossenen Kalibern das Durchlaufe! mehrerer derselben, deren Querschnitte allmählick kleiner werden und so gestaltet sind, daß der Quer schnitt des Walzstückes sich allmählich der verlangter Endform nähert.
Die Ermittelung des Abnahme- verhältnisses der Kaliber erfordert eine genam
mehr
495 Kenntnis der Arbeitseigenschaften des zu verarbeitenden Materials und große praktische Erfahrung.
Verwickelte Querschnittsformen erfordern meist eine große Zahl von Einzelkalibern. In [* ] Fig. 2 sind die aufeinander folgenden Kaliber eines Schienenwalzwerkes wiedergegeben.
Sehr dünne Stäbe zu Walzdraht werden gleichzeitig durch eine Anzahl (bis 20) Kaliber hindurchgeführt und hierbei in einem Durchgang vollendet.
Die Kaliber sind dann zweckmäßig auf Walzenpaare verteilt, die bei gleichem Durchmesser mit zunehmender Geschwindigkeit umlaufen.
Über die in der Münztechnik gebrauchten Walzwerk s. Münze.
Das Walzwerk tritt auch als Zerkleinerungsmaschine auf und hat je nach dem zu verarbeitenden Material verschiedene Konstruktionen.
Beispiele hiervon sind die Walzenstühle (s. Mahlmaschinen), die Walzmaschine der Schokoladenfabrikation (s. Schokolade), die Walzwerk der Thonwarenfabrikation (s. d.).