Wallonen
323 Wörter, 2'254 Zeichen
romanisches, den
Franzosen verwandtes
Volk, welches Teile der franz.
Departements
Nord,
Pas de Calais,
Aisne,
Ardennen, vorzüglich aber die belgischen
Provinzen
Hennegau,
Namur,
[* 2]
Lüttich
[* 3] und
Luxemburg,
[* 4] das südliche
Brabant und einige Ortschaften um
Malmedy in Rheinpreußen bewohnt. Die Wallonen
stammen von den alten gallischen Belgiern ab, die
sich mit römischen
Elementen vermischten, worauf der
Name Wallonen
(holländ.
Walen) hindeutet. Sie sind von gedrungenem, mittelgroßem,
kräftigem Körperbau, haben meist dunkles
Haar
[* 5] und dunkle
Augen und übertreffen an Regsamkeit, Gewandtheit
und Anstelligkeit ihre vlämischen, an
Ausdauer und Fleiß ihre französischen Nachbarn. In
Belgien wird ihre Zahl auf 2¼
Mill. angegeben; vor allem sind sie tüchtige
Soldaten und haben hervorragende
Feldherren, wie z. B.
Tilly, geliefert.
Die
Sprache
[* 6] der Wallonen
ist in ihrem Grundstock echt romanisch, hat aber einen großen Vorrat
keltischer
Wörter bewahrt und viel vom
Niederdeutschen angenommen. Sie ist reich an
Metaphern, witzig, voller
Onomatopöien
und hat in ihrem
Alphabet neben v und c noch w und k, wie im
Deutschen. Im 18. Jahrh. begann man dieselbe auch zu schreiben,
indessen gelangte sie in litterarischer Beziehung nicht über die Bedeutung einer Dialektdichtung hinaus.
Lambert de Rickman schrieb in ihr zuerst eine
Satire auf die Badeorte (»Les aiw di Tonk«); ihr folgte
»Pasqu'ee critique et
calotene so les affaires del medicine« von einem Anonymus; ferner das erste
Drama: »Si Ligeoi egagi« (1757),
von J. J. ^[Jacques Joseph] Fabry, dem mehrere andre sich anschlossen.
Vgl. Cambresier, Dictionnaire wallon-français (Lütt. 1787);
folgende Werke von Grandgagnage: »De l'origine des Wallons« (das. 1852),
»Vocabulaire des noms wallons« (2. Aufl., das. 1857) und »Dictionnaire étymologique de la langue wallonne« (Bd. 1 u. 2, das. 1845-51; Bd. 3 von Scheler, 1880);
Henaux, Études historiques du pays wallon (das. 1843);
Dejardin, Dictionnaire des 'spots', ou proverbes wallons (das. 1863);
Forir, Dictionaire liégeois-français (das. 1866-74, 2 Bde.);
Simonon, Poésies en patois de Liége (das. 1845);
van der Kindere, Recherches sur l'ethnologie de la Belgique (Brüssel [* 7] 1872).