Wackernagel
,
Wilh.,
Germanist, geb. zu
Berlin,
[* 2] trieb 1824–27 unter Lachmanns Leitung altdeutsche
Studien,
privatisierte 1828–33 in
Breslau
[* 3] und
Berlin und folgte 1833 einem Rufe nach Basel;
[* 4] dort wurde er 1835 ord. Professor der deutschen
Sprache
[* 5] und Litteratur, 1837 durch Ehrengeschenk
Bürger von Basel,
1854 in den
Großen
Rat, 1856 in den
Stadtrat
gewägt. Wackernagel
starb zu Basel.
Er war einer der vielseitigsten
Germanisten, in
Schärfe der Methode Lachmann, in der Freude
an den Realien Jak.
Grimm verwandt; als langjähriger Direktor der mittelalterlichen Sammlung in Basel
zog er auch die bildenden
Künste in den
Kreis
[* 6] seiner
Arbeiten. Seine Hauptwerke waren das «Deutsche
[* 7] Lesebuch» (3. Aufl., 4 Bde.,
Bas. 1873–79) mit dem zugehörigen «Wörterbuch» (5. Aufl.,
ebd. 1878) und die «Geschichte der deutschen Litteratur» (ebd. 1848–55,
unvollendet; 2. Aufl. von E. Martin, 2 Bde.,
1879–94),
die auch die
Sprach- und Kulturgeschichte, die Metrik u.a. berücksichtigt und das wissenschaftliche
Material in knappster
Darstellung, nach Dichtarten geordnet, erschöpft. Ferner gab Wackernagel
heraus das
«Landrecht des Schwabenspiegels»
(Zür. 1840),
«Altfranz. Lieder und Leiche» (Bas. 1846),
«Vocabularius optimus» (ebd. 1847),
Hartmanns «Armen Heinrich» (ebd. 1855; 2. Aufl. von Toischer, ebd. 1885),
«Walther von der Vogelweide» (mit Rieger, Gieß. 1862),
«Altdeutsche Predigten und Gebete» (Bas. 1876; aus dem Nachlaß). Seine akademischen Vorlesungen über «Poetik, Rhetorik und Stilistik» veröffentlichte L. Sieber (Halle [* 8] 1873). Die Mehrzahl der überaus mannigfachen und reichhaltigen Arbeiten W.s sind kleinere Monographien, Programme, Vorträge und Aufsätze, unter denen die «Geschichte des deutschen Hexameters und Pentameters bis auf Klopstock» (Berl. 1831),
«Die altdeutschen Handschriften der Baseler Universitätsbibliothek» (Bas. 1836),
«Die deutsche Glasmalerei» [* 9] (Lpz. 1855),
«Voces variae animantium» (2. Aufl., Bas. 1869) und «Job. Fischart von Straßburg» [* 10] (2. Aufl., ebd. 1874) genannt seien. Eine Sammlung seiner «Kleinern Schriften» veranstaltete M. Heyne (Lpz. 1874–75) in drei Bänden. Die naive Kraft, [* 11] den schalkhaften Humor seines frischen poet. Talents bezeugen die «Gedichte eines fahrenden Schülers» (Berl. 1828),
die «Neuern Gedichte» (Zür. 1842),
«Zeitgedichte» (Bas. 1843) und vor allem das köstliche «Weinbüchlein» (Lpz. 1845); eine Auswahl seiner «Gedichte» erschien Basel 1873.