Wallfahrten
,
Gänge,
Reisen oder feierliche Züge nach heiligen
Stätten, um dort zu beten oder ein Gelübde zu erfüllen.
Die
Ansicht, daß das Gebet an einem bestimmten Orte wirksamer sei als anderswo, ist uralt. Griechen
und
Römer
[* 2] unternahmen schon
Reisen nach fernen
Tempeln, die alten
Germanen «Waldfahrten» nach heiligen Hainen. Die
Juden wallfahrteten
zu den hohen Festen nach
Jerusalem;
[* 3] bei den Mohammedanern sind noch die Wallfahrten
nach Mekka und Medina gebräuchlich (s.
Haddsch und
Kaaba).
In der christl.
Kirche wallfahrtete
man namentlich seit dem 4. Jahrh. zu den Gräbern der Märtyrer. Die
heil. Helena (s. d.) zog zum
Grabe Jesu nach
Jerusalem, und ihr
Beispiel fand viele Nachahmer. Gegen die allmählich bei solchen
Wanderungen eingerissene Sittenverderbnis eiferten schon im 4. Jahrh.
Gregor von
Nyssa und andere
Kirchenlehrer.
Doch blieb es in der
Kirche
Sitte, Wallfahrten
einzeln oder in großer Anzahl anzustellen, besonders nach den durch
Reliquien (s. d.)
oder Gnadenbildern (s. d.) ausgezeichneten Orten. Im großen fanden die Wallfahrten
in
den Kreuzzügen statt.
Die Wallfahrer nach
Jerusalem und andern entfernten Orten hießen Pilger
(s. d.) oder Wallbrüder.
Besonders nach den Kreuzzügen mehrten sich die Wallfahrtsorte außerordentlich und wurden von den Päpsten meist mit großen
Ablässen versehen. Unter den Wallfahrtsorten im 15. Jahrh. zeichneten sich aus:
Jerusalem,
Rom,
[* 4]
Loreto, Compostella, Wilsnack,
Einsiedeln,
Aachen
[* 5] und
Trier.
[* 6] In der kath.
Kirche gelten die Wallfahrten
als verdienstliche Werke. (S. auch
Bittgänge,
Prozession.)