Walenstadt
oder Wallenstadt (Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
431 m. Gem. und kleine Stadt am O.-Ende des
Walensees und etwa 1 km
von dessen Ufer entfernt, an der Mündung der kanalisierten
Seez und am S.-Fuss der steil abfallenden
Wände der
Churfirsten.
Station der Linie
Zürich-Weesen-Sargans-Chur. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach dem
Walenstadterberg. Die politische
Gemeinde (eine der grössten des Kantons) umfasst vier Ortsgemeinden:
Bärschis,
Tscherlach, Walenstadt
(mit Stadt Walenstadt
,
Fäsch, Lige, Lochezen,
Stad, Upien und Zollacker) und
Walenstadterberg (mit Dorf,
Feld und Untersäss).
Zusammen: 477
Häuser, 2994 Ew. (wovon 366 Reformierte);
Stadt: 235 Häuser, 1723 Ew. Kathol.
Pfarreien Walenstadt
und
Bärschis,
reform. Pfarrei Walenstadt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Land-, Alp- und Forstwirtschaft, nebst Wein- und Obstbau. Daneben
blühen auch Gewerbe und Industrie: Buntweberei, Stickerei, Kalk- und Zementfabrikation. Fremdenverkehr und Hotelwesen; beliebte
Sommerfrische. Vor der Anlage der Eisenbahn längs dem Seeufer gab auch die Schiffahrt (Spedition von Kaufmannsgütern von
Zürich
und Glarus
her) vielen Verdienst. Walenstadt
ist eidg. Waffenplatz (Offiziersschiessschulen).
Eine Buchdruckerei mit Zeitung. Sekundarschule. Staatlich unterstütztes Krankenhaus. Zahlreiche gemeinnützige, wohltätige, politische und religiöse Vereine und Institutionen. Auf hohem und steil abfallendem Felshügel bei Bärschis steht die Kapelle St. Georg, deren Grundmauern noch aus der Römerzeit datieren (römisches Kastell) und die als eines der ältesten Baudenkmäler der Schweiz gilt. Sie ist vor einigen Jahren renoviert und jedermann zur Besichtigung zugänglich gemacht worden.
Von
Bärschis aus ist die Besteigung des
Alvier (2363 m) ohne besondre Schwierigkeiten auszuführen. Walenstadt
liegt überhaupt
im Herzen eines prächtigen Exkursionsgebietes und besitzt im
Walenstadterberg ein berühmtes und viel besuchtes Ausflugsziel
und Kurgebiet. Reste der an der Stelle des heutigen Walenstadt
befindlichen Römersiedelung kommen bloss
bei ziemlich tiefem Nachgraben zum Vorschein. Dass die Gegend schon vordem besiedelt gewesen, beweisen das Refugium auf den
Reischiben und der Fund eines Bronzebeiles in einem Bach bei
Bärschis. Urkundliche Namensformen: 966 Walahestada, 1000-1100
de ripa Walahastad, 1282 Walastat, 1351 Walenstat;
seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auch mit Verdoppelung des Konsonanten Wallenstat, Wallen- ¶
mehr
statt u. s. f. Der Name bedeutet «der Walen (d. h. Wälschen, hier Rätoromanen) Stad» und zeigt, dass hier ursprünglich Rätoromanen
sassen. So heisst denn der Ort im romanischen Idiom heute noch Riva, d. h. «Ufer, Stad, Landungsplatz», der See Lac Rivaun, d. h.
«See von Riva». Walenstadt
hatte unter den Grafen von Montfort (seit der Mitte des 14. Jahrhunderts), unter
Oesterreich und seit 1460 unter eidgenössischer Herrschaft immer bedeutende städtische Rechte und einen selbst gewählten
Schultheiss und Rat.
Ums Jahr 1570 berichtet der Bündner Chronist Campell von dem Städtchen: «In
unsern Tagen ist dasselbe ein lebhafter Stapelplatz für Waren und Reisende, die den See befahren oder
bei Sturm auf ruhiges Wetter warten». Verheerende Schadenfeuer suchten das Städtchen 1799 und 1861 heim. Die Uferlandschaft
war noch vor hundert Jahren infolge der misslichen Abflussverhältnisse versumpft und ungesund, bis dann das Linth-Escher-Werk
auch hier die ersehnte Sanierung brachte und das Gelände in einen lachenden Garten von Obstbäumen, grünen
Matten und fruchtbaren Feldern umwandelte. Als hervorragender Bürger von Walenstadt
ist zu nennen der Landeshauptmann
Bernold, der unter dem Pseudonym des «Barden von Riva» sich auch als Dichter bekannt machte.