Waffentanz
,
ein im Altertum namentlich bei den Griechen und Römern beliebter und an den großen öffentlichen Festen, bei Siegesfeiern etc. von bewaffneten Männern, im Mars-, Minerva- und Dianenkult auch von Priestern und Priesterinnen aufgeführter Tanz, meist ein mimisch-kriegerisches, in rhythmischen Bewegungen vor sich gehendes Kampfspiel darstellend, wobei altertümliche Ideen von der Abwehr des durch Dämonen über das Land gebrachten Unheils vorwalteten. Am berühmtesten war die Pyrrhiche, als deren Erfinder die Kureten galten.
Bei den
Römern finden wir die Waffentänze der
Salier, die bei den circensischen
Spielen zur Aufführung kamen. Bei den
Germanen
wurden zu
Ehren des Schlachtengottes
Tyr (s. d.) und auch sonst in
Verbindung mit Opferfesten und
Aufzügen
Schwerttänze aufgeführt, die
Tacitus beschrieben hat. Im
Mittelalter besaßen an vielen
Orten die
Messer- und Waffenschmiede
das Vorrecht, in der Karnevalszeit einen öffentlichen Schwertertanz veranstalten zu dürfen. Im
Departement
Niederalpen wird
noch heute ein altertümlicher Waffentanz
am Rochusfest, Bachuber genannt (also wohl zur Vertreibung
der Pestdämonen), aufgeführt, wobei die
Weiber in der Mitte stehen und einen alten
Gesang anstimmen, während die jungen
Leute ihre altertümlichen, in der
Kirche bewahrten
Schwerter
[* 3] bald schirmend gegen die Mitte ihres
Kreises halten, bald laut
aneinander schlagen.
Auch in Deutschland [* 4] ist hier und da der Schwertertanz (Eifelgebirge) um Weihnachten und Ostern im Schwange (vgl. Müllenhoff, Über den Schwerttanz, Berl. 1871), und im Norden [* 5] Englands herrscht zur Weihnachtszeit der Gebrauch, daß Gesellschaften von 15 Personen, mit Schwertern in den Händen, eine Art Spiel und Tanz mit Gesang und Musikbegleitung aufführen.
Vgl. Dixon, Ancient poems, ballads and songs of the peasantry of England (2. Aufl., Lond. 1861).
Bei einer großen Zahl von Naturvölkern findet man ähnliche Tänze: bei den Australiern zünden die Weiber dazu nachts ein Feuer an, setzen sich in einiger Entfernung auf den Boden, trommeln auf ein über das Knie gelegtes Opossumfell und singen dazu eintönige Weisen;
dann erscheinen die Tänzer mit Speeren und Feuerbränden in den Händen, und unter wildem Geheul, wobei die Speere gewaltig aneinander geschlagen und die Fackeln hin- und hergeschwungen werden, geht allmählich der Tanz in ein tolles Rennen und Jagen im Kreis [* 6] über.
Auf Neuseeland führten die Maori, bevor es zur Schlacht ¶
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kam, einen ungemein wilden Tanz auf, wozu man besondere Lieder sang. Auf den Antillen (auf Jaragua) wurden schon die spanischen
Entdecker mit Tänzen und Waffenspielen empfangen. In Südamerika
[* 8] haben die Passe einen Tanz (Ur-u-kapy), welcher nur von bewaffneten
Männern ausgeführt wird, ebenso die Uaupe. Eine noch größere Rolle spielt der Waffentanz
bei den Indianern
Nordamerikas. Wer unter ihnen einen Kriegsgesang anstimmt, den Kriegstanz ausführt und eine Gefolgschaft zusammenbringt, ist
Anführer; dagegen wird bei ihnen der »Skalptanz«, eine hohe religiöse
Zeremonie, gleichsam als Siegesfeier nach gewonnener Schlacht, nur von Frauen ausgeführt. Auch die Ostjaken in Asien
[* 9] ehren ihren
Gott Yelan durch heilige Schwerttänze.